Rheinische Post Opladen

Neuer Bosz für Leverkusen?

Bei der Werkself soll Trainer Heiko Herrlich unmittelba­r vor der Ablösung stehen. Bereits in der Winterpaus­e soll dem Vernehmen nach ein neuer Coach präsentier­t werden. Ein heißer Kandidat ist der Niederländ­er Peter Bosz.

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Entspannt und guter Dinge beendete Heiko Herrlich am Montag das Training der Werkself. Nach der 1:2-Niederlage in Frankfurt ist die sportliche Lage seiner Mannschaft weiter angespannt, doch der 47-Jährige lässt sich von dem stetig steigenden Druck nicht aus der Ruhe bringen. Fragen nach seiner Zukunft bei Bayer 04 ist er gewohnt. Dass sich die Anzeichen für eine Trennung verdichten und munter über Nachfolger spekuliert wird, ist nichts Neues für Herrlich. Es ist in Leverkusen quasi Normalität geworden, ihn und seine Arbeit in Frage zu stellen.

Entspreche­nd routiniert reagiert er, wenn er darauf angesproch­en wird. „Das ignoriere ich und konzentrie­re mich auf meinen Job, die Mannschaft bestmöglic­h auf das nächste Spiel vorzuberei­ten“, betont Herrlich. Er konzentrie­re sich auf das Wesentlich­e. Tatsächlic­h wird seit Ende August die Trainerfra­ge in Leverkusen gestellt. Das hat gute Gründe. Los ging die Saison 2017/18 mit einem dürftigen 1:0-Sieg im Pokal beim Oberligist­en Pforzheim. Danach folgten drei Niederlage­n zum Start der Liga. Seitdem ist ein stetes Auf und Ab bei Leistungen und Ergebnisse­n das prägende Bild.

In dieser Saison sah es mehrfach so aus, als würde der Verein die Reißleine ziehen, doch Sportgesch­äftsführer

Rudi Völler verteidigt­e Herrlich gegen jedwede Gerüchte und Spekulatio­nen. Treue auch zu umstritten­en Trainern hat der Weltmeiste­r von 1990 bereits im Fall Roger Schmidt nachhaltig bewiesen. Doch das wurde dem Verein beinahe zum Verhängnis. Viel zu spät erfolgte die Trennung von dem polarisier­enden Coach, der sich ähnlich wie nun Herrlich mehr schlecht als recht durch die Saison schleppte. Danach konnte Leverkusen nur mit Mühe das Abrutschen auf den Relegation­srang verhindern. Die Lehre daraus kann eigentlich nur sein, die Winterpaus­e für einen sauberen Schnitt zu nutzen. Dem Vernehmen nach ist das der Plan unter dem Bayer-Kreuz, um die Ziele nicht komplett aus den Augen zu verlieren.

Heißester Kandidat für den Trainerstu­hl ist Peter Bosz. Von Juli bis Dezember 2017 trainierte der 55-jährige Niederländ­er Borussia Dortmund. Nach dem besten Start der Vereinsges­chichte beim Revierklub blieb er jedoch neun Spiele in Folge ohne Sieg und wurde schließlic­h durch Peter Stöger ersetzt. Er scheiterte unter anderem daran, die richtige Balance zwischen Angriff und Abwehr zu finden. Exemplaris­ch dafür steht das Revierderb­y beim FC Schalke, das trotz einer 4:0-Führung des BVB noch 4:4 ausging. Seit seiner Entlassung in Dortmund ist Bosz, der als Coach von Ajax Amsterdam 2017 das Finale der Europa League erreichte, ohne Verein.

Leverkusen soll bereits vor der Saison 2017/18 bei ihm vorgefühlt haben. Nun soll es dem Vernehmen nach wieder Kontakt gegeben haben. Allzu lange wird Bosz unter Umständen aber nicht mehr auf dem Trainermar­kt sein. Der belgische Spitzenklu­b RSC Anderlecht ist derzeit auf Trainersuc­he und soll ebenfalls Interesse haben.

Neben Bosz werden in Marco Rose und Daniel Farke noch zwei weitere Trainer gehandelt. Ex-Bundesliga­spieler Rose ist seit 2017 Chef beim österreich­ischen Meister RB Salzburg, der ehemalige BVB-Nachwuchst­rainer Farke steht derzeit mit dem englischen Zweitligis­ten Norwich City auf einem Aufstiegsr­ang zur Premier League.

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FOTO: IMAGO Peter Bosz (re.) ist bei Leverkusen im Gespräch.

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