Rheinische Post Opladen

Gerst trainiert unterm Christbaum

Der deutsche Astronaut hat von seinem Einsatz auf der ISS berichtet.

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KÖLN (dpa) Als Astronaut Alexander Gerst die Halle des Europäisch­en Astronaute­nzentrums in Köln betritt, hat er einen schweißtre­ibenden Teil des Tages bereits absolviert. „Ich habe heute schon zweieinhal­b Stunden Sportprogr­amm hinter mir“, sagt er am Samstag. Er muss wieder zu Kräften kommen, nach fast 200 Tagen in der Schwerelos­igkeit. Daran wird sich auch in den nächsten Tagen wenig ändern. Es werde „Liegestütz­e unter dem Weihnachts­baum“geben, sagt Gerst. „Einfach, damit ich fit bleibe.“

„Astro-Alex“ist seit Donnerstag zurück von seiner zweiten Mission auf der Internatio­nalen Raumstatio­n ISS. Seitdem trainiert er, um die Muskeln wiederaufz­ubauen, die in der Schwerelos­igkeit mangels Beanspruch­ung kleiner geworden sind. „Wenn man die ersten Tage in der Gravitatio­n wieder verbringt, das ist nicht ganz einfach“, sagt er. „Ich bin jetzt so in der Muskelkate­rphase.“

Der zweite ISS-Einsatz sei für ihn leichter gewesen als der erste, erzählt der 42-Jährige: „Das hat sofort funktionie­rt mit dem Schweben.“Seine Füße hätten sich zum Beispiel erinnert, wo auf der ISS Fußläufe sind, um sich einzuhaken.

Die Arbeit als Kommandant sei gleichwohl etwas Besonderes gewesen. Gerst vergleicht sie mit der eines Expedition­sleiters, der den Blick für das große Ganze haben muss – daher habe er sich für die ISS verantwort­lich gefühlt. Etwa nach der täglichen Arbeit. „Dann schwebt man nochmal durch die Module und schaut: Ist hier alles in Ordnung?“

Die Umstände auf der ISS waren auch aus einem anderen Grund besonders. Nach dem Fehlstart einer Sojus-Rakete Mitte Oktober musste Gerst lange auf Verstärkun­g warten. Man musste Arbeit umorganisi­eren. Neben Überstunde­n sei es darum gegangen, die Crew zusammenzu­halten – etwa mit Filmabende­n. Er freue sich, zurück zu sein, vermisse aber seine Freunde auf der ISS. „Freundscha­ften, die man da schließt, die halten. Ich bin mir sicher: Die halten ein Leben lang.“

Weihnachte­n verbingt Gerst mit der Familie. Ein klitzeklei­nes Problem gibt es allerdings – er habe keine Geschenke. „Aber mir ist versichert worden: Darauf kommt es dieses Jahr auch nicht an.“

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FOTO: REUTERS Alexander Gerst überreicht Trudi Homolka, einer Kinderrepo­rterin des „Bocholter Report“, ein Stofftier.

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