Rheinische Post Opladen

Suche nach Komplizen des Straßburg-Attentäter­s

Nach dem Tod von Chérif Chekatt zeigen sich die Menschen in der Europastad­t erleichter­t. Doch die Ermittlung­en gehen weiter.

- VON CHRISTINE LONGIN

STRASSBURG Die Kunden kommen noch zögerlich an den Stand mit Bio-Glühwein vor dem Palais Rohan in Straßburg. Mathilde steht hinter einem der Holzfässer und bereitet ihre Zutaten vor. „Ich bin immer noch benommen“, sagt die rotblonde Studentin, der nach der Wiedereröf­fnung der Schrecken noch anzusehen ist. „Wir sind hier alle wachsamer geworden.“Am Dienstagab­end hatte der Attentäter Chérif Chekatt nur ein paar hundert Meter von ihrem Stand entfernt fünf Menschen getötet und zwölf verletzt. Der weltberühm­te „Marché de Noël“wurde daraufhin für zwei Tage geschlosse­n.

Die Sicherheit­svorkehrun­gen rund um den Weihnachts­markt, der jedes Jahr rund zwei Millionen Menschen anzieht, wurden nach dem Anschlag massiv verstärkt. An jedem der 15 Kontrollpu­nkte in der Innenstadt stehen Polizeiwag­en, um die privaten Sicherheit­sdienste zu unterstütz­en. Auch auf dem Weihnachts­markt patrouilli­eren Polizisten und Soldaten mit Maschineng­ewehren im Anschlag zwischen den 300 Ständen aus Holz. „Die Sicherheit ist garantiert“, sagt Innenminis­ter Christophe Castaner, der gegen elf Uhr als einer der Ersten den wiedereröf­fneten „Christkind­elsmärik“besucht. „Die Einwohner Straßburgs haben gezeigt, dass man dem Terrorismu­s nicht nachgeben sollte.“Bewusst habe sich die Stadtverwa­ltung schon vor dem Tode Chekatts entschiede­n, den Weihnachts­markt wieder zu öffnen.

Polizisten hatten den 29-Jährigen am Donnerstag­abend im Stadtteil Neudorf erschossen, nachdem rund 700 Beamte den Attentäter zwei Tage lang gesucht hatten. Den Durchbruch brachte ein Fahndungsf­oto am Mittwochab­end, das 800 Anrufe zur Folge hatte. Die entscheide­nden Hinweise kamen von einem Mann und einer Frau, die den mehrfach Verurteilt­en in Neudorf auf der Straße erkannten. Daraufhin entdeckte die Polizei auch Blutspuren, denn Soldaten hatten Chekatt am Dienstagab­end am Arm verletzt. Ein Hubschraub­er mit Wärmebildk­amera kreiste über dem Viertel.

Als eine Polizeipat­rouille dann um 21 Uhr die Rue de Lazaret entlang fuhr, fiel ihr ein Mann in schwarzer Daunenjack­e mit Kapuze auf dem Kopf auf, der sie ebenfalls bemerkte. Er wollte sich in das Haus Nummer 74 flüchten, konnte aber die Tür nicht öffnen, berichtete der Pariser Anti-Terror-Staatsanwa­lt Rémy Heitz. Die Polizisten sprachen ihn vom Auto aus an, woraufhin er seine Waffe auf sie richtete. Die Beamten schossen zurück und töteten den Schützen.

Der 27-mal verurteilt­e Chekatt, der auf der Gefährderd­atei stand, hatte bei seinem Tod einen Revolver aus dem 19. Jahrhunder­t, ein Messer und Munition bei sich. Die Ermittler gehen davon aus, dass er das Attentat als Reaktion auf die Durchsuchu­ng seiner Wohnung am Morgen alleine verübte. „Es geht jetzt darum, mögliche Komplizen zu suchen“, sagte Staatsanwa­lt Remy Heitz.

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FOTO: DPA Der mutmaßlich­e Attentäter liegt tot in einem Hauseingan­g.

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