Rheinische Post Opladen

Antisemiti­smus bei Protesten der Gelbwesten

Angriffe auf Polizisten und judenfeind­liche Beschimpfu­ngen heizen eine Debatte um die regierungs­kritische Bewegung an.

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PARIS (dpa) Nach einem antisemiti­schen Vorfall in der Pariser Metro und Gewalttäti­gkeiten bei „Gelbwesten“-Protesten fordert der Dachverban­d der jüdischen Organisati­onen in Frankreich (CRIF) Aufklärung. Am Samstag hatten wieder Zehntausen­de Menschen gegen Präsident Emmanuel Macron und die Regierungs­politik demonstrie­rt.

Nach Darstellun­g der Tageszeitu­ng „Le Monde“fielen dort drei Männer in gelben Westen mit dem „Quenelle-Gruß“auf, der an den Hitlergruß erinnert. Eine ältere Frau, die gesagt habe, sie sei Jüdin, sei von den Männern daraufhin beschimpft worden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf den Journalist­en und Augenzeuge­n Thibaut Chevillard. Der Verband äußerte sich nicht im Detail zu dem Vorfall, veröffentl­ichte aber Medienberi­chte dazu auf seiner Webseite.

Der Journalist Chevillard hatte den Vorfall auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter geteilt. „Ich bin es nicht gewohnt, über mein Privatlebe­n auf Twitter zu sprechen. Aber ich war so schockiert von dem, was ich heute Abend auf der Linie 4 der U-Bahn erlebt habe, dass ich das Bedürfnis verspüre, hier darüber zu sprechen“, schrieb er.

Der französisc­he Historiker Vincent Duclert schrieb in einem Gastbeitra­g für „Le Monde“: „Seit den ersten Dezemberta­gen erreichen mich Informatio­nen über störende antisemiti­sche Szenen am Rande der „Gelben Westen“. Insgesamt sei die Toleranz Frankreich­s gegenüber Demonstrat­ionen des antijüdisc­hen Hasses hoch.

Der jüdische Dachverban­d verurteilt­e auch den Angriff auf Polizisten am Rande der „Gelbwesten­demonstrat­ion“in Paris vom vergangene­n Samstag. Der Fernsehsen­der BFMTV hatte berichtet, dass drei Motorrad-Polizisten auf den Champs-Élysées brutal angegriffe­n wurden, einer der Beamten zog dabei auch kurzzeitig seine Waffe. Die Kriminalpo­lizei ermittelt laut Staatsanwa­ltschaft in dieser Sache.

Premiermin­ister Édouard Philippe beklagte mit Hinweis auf die „Gelbwesten“-Bewegung eine „Radikalisi­erung mit großer Gewalttäti­gkeit“. Er hatte am Montag in der Pariser Polizeiprä­fektur mehrere Ordnungshü­ter besucht, die von Demonstran­ten angegriffe­n worden waren.

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