Ärzte-Chef für Personal-Untergrenze
Ab Januar gilt an den Krankenhäusern eine Mindestanzahl von Stellen beim Pflegepersonal. Ärztepräsident Montgomery fordert eine solche Untergrenze jetzt auch für Mediziner.
BERLIN Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat eine bessere Personalausstattung der Kliniken mit Ärzten gefordert. Ähnlich wie für Pflegekräfte soll es in Kliniken nach Ansicht von Montgomery auch eine von der Bundesregierung festgelegte Personaluntergrenze für Ärzte geben. „Ich verstehe nicht, warum in der Frage der Personaluntergrenze Pflegepersonal und Ärzte unterschiedlich behandelt werden“, sagte Montgomery unserer Redaktion.
Der Ärztepräsident verwies darauf, dass in den Krankenhäusern bundesweit rund 5000 Stellen für Ärzte unbesetzt seien. „Die Arbeitsbelastung ist sowohl für die Pflegekräfte wie auch für die Ärzte im Krankenhaus ausgesprochen hoch.“In beiden Berufsgruppen gebe es hohe Burnout-Quoten. „Die Arbeitsverdichtung in den Krankenhäusern kann nur durch mehr Personal kompensiert werden.“
Eine wachsende Zahl an Ärzten gilt nicht nur aufgrund der alternden Gesellschaft als notwendig. Es gibt auch immer mehr Klinikärztinnen, die wegen der Kinderbetreuung häufiger als ihre männlichen Kollegen in Teilzeit arbeiten. Der Mangel an Medizinern macht sich auch in den Praxen bemerkbar. Insbesondere auf dem Land haben Ärzte, die aus Altersgründen ausscheiden, Schwierigkeiten, einen Nachfolger für ihre Praxis zu finden.
Auch beim Pflegepersonal in Krankenhäusern sind zehntausende Stellen derzeit unbesetzt. In der Alten- und Krankenpflege sind bundesweit rund 35.000 Stellen für Fachkräfte und Helfer offen. Ein Grund dafür ist neben den harten Arbeitsbedingungen die schlechte Bezahlung.
Um das vorhandene Personal vor Überforderung zu schützen und eine weiterhin gute Patientenbetreuung zu garantieren, hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Kliniken unlängst Personaluntergrenzen für bestimmte Krankenhausbereiche vorgeschrieben, die nun ab 1. Januar 2019 gelten. „Die Unterbesetzung von intensivmedizinischen Abteilungen im Krankenhaus kann fatale Folgen für Patienten haben“, hatte Spahn erklärt. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßte Spahns Vorgehen ausdrücklich. „Das ist ein erster Schritt, um die Pflege zu verbessern“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch.
Auf Intensivstationen darf eine Pflegekraft in der Tagschicht künftig nur noch für maximal zwei Patienten verantwortlich sein, in der Nachtschicht liegt die Obergrenze bei drei Patienten. In der Unfallchirurgie sind nach der Verordnung höchstens zehn Patienten pro Pflegekraft zulässig, in der Nachtschicht sind bis zu 20 Patienten erlaubt. Ein analoges Vorgehen der Bundesregierung fordert Ärztepräsident Montgomery nun auch für die Klinikärzte, die ebenfalls für zu viele Patienten gleichzeitig zuständig seien. „Die Belastung mit Überstunden ist bei Ärzten sogar deutlich höher als beim Pflegepersonal, das ja in der Regel im Schichtdienst arbeitet“, sagte der Ärzte-Chef.
Montgomery wiederholte auch seine Forderung nach mehr Medizinstudienplätzen: „Wir brauchen rund 1000 zusätzliche Studienplätze pro Jahrgang. Diesen Bedarf gibt es schon länger. Es ist ein Grundübel, dass die Länder ihren Finanzierungsverpflichtungen nicht ausreichend nachkommen.“Über eine Aufstockung der Medizin-Studienplätze wird seit Jahren diskutiert. Grundsätzlich müssen die Länder die Finanzierung dafür aber zur Verfügung stellen.