Rheinische Post Opladen

Unbekannte­r sticht auf drei Frauen ein

Die Angriffe ereigneten sich in Nürnberg innerhalb weniger Stunden. Der Täter wurde bislang nicht gefasst.

- VON CATHERINE SIMON

NÜRNBERG (dpa) Zu sehen ist praktisch nichts mehr. Und trotzdem wissen am Freitagmor­gen alle Bescheid: Ein bislang Unbekannte­r hat am Vorabend im Nürnberger Stadtteil St. Johannis unweit der Kaiserburg drei Frauen niedergest­ochen und schwer verletzt. Zwei der drei Opfer im Alter von 26, 34 und 56 schweben zunächst in Lebensgefa­hr – erst nach Stunden geben die Ärzte Entwarnung. War es ein Terroransc­hlag? Hass auf Frauen? Die Taten eines Verrückten? Die Spekulatio­nen gehen in alle Richtungen. Die Polizei hat bisher keine Hinweise auf einen terroristi­schen Hintergrun­d. Der Täter ist bislang nicht gefasst.

Weil alle Opfer von den Angriffen völlig überrascht wurden, geht die Staatsanwa­ltschaft in allen drei Fällen von versuchtem Mord aus, wie die Sprecherin der Anklagebeh­örde, Antje Gabriels-Gorsolke, sagte. Da sich die Taten so stark ähnelten, spricht für die Polizei viel für einen Einzeltäte­r.

Ein Verdächtig­er konnte in der Nacht vor den Beamten flüchten: Ein Mann, auf den die Beschreibu­ng des Täters passte, rannte beim Anblick einer Streife in ein Haus. Die Einsatzkrä­fte verfolgten ihn und sperrten das Gebäude ab. Da in einer Wohnung Licht brannte und der Bewohner nicht öffnete, brachen die Beamten die Tür auf – doch die Räume waren leer. Auch Keller, Dachboden und Garagen wurden durchsucht – erfolglos. Ein Polizeispr­echer wollte sich nicht dazu äußern, ob es sich bei dem Mann wohl um den Täter handelte. „Es ist eine Spur, die überprüft wird“, sagte er lediglich.

Eine Sonderkomm­ission mit 40 Beamten soll die Fälle nun so schnell wie möglich aufklären. Auch sogenannte Profiler wurden dafür eingeschal­tet. Diese Fallanalyt­iker erstellen anhand der Begehungsw­eise der Taten ein Profil des Täters. Deshalb habe man „einige Personen im Fokus“, sagte der mittelfrän­kische Polizeiprä­sident Roman Fertinger.

Am Vormittag fährt eine Polizeistr­eife die Straßen ab. In der Nacht waren die Beamten mit einem Großaufgeb­ot im Einsatz. Stundenlan­g sei der Hubschraub­er über dem Stadtteil gekreist, berichtet ein Anwohner. Auch mit Hunden wurde nach dem Flüchtigen gesucht. „Wir zeigen verstärkte Präsenz und fahnden mit Hochdruck“, teilt die Polizei bei Twitter mit.

Eine Verbindung zwischen Täter und Opfern gibt es nach ersten Erkenntnis­sen der Polizei nicht. Der Mann habe sie wohl völlig zufällig ausgewählt und vor den Taten auch

nicht angesproch­en. Die Angriffe erfolgten zwischen 19 und 23 Uhr. „Die Vorgehensw­eise ist ungewöhnli­ch“, sagte der Leitende Kriminaldi­rektor Thilo Bachman. Im Umkreis der drei Tatorte suchten die Beamten nach der Tatwaffe – ein „Stichwerkz­eug“, wie Bachmann sagte: „Ich würde nicht zwingend das Wort Messer in den Mund nehmen.“Möglicherw­eise habe der Angreifer die Waffe weggeworfe­n.

Trotz unterschie­dlicher Beschreibu­ngen geht die Polizei von nur einem Täter aus. Es soll ein 25 bis 30 Jahre alter Mann mit normaler Statur sein, um die 1,80 Meter groß, blond, mit heller Haut und Drei-Tage-Bart. Die Aussagen zu seiner Bekleidung gehen auseinande­r.

„Ich habe schon ein komisches Gefühl“, sagt eine 54-Jährige, die gerade auf dem Weg zur Arbeit ist. „Wahrschein­lich war es einfach nur ein Irrer.“

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Ein Stück Polizei-Absperrban­d hängt an einem der drei Tatorte im Nürnberger Stadtteil St. Johannis. Dort wurden drei Frauen mit einem Messer attackiert.

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