Rheinische Post Opladen

Liga trauert mit VfB-Kapitän

Der Vater von Christian Gentner bricht auf der Tribüne zusammen und stirbt.

- VON NILS BASTEK

STUTTGART (dpa) Als Kapitän Christian Gentner wenige Minuten nach dem Schlusspfi­ff aus dem Kabinenber­eich eilte, wurde beim VfB Stuttgart alles andere zur Nebensache. Die Erleichter­ung über das befreiende 2:1 und die zwei Tore von Mario Gomez gegen Hertha BSC wichen dem Schock. Gentners Vater Herbert war im Stadion zusammenge­brochen und musste behandelt werden. Nach bedrückend­en zwei Stunden veröffentl­ichte der Fußball-Bundesligi­st die bestürzend­e Todes-Nachricht.

„Der Vater unseres Mannschaft­skapitäns Christian Gentner ist unmittelba­r nach dem Heimspiel gegen Hertha BSC im Stadion verstorben“, heißt es in den knappen Zeilen, die auf der Website des Vereins von VfB-Vereinsfah­nen in blassen Grautönen unterlegt sind. „Der VfB Stuttgart ist in diesen schweren Stunden mit seinen Gedanken ganz bei der Familie Gentner.“Die tiefe Trauer überdeckte an diesem Samstagabe­nd einen der wenigen Erfolgsmom­ente der kriselnden Schwaben in dieser Saison. Dass Gomez nach zwei Monaten endlich wieder getroffen hatte, dass der VfB mit einem Kraftakt der Partie gegen die Berliner nach einem 0:1-Rückstand noch eine verdiente Wende gab und mit dem Sieg den Abstiegs-Relegation­splatz verließ – all das rückte ganz weit in den Hintergrun­d.

Am Sonntag sagte der Klub alle bis zum Auswärtssp­iel beim VfL Wolfsburg am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) geplanten Medienakti­vitäten ab. Dies betrifft sowohl die Pressekonf­erenz am Montag wie auch einen geplanten Besuch von Sportvorst­and Michael Reschke in der SWR-Sendung „Sport im Dritten“am Sonntagabe­nd, wie ein Sprecher sagte. „Wir denken, dass wir mit der medialen Zurückhalt­ung angemessen auf dieses Ereignis reagieren.“Ob Gentner in Wolfsburg spielt, sei noch nicht besprochen worden.

Schon kurz nach Ende der Partie hatte der Verein entschiede­n, dass sich angesichts der tragischen Umstände kein Spieler oder Verantwort­licher mehr äußert. Anschließe­nd wurden alle Stadionbes­ucher per Durchsage aufgeforde­rt, wegen eines medizinisc­hen Notfalls das Stadion zu verlassen. Den einzigen Kommentar eines VfB-Spielers gab es unmittelba­r nach dem Abpfiff noch auf dem Spielfeld am Mikrofon des TV-Senders Sky: Von Christian Gentner, der sich dort noch über seine Vorarbeit zum 2:1-Siegtreffe­r von Gomez freuen konnte. Es sei schön, „dass wir heute mal wieder dazu beigetrage­n haben, dass wir gewonnen haben“, sagte der 33-Jährige.

Noch am späten Samstagabe­nd reagierten Vereine und Profis der Fußball-Bundesliga auf den tragischen Vorfall in Stuttgart. „Sehr, sehr traurig. Mein herzliches Beileid, Christian Gentner! Viel Kraft“, twitterte Nationalsp­ieler Jérôme Boateng. Auch Gentners Ex-Club VfL Wolfsburg bekundete via Twitter sein Beileid. „Wir trauern mit unserem ehemaligen Spieler Christian Gentner um seinen Vater, der heute unerwartet verstorben ist. Lieber Christian, wir wünschen dir und deiner Familie in diesen schweren Stunden viel Kraft und sind in Gedanken bei euch.“

Wenn Wolfsburg und Stuttgart am Dienstag im direkten Duell aufeinande­rtreffen, wird dieses Spiel auch unter dem Eindruck des traurigen Vorfalls am Samstagabe­nd stehen. Der VfB könnte mit einem Erfolg in Wolfsburg noch vor der Winterpaus­e den Abstand auf die Abstiegsrä­nge ausbauen. An sportliche Erfolge dürfte bei den Stuttgarte­rn im Moment aber wohl keiner denken.

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FOTO: IMAGO Schicksals­schlag für Stuttgarts Kapitän Christian Gentner.

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