Hilfe für Jeden
Das hatte sich Tina Richter anders vorgestellt. Die Gladbacherin wollte sich 2014 bloß einer privaten Gruppe anschließen, die in der Stadt Obdachlosen hilft. Als sie feststellte, dass eine solche nicht existierte, wollte sie keinen Rückzieher machen. Sie packte ein paar Taschen und zog los zu den Bedürftigen auf der Straße, mit klopfendem Herzen.
Die müssen gedacht haben, sie komme einmal und dann nie wieder, vermutet sie heute. Aber Richter kam wieder – aus „Wir für MG – Obdachlosenhilfe Mönchengladbach“ist ein gemeinnütziger Verein geworden. Richter, 48, hat einen anstrengenden Job – sie arbeitet als Kinderkrankenschwester. Doch bis zu 20 Stunden pro Woche steckt sie auch in ihren Verein, ein Team von 15 bis 20 ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt sie. Wichtigste Aufgabe: Spenden sammeln und an Bedürftige in der Stadt verteilen. Kleidung, Lebensmittel, Hygieneartikel, Schlafsäcke, Isomatten. Nicht nur für Obdachlose. „Wir schauen nicht nach Herkunft, sexueller Orientierung, Sozialbescheiden und was einige sonst noch so stören könnte“, schreibt Richter auf der Facebook-Seite, die so heißt wie der Verein. „Wir helfen, geben raus, was vorhanden ist und benötigt wird – ohne Wenn und Aber.“Auf der Facebook-Seite bedankt sich Richter auch bei jedem Spender. Und die Menschen bedanken sich beim Verein. „Ihr seid wirklich mit Gold nicht zu bezahlen!“, schrieb kürzlich eine Frau.
Einmal im Monat kochen sie auch, am Ersten Weihnachtstag erwarten sie 160 bis 180 Gäste im Bruno-Lelieveld-Haus. Im vergangenen Jahr gab‘s Wildschweingulasch. „Der war butterweich“, sagt Richter. Sie hat noch Ziele, zum Beispiel einen Kältebus. „Wenn ich mal einen guten Autohändler erwische.“Mensch bleiben, das treibt sie an. „Ich kann mich doch jetzt nicht wieder auf die Couch setzen.“Sebastian Dalkowski