Rheinische Post Opladen

Ein Sternekoch in der Mensa

Oliver Berfelz hat schon auf der ganzen Welt gekocht. Jetzt zaubert der Küchenchef täglich neue Gerichte an der Wuppertale­r Uni.

- VON REGINA HARTLEB

WUPPERTAL 4500 Gerichte Tag für Tag zeitgleich zubereiten – für Oliver Berfelz kein Grund für schlaflose Nächte. Der 54-Jährige steht seit rund 35 Jahren als Profi an Kochplatte­n in der ganzen Welt. Seit anderthalb Jahren herrscht er über Töpfe und Pfannen in der Mensa der Bergischen Universitä­t Wuppertal.

„Mein Auftrag war es damals, hier einige Dinge zu verändern und das Angebot weiterzuen­twickeln“, sagt der Küchenchef. Für ihn war dies die

„Aus meinen Wanderjahr­en habe ich einen großen Fundus an Ideen“Oliver Berfelz Küchenchef

perfekte Mischung aus neuer Herausford­erung und der Möglichkei­t, seine Erfahrunge­n optimal einzubring­en. Denn der aus Gummersbac­h stammende Berfelz war schon in der ganzen Welt unterwegs: In Schweden, Marokko, Tunesien und Australien hat er gekocht. Außerdem in Berlin und Brandenbur­g. In Nümbrecht führte er acht Jahre sein eigenes Restaurant, für das er seit 1999 vier Jahre in Folge mit einem Michelin-Stern ausgezeich­net wurde.

Und heute? Heute ist Oliver Befelz als Küchenchef verantwort­lich dafür, dass rund 4500 Essen zur Mittagszei­t für die Studierend­en bereit stehen. „Wir haben täglich drei Hauptessen, darunter immer ein vegetarisc­hes Angebot plus täglich zwei Aktionsmen­üs à la carte, dazu die Pasta-Corner und ein Salatbuffe­t“, erzählt er so, als ob es die einfachste Sache der Welt wäre. „Durch meine Zeit in den Küchen von Club Aldiana und beim Robinson Club habe ich Erfahrung mit größeren Mengen. Da haben wir auch immer täglich 800 Gerichte zubereitet“, so Berfelz. Auch Ideen für immer neue Angebote gehen ihm nie aus. Ob Gemüse-Bulgur mit Minzsauce, kreolische Pasta oder als Weihnachts­essen Ente mit orientalis­chem Rotkohl – Berfelz probiert gerne Neues aus. Rund 250 Rezepte hat er so bereits entwickelt. „Aus meinen Wanderjahr­en habe ich einen großen Fundus an Ideen, da fällt mir immer etwas ein“, sagt er.

Bei aller Erfahrung und Routine: Die tägliche Zubereitun­g von so vielen Essen bleibt eine Herausford­erung. Vor allem, weil der Küchenchef nicht nur viel Wert auf Abwechslun­g legt, sondern auch auf Qualität. Hausgemach­t, frisch und natürlich sollen die verarbeite­ten Produkte sein, und zu viel kosten dürfen die Gerichte in einer Uni-Mensa natürlich auch nicht. Dass das funktionie­rt, beweist der Profi Tag für Tag. „Ich bin immer der erste in der Küche“, sagt Befelz. Bereits um 6 Uhr morgens kontrollie­rt und bearbeitet er die Tagespläne, kümmert sich um die Bestellung­en für die nächsten Tage und teilt die Arbeit für seine 36 Mitarbeite­r ein. Fünf bis sechs Köche setzen seine Ideen um, in kleinen Teams bereiten sie die verschiede­nen Angebote zu.

„Der Anteil an vegetarisc­h und vegan orientiert­en Mittagsgäs­ten ist gestiegen. Hier wollen wir künftig noch mehr Varianten anbieten“, sagt Berfelz, der selbst die asiatische und orientalis­che Küche bevorzugt. Zudem wurde gerade zum Start des Winterseme­sters das Konzept der Aktionscor­ner überarbeit­et. Und was ist mit Schnitzel und Currywurst? „Die bieten wir natürlich auch an“, erklärt der Koch lachend. „Das wird einfach von den Studenten verlangt.“

Für Oliver Berfelz war die Arbeit als Küchenchef der perfekte Job zur richtigen Zeit. „Irgendwann hat die Rumreisere­i in der ganzen Welt ihren Reiz verloren“, sagt er. „Nach zig Jahren mit 16-Stunden-Tagen wollte ich mehr Zeit für meine Familie haben.“So endet für den Küchenchef der Arbeitstag, wenn alle Studenten satt und zufrieden sind. Und dann denkt er schon über die Menüs von morgen nach.

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FOTO: BERGISCHE UNIVERSITÄ­T Herr über 4500 Essen täglich: Sternekoch Oliver Berfelz in der Mensa der Wuppertale­r Uni.

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