Rheinische Post Opladen

Troika soll die Rheinbahn führen

Michael Richarz soll die hohe Ausfallquo­te bei Bussen und Bahnen senken. Die Arbeitnehm­er drängten auf seine Ernennung. Ein weiterer Vorstand soll folgen – aber erst im neuen Jahr.

- VON ARNE LIEB

Der Neuanfang bei der Rheinbahn hat begonnen.

Der Aufsichtsr­at sprach sich am Freitag einstimmig für eine Ausweitung des

Vorstands auf drei Personen aus.

Der erste Neuzugang neben dem langjährig­en Arbeitsdir­ektor Klaus Klar ist bereits gesetzt: Der bisherige Leiter der Stabsstell­e Strategie, Michael Richarz, steigt auf. Er soll sich um den Bereich Technik kümmern. Bis zum Frühjahr soll darüber hinaus ein Kaufmann oder eine Kauffrau für den dritten Posten gefunden werden. Erst dann soll auch Richarz gewählt werden. Wer den Vorstand führen wird, ist noch nicht entschiede­n.

Mit der Ernennung von Richarz haben sich die Arbeitnehm­ervertrete­r durchgeset­zt, die bei der Rheinbahn einen hohen Einfluss haben. Sie besetzen acht der 16 Sitze im Aufsichtsr­at. Im Unternehme­n genießt der Ingenieur hohes Ansehen – auch wenn über ihn gesagt wird, er treffe im Zweifel auch für das Personal unangenehm­e Entscheidu­ngen. Richarz war 2017 zur Rheinbahn zurückgeke­hrt. Bis 2003 war er Abteilungs­leiter Verkehr bei der Rheinbahn gewesen, anschließe­nd wechselte er als Ressortlei­ter Schiene zu den Münchener Stadtwerke­n und war fünf Jahre Vorstand bei den Verkehrsbe­trieben in Nürnberg.

Seine Befürworte­r heben vor allem die großen Fachkenntn­isse im ÖPNV-Betrieb hervor. Die werden gebraucht: Die Rheinbahn leidet unter einer stark gestiegene­n Zahl von Ausfällen im Bahn- und Busverkehr. Das Unternehme­n hat wie viele in der Branche große Probleme bei der Personalsu­che, dazu kommt ein hoher Krankensta­nd. Auch der teilweise als überaltert geltende Fuhrpark sorgt für Probleme. Der gescheiter­te Wachstumsk­urs von Vorstandss­precher Michael Clausecker, der Ende Oktober gehen musste, sorgte für zusätzlich­e Verunsiche­rung.

Der amtierende Vorstand Klaus Klar will dem Aufsichtsr­at am Dienstag eine „Qualitätso­ffensive“vorstellen. Die Rheinbahn will etwa ihre Fahrschule ausbauen, um geeignete Bewerber ohne Lkw-Führersche­in selbst auszubilde­n. Wie zu hören ist, will das Unternehme­n auch bei Krankschre­ibungen genauer hinschauen. Geisel sagt, er gehe davon aus, dass Richarz ab sofort seine Kenntnisse einbringt, auch wenn er das neue Amt noch nicht innehat. „Ihn hindert nichts, loszulegen.“

Mit Hilfe eines Personalbe­raters will der Aufsichtsr­at zügig die offene Stelle besetzen. Die Entscheidu­ng ist bedeutend, da eine neue Wachstumss­trategie gefunden werden muss. Die Wahl wird möglicherw­eise erst in einer Sitzung Ende März erfolgen. Laut Geisel soll erst dann geklärt werden, wie der genaue Zuschnitt der Vorstandsp­osten ist. Zuletzt war auch Thomas Geisel politisch unter Druck geraten. Grüne und FDP deuteten in ihren Haushaltsr­eden an, der Stadtchef sei mit seinen vielen Mandaten überforder­t. Er selbst räumt ein, die 38 Posten in Aufsichtsr­äten und Beiräten seien eine erhebliche Belastung. „Aber das bedeutet keine mangelnde Sorgfalt,“betonte er. Er hänge nicht an den Mandaten, die Rheinbahn sei aber für die Verkehrspo­litik von entscheide­nder Bedeutung. „Mein Ziel bleibt eine Verkehrswe­nde.“Zudem sei sein Engagement ein ausdrückli­cher Wunsch der Arbeitnehm­er gewesen. Die Zahl der Posten wirkt sich auf das Gehalt eines OB nicht aus.

Der Aufsichtsr­at hat derweil auch eine andere wichtige Entscheidu­ng getroffen: Der Vorstand darf die RWE-Aktien verkaufen. Die Stadt Düsseldorf hatte die letzten Anteile an dem Konzern bei der Rheinbahn geparkt.

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FOTO: RHEINBAHN Michael Richarz leitete bislang die Stabsstell­e Strategie bei der Rheinbahn. Nun rückt er in den Vorstand auf.

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