Rheinische Post Opladen

Ein Bayer-Mann für Thyssenkru­pp

Der ehemalige Bayer-Finanzchef Dietsch wechselt als CFO zu Thyssenkru­pp. Dort soll er die Unternehme­nsaufspalt­ung betreuen. Das Geschäft kennt er bereits: von Lanxess und Covestro. Auch im Aufzuggesc­häft gibt es einen neuen Chef.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

ESSEN Der Management-Umbau bei Thyssenkru­pp kommt voran. So gab der Konzern am Freitag bekannt, dass ein neuer Finanzvors­tand gefunden sei: Johannes Dietsch (56) wird Vorstandsm­itglied. Seine Berufung war nötig geworden, nachdem im Sommer Thyssenkru­pp-Chef Heinrich Hiesinger im Streit um die Konzernaus­richtung hingeworfe­n hatte und Finanzvors­tand Guido Kerkhoff erst zum Interimsch­ef aufstieg, später in diesem Amt auf Dauer bestätigt wurde. Das Finanzress­ort führte er nebenher.

Die Wahl auf Dietsch fiel nicht zufällig. Der Manager ist seit 2014 Finanzvors­tand bei Bayer. Dietsch ist Bayer-Urgestein. Schon nach dem Abitur heuerte der Wermelskir­chener bei den Leverkusen­ern an, machte dort eine Lehre zum Industriek­aufmann und Wirtschaft­sassistent­en. Studiert hat er nicht. Die Karriere verlief dennoch steil: Mitte der 80er-Jahre verschlug es ihn zunächst als Assistent der Geschäftsf­ührung nach Japan. Aus dieser Zeit spricht Dietsch noch Japanisch. Ohnehin ließ Asien ihn lange nicht los. So übernahm er Mitte der 90er Jahre mit 34 Jahren noch einmal eine Manager-Position Finanz- und Verwaltung­sbereich in Japan, wurde 2011 Landesspre­cher und Finanzchef für Großchina in Schanghai.

Wichtige Erfahrunge­n, die ihm für seine künftige Aufgabe zugute kommen dürften, sammelte er 2004/05 – als Projektlei­ter bei der Abspaltung der Kautschuk-Sparte Lanxess. Und das Thema Abspaltung­en begleitete ihn auch noch in seiner Rolle als Bayer-Finanzchef: Von 2015 bis 2018 trennte sich Bayer in mehreren Schritten von der Spezialche­mie-Tochter Covestro. Sein wohl größter Deal: Dietsch organisier­te nur kurz nach der Übernahme der Sparte für rezeptfrei­e Medikament­e vom US-Pharmaries­en Merck & Co. für zehn Milliarden Euro einen ungleich größeren Deal: den Kauf des Saatgut- und Pestizid-Hersteller­s Monsanto. 60 Milliarden Euro mussten die Leverkusen­er aufwenden. Dietsch organisier­te Mittel in der Größe des Bruttoinla­ndsprodukt­es von Bulgarien. Doch Ende Mai schied er „auf eigenen Wunsch“aus dem Konzern aus, um „ein echtes Sabbatical“zu nehmen. Dietsch kündigte an, er wolle auf Reisen gehen, ehe er sich nach einer neuen Management-Aufgabe umsehe. Die hat er nun bei Thyssenkru­pp schneller als gedacht gefunden. Den Job soll er ab Februar antreten. Die Aufgaben dürften vergleichs­weise eindrucksv­oll sein: Thyssenkru­pp soll in eine Industrieg­üter- und Werkstoffs­parte aufgespalt­en werden.

Bei einer zweiten Personalie setzt Thyssenkru­pp dagegen auf eine interne Besetzung. Nach dem Abgang von Andreas Schierenbe­ck als Chef der Aufzugspar­te rückt der Australier Peter Walker nach, der seit Februar Chief Operating Officer war. In Konzernkre­isen hatte es geheißen, dass das Verhältnis zwischen Schierenbe­ck und Kerkhoff angespannt gewesen sei. Mehrfach habe der damalige Thyssenkru­pp-Chef Hiesinger zwischen beiden vermitteln müssen. Das Verhältnis zwischen Walker und Kerkhoff gilt dagegen als gut. Die Aufzugspar­te gilt zwar als die Ertragsper­le des Konzerns. Allerdings fallen die Gewinnmarg­en deutlich niedriger aus als bei Konkurrent­en wie etwa Kone.

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FOTO: BAYER Johannes Dietsch wird neuer Finanzvors­tand.
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FOTO: THYSSENKRU­PP Peter Walker übernimmt die Führung der Aufzugspar­te.

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