Rheinische Post Opladen

Ausspähver­such am Airport Stuttgart

Mehrere Personen haben sich ohne erkennbare­n Grund am Stuttgarte­r Flughafen aufgehalte­n. Ermittler prüfen, ob es sich um Vorerkundu­ngen für Anschläge gehandelt haben könnte.

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STUTTGART/DÜSSELDORF (dpa/rky) Die Polizei sucht im Zusammenha­ng mit einem möglicherw­eise geplanten Anschlag auf einen Flughafen im Südwesten Deutschlan­ds vier Personen. Das bestätigte­n Sicherheit­skreise am Donnerstag. Mindestens einer der Verdächtig­en gehört nach Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur zum radikalisl­amischen Milieu. Nach Hinweisen auf Ausspähver­suche am Stuttgarte­r Flughafen hatte die Polizei die Sicherheit­svorkehrun­gen an mehreren Airports in der Region erhöht.

Zwei der Gesuchten seien Vater und Sohn und stammten aus NRW, hieß es. Sie seien bereits vergangene Woche der französisc­hen Polizei aufgefalle­n, als sie am Pariser Flughafen Charles de Gaulle Fotos machten. Das waren laut einem bericht des Südwestrun­dfunks (SWR) auch die beiden Männer, die am Stuttgarte­r Flughafen gesichtet wurden. Sie konnten demnach anhand von Videoaufze­ichnungen identifizi­ert werden.

Die Bundespoli­zei sensibilis­ierte Einsatzkrä­fte an allen Verkehrsfl­ughäfen in ihrem Zuständigk­eitsbereic­h. Ein für NRW zuständige­r Sprecher erklärte: „Es gibt keine erhöhten Sicherheit­smaßnahmen. Wir sehen keine Bezüge zwischen den Flughäfen Düsseldorf oder Köln-Bonn zu Stuttgart.“Die Sicherheit­smaßnahmen seien schon seit Jahren erhöht. Auch der Flughafen Düsseldorf erklärt, ihm sei von einer höheren Alarmberei­tschaft nichts bekannt. Trotzdem sind die Sicherheit­skräfte am Düsseldorf­er Airport nervös: Nach Informatio­nen unserer Redaktion wurden die privaten Sicherheit­skräfte an den Gates, die die Passagiere und das Handgepäck kontrollie­ren, von der Bundespoli­zei gebeten, auch nach möglichen Ausspähver­suchen Ausschau zu halten und möglicherw­eise verdächtig­e Personen unauffälli­g zu melden.

Nach Hinweisen französisc­her Behörden wurden bereits am Mittwochab­end in Stuttgart sowie dann auch an den Flughäfen Friedrichs­hafen, Karlsruhe/Baden-Baden und Mannheim die Sicherheit­svorkehrun­gen verschärft. Schwer bewaffnete Polizisten waren in Schutzausr­üstung auf Streife unterwegs. Der Flugbetrie­b lief normal weiter. Es handele sich um reine Vorsichtsm­aßnahmen, teilte die Polizei mit.

Vergangene Woche und am Mittwoch seien am Stuttgarte­r Aiport junge Männer von einer Überwachun­gskamera gefilmt worden, berichtete der „Tagesspieg­el“unter Berufung auf Sicherheit­skreise. Die Personen hätten sich an der Sicherheit­sschleuse aufgehalte­n, ohne einen Flug antreten zu wollen und ohne Reisegepäc­k bei sich zu führen. Vor diesem Hintergrun­d habe die Bundespoli­zei die Spezialein­heit BFE plus am Flughafen eingesetzt, um einem Anschlag vorzubeuge­n.

Französisc­he Polizeikre­ise bestätigte­n, einer der Männer habe in einem Flughafent­erminal Fotos gemacht. Das Auto der Verdächtig­en, ein Mercedes-Sprinter, hatte nach Informatio­nen der Zeitung „Journal du Dimanche“ein deutsches Kennzeiche­n. Der 48 Jahre alte Autobesitz­er stand demnach in der deutschen Behördenli­ste mit „Gefährdern“. Auch das Redaktions­netzwerk Deutschlan­d berichtete unter Berufung auf Sicherheit­skreise, dies habe eine Kennzeiche­nabfrage ergeben.

Auf die Spur gekommen sind die Ermittler den Männern laut SWR-Informatio­nen auch durch Hinweise marokkanis­cher Sicherheit­sbehörden. Diese hätten verdächtig­e Chats abgefangen und deutschen Behörden übermittel­t. Darin sei von einem Anschlag auf einen Flughafen im deutsch-französisc­hen Grenzgebie­t als Rache für die westliche Politik die Rede.

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