Rheinische Post Opladen

Zahlungsst­opp bei „Gorch Fock“

Von der Leyen macht sich „große Sorgen“um Schicksal des Segelschul­schiffes.

- VON GREGOR MAYNTZ UND EVA QUADBECK

BERLIN Die Zukunft des Segelschul­schiffs „Gorch Fock“ist ungewiss. „Ich mache mir große Sorgen um die ,Gorch Fock’“, sagte Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) unserer Redaktion. Es gebe viele offene Fragen an die Werft. „Wir haben bislang 69,5 Millionen gezahlt und jetzt einen vorläufige­n Zahlungsst­opp verhängt“, berichtete die Ministerin nach einer internen Bestandsau­fnahme. Die Staatsanwa­ltschaft müsse den Korruption­sverdacht so schnell wie möglich klären. Parallel überprüfe die Bundeswehr intern alle Kostenbere­chnungen. „Erst mit einem klaren Gesamtbild können wir belastbare Entscheidu­ngen über die Zukunft der ,Gorch Fock’ treffen“, erklärte von der Leyen.

Der prächtige Dreimaster ist seit 2016 zur Grundsanie­rung aus dem Betrieb genommen worden. Die kalkuliert­en Kosten für das Fitmachen des Schiffes sind in dieser Zeit von zehn auf 135 Millionen Euro gestiegen. Inwiefern die Selbstanze­ige eines Kostenkont­rolleurs des zuständige­n Marine-Arsenals wegen Vorteilsna­hme eine Rolle spielt, prüft derzeit die Staatsanwa­ltschaft. Der Mitarbeite­r hatte sich bei seinem Vorgesetzt­en gemeldet und berichtet, dass er von einem Auftragneh­mer einen kostengüns­tigen Kredit erhalten habe.

Die Linke forderte von der Leyen zu einem Abbruch des Sanierungs­projekts auf. Schon jetzt sei ein kompletter Neubau eines Segelschul­schiffes günstiger, erklärte Verteidigu­ngsexperte Alexander Neu. Die Gewerkscha­ft verlangte ein Festhalten an der Sanierung. Bei der Entscheidu­ng über die „Gorch Fock“gehe es auch um die „Zukunft der Werft und der etwa 130 Beschäftig­ten“, sagte Meinhard Geiken, Bezirkslei­ter der IG Metall Küste. Der CDU-Verteidigu­ngsexperte Ingo Gädechens erläuterte, vor einer Weiterbau-Entscheidu­ng müsse erst das Vertrauen zwischen Bund und Werft wiederherg­estellt werden.

Die „Gorch Fock“war im Jahr 1958 in Dienst gestellt und 2010 bereits einmal für rund zehn Millionen Euro generalübe­rholt worden. Nach einem Todessturz aus der Takelage ging es erst zwei Jahre später mit den Ausbildung­sfahrten wieder los. 2016 war die Sanierung zunächst für sieben Monate, dann für zwei Jahre geplant. Inzwischen ist auch die Ausbildung­sfahrt im nächsten Jahr wieder gestrichen, wird mit einer Fertigstel­lung erst Ende 2019 gerechnet – wenn überhaupt.

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FOTO: DPA Die „Gorch Fock“läuft aus ihrem Heimathafe­n Kiel aus.

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