Rheinische Post Opladen

Spacey verstört mit Video-Botschaft

Vor über einem Jahr wurden gegen Kevin Spacey Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe laut. Ein Fall geht nun vor Gericht. An Weihnachte­n brach der frühere „House of Cards“-Star sein Schweigen – mit einem bizarren Video.

- VON BARBARA MUNKER UND CHRISTIAN FAHRENBACH

LOS ANGELES (dpa) US-Schauspiel­er Kevin Spacey (59) muss sich wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe vor Gericht verantwort­en. Wie die Staatsanwa­ltschaft im US-Bundesstaa­t Massachuse­tts am Montag mitteilte, soll Spacey am 7. Januar dem Haftrichte­r im Bezirk Nantucket vorgeführt werden. Die Vorwürfe von unsittlich­em Angriff und Körperverl­etzung stammten von einem Vorfall im Juli 2016 in einem örtlichen Restaurant auf der Nantucket-Insel, hieß es.

Ebenfalls am Montag brach Spacey sein langes, öffentlich­es Schweigen und meldete sich zum ersten Mal seit über einem Jahr auf Twitter und YouTube mit einem bizarren Video zu Wort. In dem dreiminüti­gen Auftritt mimt der frühere „House of Cards“-Star seine TV-Figur, den skrupellos­en Politiker Frank Underwood, der offenbar auf Vorwürfe gegen sich reagiert.

„Ihr würdet doch nicht ohne Beweise das Schlimmste glauben und ohne Fakten vorschnell urteilen, oder?“, sagt Spacey in die Kamera. Er werde bestimmt nicht den Preis für Dinge zahlen, die er nicht getan habe. Bald werde die „ganze Wahrheit“ans Licht kommen. „Ihr wollt mich zurück“, sagt er zudem in dem Video. Betitelt ist der Clip mit „Let me be Frank“, was übersetzt sowohl „Lasst mich Frank sein“als auch „Lasst mich ehrlich sein“bedeutet.

Seit Herbst 2017 sind viele Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen Spacey öffentlich vorgebrach­t worden. Als erstes hatte der Schauspiel­er Anthony Rapp („Star Trek: Discovery“, „Rent“) angegeben, als 14-Jähriger in den 80er Jahren belästigt worden zu sein. Am Londoner Old Vic Theatre könnte Spacey in seiner Zeit als künstleris­cher Direktor Berichten zufolge mindestens 20 Männer belästigt haben. In England waren in mehreren Fällen polizeilic­he Ermittlung­en angelaufen.

Der Streaming-Dienst Netflix hatte im Zuge der Enthüllung­en die Zusammenar­beit mit dem Oscar-Preisträge­r bei der Polit-Serie „House of Cards“aufgekündi­gt. Spaceys Figur Frank Underwood wurde durch Tod entfernt. Die Karriere des Schauspiel­ers liegt seither brach.

Der Fall in Massachuse­tts dreht sich um einen damals 18-jährigen Jungen. Im vorigen November hatte die ehemalige TV-Moderatori­n Heather Unruh über den angebliche­n Vorfall mit Spacey und ihrem Sohn gesprochen. Demnach soll der Schauspiel­er den jungen Mann in einem Restaurant betrunken gemacht und dann unsittlich berührt haben.

Spacey hatte sich nach Angaben einer Sprecherin 2017 in therapeuti­sche Behandlung begeben. Bei Rapp entschuldi­gte er sich damals knapp öffentlich in einer Stellungna­hme, gab aber an, er könne sich an den Vorfall „ehrlich nicht erinnern“.

Die allermeist­en Reaktionen auf den Videoclip des Schauspiel­ers waren deutlich negativ. „Ich bin sicher, dass keiner der Männer, die zum Zeitpunkt ihrer sexuellen Übergriffe Kinder waren, Kevin Spaceys seltsames Video befürworte­t“, schrieb Schauspiel­erin Patricia Arquette. „Nein. Einfach Nein.“Anthony Rapp antwortete ihr mit #Truth (#Wahrheit). Viele weitere Schauspiel­er, Comedians und Autoren bezeichnet­en das Video als „gruselig“und absolut ungeeignet, um Sympathie auszulösen oder Spaceys Glaubwürdi­gkeit zu erhöhen.

Die Anschuldig­ungen gegen Spacey waren im Herbst 2017 kurz nach den Vergewalti­gungsvorwü­rfen gegen Filmmogul Harvey Weinstein bekanntgew­orden. Beide haben sich seitdem öffentlich nicht geläutert gezeigt. Mehrere solcher Fälle in der Unterhaltu­ngsbranche lösten unter dem Stichwort #MeToo eine breite gesellscha­ftliche Debatte über sexuelle Übergriffe aus.

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FOTO: YOUTUBE/REUTERS „Let me be Frank“– mit diesen Worten richtete sich Schauspiel­er Kevin Spacey in einem Video an seine Fans. Seit den Vorwürfen gegen ihn liegt seine Karriere brach.

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