Kohr nutzt die Bühne Europa League
Der Mittelfeldspieler war beim 5:1-Sieg gegen Larnaka der überragende Mann auf dem Platz. Seine Qualitäten dürften auch am Sonntagabend in Frankfurt gefragt sein. Abwehrchef Sven Bender wird hingegen wohl ausfallen.
NIKOSIA/LEVERKUSEN Dominik Kohr zählt sicher nicht zu der Spezies Fußballprofis, die sich sonderlich wichtig nimmt. Seine eher unauffällige, aber robuste Spielweise sowie sein unprätentiöses Auftreten machen ihn weder zu einem sonderlich begehrten Profi bei den Autogrammund Selfiejägern, noch gehören ihm regelmäßig die Schlagzeilen. Doch es gibt Spiele, in denen der 24-Jährige herausragt. Das 5:1 (2:1) in der Europa League beim AEK Larnaka war ein solches.
Zwei Tore erzielte der defensive Mittelfeldspieler selbst, zudem holte der gebürtige Trierer den Elfmeter heraus, den Lucas Alario zur ersten Bayer-Führung verwandelte. Von einer Kohr-Show wollte der „Mann des Spiels“, wie ihn Teamkollege Julian Baumgartlinger bezeichnete, aber freilich nicht sprechen. „Ich würde mich nicht in den Vordergrund stellen“, sagte Kohr. Wichtiger sei, dass das Team Erfolg habe. „Ich versuche, der Mannschaft dabei zu helfen. Und wenn es mit Toren ist, freut es mich umso mehr.“
Sein letzter Treffer vor dem Larnaka-Auftritt lag über ein Jahr zurück: Am 9. September 2017 beim 1:3 gegen Mainz 05 traf Kohr ins Tor. Dass seine Stärken eher im Zweikampfverhalten sowie in der Ballverteilung liegen, ist deshalb bemerkenswert, weil er eigentlich das Torjäger-Gen haben müsste. Sein Vater Harald stürmte in den 80er Jahren erfolgreich in der Bundesliga für den 1. FC Kaiserslautern, seine Schwester Karoline ist ebenfalls Profispielerin und steht beim 1. FC Köln unter Vertrag.
Dominik Kohr ist mit seiner in der Regel defensiven Rolle unter dem Bayer-Kreuz dennoch vollends zufrieden – auch, wenn das heißt, dass er seltener selbst jubeln darf. „Auf meiner Position gibt es wichtigere Aufgaben“, sagte er. Dem wird sein Trainer Heiko Herrlich sicher zustimmen. Er stellte dem ehemaligen U21-Nationalspieler ein hervorragendes Zeugnis aus. Neben seiner Treffer und dem herausgeholten Elfmeter habe Kohr auch als Ballverteiler überzeugt. „Er hat viele Zweikämpfe gewonnen und gezeigt, zu was er fähig ist“, sagte Herrlich.
Ein Stammplatz ist Kohr, der starke Konkurrenz auf seiner Position im Team hat, beim Gastspiel in Frankfurt am Sonntag (18 Uhr) dennoch nicht sicher. Seine Leistung auf Zypern dürfte Herrlich die Entscheidung, ihn womöglich auf die Bank zu setzen, aber zusätzlich erschwert haben. Seine Qualitäten dürften auch bei der Eintracht gefragt sein.
Für das Rhein-Main-Duell wohl nicht in Betracht kommt indes Sven Bender, der sich nach wie vor mit Problemen am Sprunggelenk herumplagt. Ob der Abwehrchef der Werkself 2018 überhaupt nochmal auflaufen kann, ließ Herrlich offen. Karim Bellarabi und Jonathan Tah, die zuletzt angeschlagen waren, stehen hingegen vor einer Rückkehr. Bei beiden spricht viel für einen Einsatz am Sonntagabend.Herrlich hat eine klare Zielvorgabe für die Partie in Frankfurt: „Wir wollen den nächsten Schritt machen und erstmals in dieser Saison ein Team schlagen, das in der Tabelle weit vor uns steht“, betont der 47-Jährige, der dabei allerdings den furiosen 6:2-Auswärtssieg in Bremen unterschlägt. Mit einem Erfolg in Frankfurt wäre Bayer 04 wieder „in etwa da, wo wir hinwollen – zumindest von der Richtung her.“
Und nicht nur das 5:1 auf Zypern hat gezeigt: Die Richtung stimmt.