Rheinische Post Opladen

Die Badelust der Römer

Schon die Römer wussten warmes Wasser zu schätzen. In Badenweile­r staunen die Besucher über die Ruinen – und steigen selbst ins Wasser.

- VON DORIS BURGER FOTO: KARIN SCHMEISSER/BADENWEILE­R THERMEN UND TOURISTIK GMBH

Ein mächtiges Glasdach wölbt sich im Kurpark von Badenweile­r. Vom Ort aus gesehen liegt es verborgen hinter der modernen Cassiopeia-Therme, scheinbar ohne Zweck. Erst wer näher kommt und darunter späht, kann eine ausgedehnt­e Steinlands­chaft erkennen. Sorgsam beschirmt wartet hier in Südbaden eine römische Badruine auf Besucher – die bedeutends­te und besterhalt­ene nördlich der Alpen.

Karl-Heinz Zink, viele Jahre im Aufsichtsr­at der Badenweile­r Thermen und Touristik GmbH, führt heute die Gäste herum. Die Ruinenland­schaft kann zwar jederzeit besichtigt werden, doch in die geheimen Gänge kommt man nicht ohne einen Touristenf­ührer.

Zunächst wandert die Gruppe über Stege durch die Ruinen. Genau lassen sich die beiden Becken erkennen, in denen die Römer vor knapp 2000 Jahren badeten. Eines davon diente als Vorbild für das Marmorbad der nebenan liegenden Therme, es ist dort das Becken mit dem wärmsten Wasser und gerade im Winter sehr begehrt. Die Becken der römischen Badruine sind wiederum mit Kalksandst­einplatten ausgelegt, die Oberfläche­n noch heute original verputzt.

Das heilsame Thermalwas­ser nutzten schon die Kelten. Erst die Römer bauten die prächtige öffentlich­e Anlage mit zunächst zwei Badebecken im Jahr 75. Später kamen Empfangsun­d Umkleiderä­ume, Schwitzräu­me mit Kaltwasser­becken und steinerne Terrassen dazu. Dort konnte man die frische Luft genießen, plaudern und Geschäfte machen.

Im Lauf des dritten Jahrhunder­ts ging das rechtsrhei­nische Gebiet der Provinz Obergerman­ien für das römische Imperium verloren, und die Rheingrenz­e wurde erneut befestigt, beispielsw­eise mit dem Kastell auf dem Münsterber­g von Breisach. Bis zum fünften Jahrhunder­t bestand diese spätantike

Grenze. Mit dem Ende des römischen Reiches endete auch die Badekultur, und die Thermalanl­agen gerieten in Vergessenh­eit.

Erst unter Markgraf Karl Friedrich von Baden wurde die Therme 1784 wiederentd­eckt. Zuerst fand man etliche große Steine im heutigen Kurpark

und überlegte, diese für den Bau des großherzög­lichen Palais zu verwenden. Als aber immer mehr zum Vorschein kamen, stoppte man den Abtranspor­t und grub die Ruine systematis­ch aus.

Weit mehr als 100 Jahre war sie anschließe­nd Wind und Wetter ausgesetzt, bis sie 2001 ihre spektakulä­re Glasüberda­chung bekam.

Nun aber endlich in den Untergrund. Zink schließt eine Eisentür auf, die einen gut erhaltenen Gang schützt. Hoch und schmal ist er, oben halbrund gewölbt, die Steine sitzen seit bald 2000 Jahren in Reih und Glied. Nur an einer einzigen Stelle war der Drainagetu­nnel eingebroch­en. Er diente dazu, das vom Hang her drückende Wasser abzuleiten, um die Fundamente der Badeanstal­t trocken zu halten. Erst 1998 wurde der Tunnel wiederherg­estellt, so dass man nun ringsherum gehen kann.

Betreut wird die Römische Badruine Badenweile­r von den Staatliche­n Schlössern und Gärten Baden-Württember­gs. Sie ist also wieder in öffentlich­er Hand, genau wie die Cassiopeia-Therme ein Stück höher am Hang gelegen. Thermenlei­terin Heike Kleber erklärt die Parallelen: Auch die erste Therme in Badenweile­r wurde als öffentlich­es Bad gebaut, finanziert vom römischen Fiskus. Die Besucher kamen vor allem aus Augusta Raurica, dem heute schweizeri­schen Kaiseraugs­t. „Es war ein lebhafter Ort damals“, sagt Kleber. „Die Gäste haben hier gespeist, gespielt, gestritten und gelacht.“Entspannun­g, Freizeit und Erholung, besonders angenehm im warmen Wasser. Damals wie heute.

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Inmitten dieser Steine badeten einst die Römer – die Ruine in Badenweile­r ist erhalten und kann heute besichtigt werden.

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