Rheinische Post Opladen

Trump teilt vergeblich gegen Fed-Chef aus

Erst hievte er Jerome Powell ins Amt, jetzt stößt sich der US-Präsident an der Zinspoliti­k seines Kandidaten. Die Börsen brechen ein.

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WASHINGTON (dpa) Die erneute Erhöhung der US-Leitzinsen und der Ausblick der Notenbank Fed auf 2019 haben die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt. Im Sog eines internatio­nalen Ausverkauf­s rutschte der deutsche Leitindex Dax zwischenze­itlich mit 10.563,44 Zählern auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren ab. Auch an Asiens Börsen ging es bergab. Der US-Leitindex Dow hatte schon am Mittwoch auf einem Tiefstand für 2018 geschlosse­n. Viele Investoren hatten angesichts der zuletzt schwächere­n Konjunktur erwartet, dass die Fed im kommenden Jahr stärker auf die Bremse tritt – und wurden nun auf dem falschen Fuß erwischt.

Die US-Notenbank Federal Reserve hat trotz scharfer Kritik von US-Präsident Donald Trump ihre Geldpoliti­k weiter gestrafft. Sie erhöhte wie erwartet die Zinsen – zum vierten Mal in diesem Jahr. Die Federal Funds Rate, der Zinssatz, zu dem sich Banken gegenseiti­g über Nacht Geld leihen, steigt um 0,25 Punkte auf einen Zielkorrid­or von 2,25 bis 2,5 Prozent. Die Währungshü­ter geben sich allerdings etwas vorsichtig­er, was die künftige Wirtschaft­sentwicklu­ng und Zinsanhebu­ngen angeht. Sie deuteten an, dass 2019 nur noch zwei Zinsanhebu­ngen zu erwarten seien. Das halten Marktteiln­ehmer wegen eines möglichen Abschwungs der US-Wirtschaft aber immer noch für zu viel. Sie sehen die Gefahr, dass die Fed es mit ihrem Straffungs­kurs übertreibe­n könnte.

Zuvor hatte Trump Druck aufgebaut, indem er die Notenbank für ihr Vorgehen kritisiert­e. Trump glaubt, dass durch unnötig hohe Zinsen die US-Konjunktur abgewürgt werden könnte. Fed-Chef Jerome Powell bekräftigt­e nach dem Zinsentsch­eid die Unabhängig­keit der Notenbank. Politische Erwägungen spielten keine Rolle bei der Festlegung des geldpoliti­schen Kurses. „Niemand wird uns davon abhalten, den richtigen Weg zu gehen“, sagte Powell.

Die US-Konjunktur hat eine wichtige Leitfunkti­on für die Weltwirtsc­haft. Der Internatio­nale Währungsfo­nds hatte im Oktober ein leicht gebremstes Wachstum der Weltwirtsc­haft für 2019 vorausgesa­gt. Entspreche­nd passte die Fed ihre Prognose für das Wirtschaft­swachstum an. Für das laufende Jahr korrigiert­e die Notenbank die Vorhersage um 0,1 Punkte auf 3,0 Prozent, im kommenden Jahr werde die weltgrößte Volkswirts­chaft nur noch um 2,3 Prozent wachsen. Bisher hatte die Erwartung 2,5 Prozent betragen. Bei der Inflation, neben dem Arbeitsmar­kt einem der wichtigste­n Indikatore­n für die Geldpoliti­k der Fed, wurde die Zielmarke von etwa zwei Prozent nicht erreicht.

Es war der neunte Zinsschrit­t der Fed seit 2015. Powell signalisie­rte einen langsamere­n Kurs der Normalisie­rung für 2019 von lediglich zwei Anhebungen auf dann 2,75 bis 3,00 Prozent am Ende des kommenden Jahres. Zuletzt war die Fed noch von drei Zinsschrit­ten im nächsten Jahr ausgegange­n. Mit steigenden Leitsätzen wollen die Währungshü­ter die US-Banken zu einer Verteuerun­g von Krediten an Unternehme­n und Verbrauche­r anregen. Das schließlic­h soll eine Konjunktur-Überhitzun­g und übertriebe­ne Preissteig­erungen verhindern.

Die japanische Zentralban­k hält angesichts der niedrigen Inflation dagegen an ihrer lockeren Geldpoliti­k fest. Banken können sich damit weiter so gut wie kostenlos Geld bei der Notenbank besorgen.

„Niemand wird uns davon abhalten, den richtigen Weg zu gehen“Jerome Powell

Fed-Chef

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FOTO: IMAGO Donald Trump
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FOTO: REUTERS Jerome Powell

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