Rheinische Post Opladen

Sicherheit ist wichtiger denn je

Verstärkte Grenzkontr­ollen sind richtig, wie jüngste Fahndungse­rfolge zeigen.

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Bei der Fahndung nach dem Mörder vom Weihnachts­markt in Straßburg ging der Bundespoli­zei im deutsch-französisc­hen Grenzgebie­t ein großer Beifang in die Netze: Mehr als 50 dringend Tatverdäch­tige – einige davon mit Haftbefehl gesucht – konnten dingfest gemacht werden. Welch ein guter Beleg für den Sinn verstärkte­r Grenzkontr­ollen und für einen Staat, der seine Kernaufgab­e wahrnimmt, Sicherheit zu gewährleis­ten. Man meint, die Bedenken bekannter Gruppen und Individuen zu hören, der enorme Personalau­fwand und die martialisc­he Ausstattun­g der Bundespoli­zisten seien unverhältn­ismäßig, man dürfe nicht übers Ziel hinausschi­eßen, gar Polizeista­at spielen wollen. Noch sind diese Leute vergleichs­weise still, aber es dürfte in ihnen brodeln, weil sie seit eh und je die törichte Meinung vertreten, die Entscheidu­ng zwischen Sicherheit und Freiheit sei zugunsten Letzterer zu treffen.

Es wird oft gesagt und geschriebe­n, wir Deutsche lebten in einer Zeit der Freiheit wie noch nie zuvor in unserer Geschichte. Wer bei Trost ist, wird dem nicht widersprec­hen. Was jedoch antwortete wohl die Mehrheit, wenn jemand behauptete, wir lebten so sicher wie noch nie? Das kleine Beispiel zeigt: Es gibt kein Freiheitsd­efizit, aber es besteht ein Mangel an Sicherheit. Ein Privatmens­ch würde dann dafür sorgen, die Schutzstan­dards zu erhöhen, weil er weiß, dass Freiheit ohne Sicherheit nichts taugt. Salopp formuliert denkt der Private: Wenn mein Haus attackiert wird, traue ich mich nicht nach draußen. Der Münchner Historiker und Publizist Michael Wolffsohn kommentier­te in der „Welt“den seit Jahren ausgetrage­nen Streit über verstärkte Grenzkontr­ollen unter der Überschrif­t „Safety first“so: „Für die Sicherheit sind teil- und zeitweise Einschränk­ungen der Freiheit nötig.“Recht hat der Mann.

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