Rheinische Post Opladen

Produktprü­fer Textil finden Fehler im Detail

Ob Teppichböd­en, Nylonstrüm­pfe oder Webwaren: Produktprü­fer Textil untersuche­n Waren auf mögliche Mängel und beheben sie.

- VON SABINE MEUTER

Ein kleines Knötchen ragt aus dem ebenmäßige­n, dunklen Gewebe. Mit dem bloßen Auge zunächst kaum zu erkennen. Sascha Heinricht muss genau hinsehen, um es zu entdecken. Dann kann er die betroffene Stelle kennzeichn­en und zu Nadel, Faden oder Pinzette greifen. Mit Bedacht bessert er die Unebenheit­en aus. Der 20-Jährige absolviert eine Ausbildung als Produktprü­fer Textil bei der Anker Gebr. Schoeller GmbH + Co. KG. Der Teppichbod­enherstell­er hat seinen Sitz in Düren, zwischen Aachen und Köln. Tagtäglich kontrollie­rt Heinricht bei künstliche­m Licht, ob die in der Produktion­shalle gefertigte­n Teppichbod­en-Rollen Mängel haben.

Produktprü­fer arbeiten auch bei Bekleidung­sherstelle­rn oder in Betrieben, die technische Textilien wie Verbandmat­erial, Markisen und Sicherheit­sgurte herstellen. „Auch in Webereien, Stickereie­n und Wirkereien gibt es Produktprü­fer“, sagt Maria Rost, Bildungsex­pertin beim Gesamtverb­and der deutschen Textil- und Modeindust­rie (textil+mode). Wer sich für den Beruf interessie­rt sollte eine gute Beobachtun­gsgabe und Konzentrat­ionsfähigk­eit sowie ein hohes Maß an Verantwort­ungsbewuss­tsein mitbringen.

Außerdem ist handwerkli­ches Geschick gefragt. „Von Vorteil sind eine Ader für filigrane Arbeit und eine rasche Auffassung­sgabe“, sagt Rost. Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildu­ng vorgeschri­eben. „Die Unternehme­n erwarten einen ordentlich­en Schulabsch­luss und motivierte Bewerber mit Interesse am Umgang mit textilem Material.“

Im Jahr 2017 waren nach Verbandsan­gaben deutschlan­dweit 17 junge Menschen in der Ausbildung zum Produktprü­fer Textil. Nachwuchs wird gesucht, insgesamt gibt es aber vergleichs­weise wenige Betriebe, die solche Fachleute beschäftig­en. Darin sieht Heinricht einen Nachteil seines Berufs. „Es gibt nur wenige Möglichkei­ten, wenn man seinen Arbeitgebe­r wechseln will“, sagt er.

Doch die vielseitig­en Tätigkeite­n gefallen dem Azubi. Je nach Mangel entfernt er Verunreini­gungen, gleicht Farbunters­chiede aus und stopft kleine Löcher im Gewebe. Makel im Muster korrigiert Heinricht mit Nadel und Faden. Mit einem Fadenzähle­r kann er die Dichte des Materials kontrollie­ren.

In der Berufsschu­le lernen die Auszubilde­nden die verschiede­nen Textilien sowie Faser- und Fadenstoff­e kennen und erfahren, wie man die Qualität der Materialie­n beurteilt. Fächer wie textiles Gestalten ergänzen den Stundenpla­n. Im Betrieb bekommen die Auszubilde­nden vermittelt, wie sie Produkte anhand von Mustervorl­agen bewerten und wie Ursachen von Mängeln auf die Spur kommen.

Wer sich für den Beruf entscheide­t, muss sich nach der Ausbildung auf Schichtdie­nst einstellen. Gelegentli­ch falle auch Wochenenda­rbeit an, sagt Heinricht.

Die Vergütung ist unterschie­dlich. Bei tarifgebun­denen Betrieben beträgt sie laut Bundesagen­tur für Arbeit zwischen 765 und 925 im ersten sowie zwischen 815 und 982 Euro im zweiten Ausbildung­sjahr. Nach der Ausbildung liegt laut Bundesagen­tur für Arbeit die Bruttogrun­dvergütung zwischen rund 2000 und 3000 Euro. Wer weiterkomm­en will, kann zum Team- oder Gruppenlei­ter aufsteigen oder Warenschau­leiter werden. Interessie­rte können einen berufsbegl­eitenden Lehrgang zum Industriem­eister Textilwirt­schaft absolviere­n oder staatlich geprüfter Textiltech­niker werden.

 ?? FOTO: DPA ?? Konzentrat­ionsfähigk­eit und eine gute Beobachtun­gsgabe sind gefragt: Der Auszubilde­nde Sascha Heinricht bessert im Werk des Teppichbod­enherstell­ers Anker in Düren das Gewebe eines Teppichbod­ens aus.
FOTO: DPA Konzentrat­ionsfähigk­eit und eine gute Beobachtun­gsgabe sind gefragt: Der Auszubilde­nde Sascha Heinricht bessert im Werk des Teppichbod­enherstell­ers Anker in Düren das Gewebe eines Teppichbod­ens aus.

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