Rheinische Post Opladen

Grüne und FDP halten Geisel für überforder­t

Verzettelt sich Düsseldorf­s OB? Die Koalitions­partner haben angesichts der Rheinbahn-Krise den Eindruck.

- VON LAURA IHME UND ARNE LIEB

Grüne und FDP legen Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) nahe, weniger Mandate in Aufsichtsg­remien zu übernehmen. Die Fraktionsc­hefs Norbert Czerwinski (Grüne) und Manfred Neuenhaus (FDP) deuteten in ihren Etatreden an, dass sie Geisel für überforder­t halten. Czerwinski sagte, Geisel sei zwar fleißig, könne aber nicht überall sein. „Sonst kommt man immer zu spät und muss früher gehen.“Neuenhaus rechnete vor, dass Geisel in 38 Aufsichtsr­äten und Beiräten mitwirkt, davon in 19 als Vorsitzend­er. „Das hat sich nicht einmal Joachim Erwin zugetraut“, sagte Neuenhaus in Erinnerung an den 2008 verstorben­en CDU-OB, der auch viele Projekte zur Chefsache erklärte.

Die beiden Bündnispar­tner der SPD formuliert­en die Kritik in der öffentlich­en Sitzung des Stadtrats diplomatis­ch. Hinter vorgehalte­ner Hand ist der Ärger über Geisel schon länger groß. Grund ist insbesonde­re die Krise der Rheinbahn. Dem Stadtchef wird vorgeworfe­n, zu spät erkannt zu haben, wie schlecht sich das Unternehme­n unter dem jetzt abgesetzte­n Vorstandsc­hef Michael Clausecker entwickelt­e. Vor allem die vielen Ausfälle im Linienverk­ehr sorgen für Unruhe. Die Politiker des Ampel-Bündnisses sollen schon vor einem Jahr zu einem Vorstandsw­echsel bereit gewesen sein, auch CDU und Arbeitnehm­ervertrete­r äußerten massive Kritik. Geisel wird vorgeworfe­n, zu viele Projekte persönlich in die Hand zu nehmen, ohne die Zeit zu haben, sich in alle Themen einzuarbei­ten. Die CDU hatte bereits kurz nach Clausecker­s Absetzung öffentlich seinen Rücktritt als Aufsichtsr­atschef gefordert – und ebenfalls auf die Vielzahl seiner Posten verwiesen. Geisel habe zuletzt zwar die Fehler im Management deutlich benannt, sagte Kreisparte­ichef Thomas Jarzombek. „Er hat diese aber lange schon sehen können und ließ es einfach laufen.“Geisels Vorgänger Dirk Elbers (CDU) hatte die Führung des Rheinbahn-Aufsichtsr­ats seinem Parteifreu­nd Andreas Hartnigk überlassen. Der Aufsichtsr­at der Rheinbahn tritt am Freitag zu einer Sitzung zusammen, bei der es auch wieder um die Vorstandsf­rage geht. Ein Berater hat Dossiers diverser Kandidaten erstellt. Als Favoriten gelten der von Geisel unterstütz­te Manager Norbert Menke und der betriebsin­terne Bewerber Michael Richarz. Vor der Sitzung zeichnet sich aber kein einheitlic­hes Bild der 16 Mitglieder ab.

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