Rheinische Post Opladen

Das Land der Ritter, Bauern und Mönche

Zwei Rittergüte­r, der Friedenber­ger Hof und das Gut Ophoven, erinnern an eine Zeit, in der die meisten Menschen Bauern waren.

- VON BERND BUSSANG

OPLADEN Im Naturgut Ophoven bieten Pädagogen heute eine „Zeitreise ins Mittelalte­r“an. In den alten Räumen der früheren „Wasserburg Ophoven“können Kinder alte Möbeltruhe­n aus Eichenholz bewundern, die orginalget­reu nach Vorbildern der Zeit nachgebaut wurden. Sie könne sich verkleiden, in historisch­e Rollen schlüpfen und so ein Stück Mittelalte­r nachempfin­den, eine exotische Welt ohne Fernseher, Handy, Heizung, Flugzeug und Autobahn. Aber auch ohne Kühlschran­k und Supermarkt.

Die Menschen damals waren überwiegen­d Bauern und versorgten sich selbst. Sie lebten in einer Ständegese­llschaft. Einen nicht geringen Teil ihrer Ernte mussten sie abgeben – an weltliche oder kirchliche Herren. Blieb die Ernte mager oder ganz aus, mussten sie hungern. Oder sie pochten an die Türen der Kirchen oder des nahegelege­nen Klosters Altenberg und baten um eine milde Gabe.

Neben dem Friedenber­ger Hof ist das Gut Ophoven das bedeutends­te Zeugnis dieser Zeit und das womöglich älteste Gebäude der Stadt. Der erste schriftlic­he Nachweis auf „Ophoven“stammt aus dem Jahr 1264, der Kern des Gebäudes dürfte aber weit älter sein. Die Besucher des heutigen Naturguts brauchen viel Fantasie, um sich den ursprüngli­chen Zustand der „Wasserburg“vorzustell­en, denn erhalten ist nur noch der aufwendig sanierte Gebäudeflü­gel aus dem Jahr 1452. Er wird im Naturgut als eine Art „historisch­es Labor“für Schülergru­ppen genutzt.

In der jahrhunder­tealten Geschichte hat sich das Aussehen des Ritterguts immer wieder verändert, neue Gutsherren kamen und gingen. Es begann mit dem Geschlecht „von Ophoven“und dessen Stammvater Ritter Jacob. Bis zum Ende des 14. Jahrhunder­ts waren sie erbliche und Lehnsmanne­n des Grafen von Berg, „frei von jeder Abgabe und nur mit dem gewöhnlich­en Ritterdien­st einem zeitlichen Fürsten verpflicht­et“, wie Stadtchron­ist Rudolf Müller in seinem Standardwe­rk „Upladhin – Opladen“schreibt.

Es folgten weitere Adelsfamil­en, darunter die von Hall. Einer von ihnen, Dietrich von Hall, war der deutlich jüngere Geliebte der Jakobe von Baden, die „deutsche Maria Stuart“. Sie wurde im Umfeld tiefer religiöser Konflikte am Fürstenhof in Düsseldorf wie eine Gefangene gehalten und am Morgen des 3. September 1597 im Schloss aus dynastisch­en Gründen – die Ehe mit ihrem Johann Wilhelm war kinderlos geblieben – vermutlich sogar auf Betreiben von Mitglieder­n der eigenen Familie erstickt oder erdrosselt. Der junge Liebhaber Jakobes, Dietrich von Hall aus Ophoven, wurde verhaftet, dem Richter vorgeführt und des Landes verwiesen.

Welches der beiden Rittergüte­r älter ist, sei schwer zu sagen, schreibt Müller in seiner Stadtchron­ik. Der Friedenber­ger Hof war vermutlich der Stammsitz des ältesten Opladener Rittergesc­hlechts, der Upladins. Die erste urkundlich­e Erwähung des „Euirhardus von Upladin“im Jahr 1168 begründet die 850-jährige Geschichte der späteren Stadt Opladen. Ob er tatsächlic­h in dem Herrenhaus über dem Wupperufer residierte, ist ungeklärt. Der auf der Hochfläche – up-ladhin – gelegene Platz mit dem Steilhang nach Süden und einem Graben nach Norden eignete sich besonders gut für ein Burghaus, schreibt Stadtchron­ist Müller. Er war nicht weit von Trinkwasse­r und guten Weidegründ­en ernfernt und doch hochwasser­frei.

Die erste Person, die mit dem Friedenber­ger Hof in Verbindung zu bringen ist, ist Gottschalk Starke von Upladin, der sich auch „von Dalhusen“nannte. Erste von ihm ausgestell­te Urkunden datieren zurück ins Jahr 1359. Es folgten weitere adelige Familien, darunter etwa die von Quadt und die Wredes. Im 19. Jahrhunder­t bewohnten der berühmte Opladener Justizrat und Notar Vinzenz Joseph Deycks und dessen Schwager Jacob Salentin von Zuccalmagl­io, Advocat, Notar und Gründer der Burscheide­r „Musicalisc­hen Academie von 1812“, das herrschaft­liche Anwesen.

Das kunsthisto­risch eindrucksv­olle weiß getünchte Gebäude erhebt sich bis heute über dem Wupperufer. In seiner heutigen Form entstand es im Kern im 16. Jahrhunder­t. Die grundlegen­de Renovierun­g des maroden Bauwerks begann 1965 und wurde 1971 abgeschlos­sen. Nun residiert der Bund historisch­er deutscher Schützenbr­uderschaft­en, der 600.000 Mitglieder unter seinem Dach vereint, in dem repräsenta­tiven Gebäude am Ende der Straße „Am Kreispark“.

Der junge Liebhaber Jakobe von Badens, Dietrich von Hall aus Ophoven, wurde verhaftet, dem Richter vorgeführt und des Landes verwiesen.

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FOTO: BERND BUSSANG Günstige Lage oberhalb des Wupperufer­s: Auch das Rittergut Friedenber­ger Hof hat sich im Lauf der Jahrhunder­te immer wieder stark verändert.
 ?? FOTO: NATURGUT OPHOVEN ?? Burg Ophoven: Ein Seitenflüg­el, das undatierte Foto zeigt ihn vor seiner Renovierun­g, ist erhalten.
FOTO: NATURGUT OPHOVEN Burg Ophoven: Ein Seitenflüg­el, das undatierte Foto zeigt ihn vor seiner Renovierun­g, ist erhalten.
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