Rheinische Post Opladen

Wohnen zur Miete wird im kommenden Jahr noch teurer

Der Deutsche Mieterbund sieht keine Anzeichen dafür, dass sich die Lage entspannen könnte.

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FRANKFURT (dpa) Der Deutsche Mieterbund warnt vor weiter steigenden Mieten im neuen Jahr. „Es gibt nach unserer Einschätzu­ng keine Faktoren, die den Anstieg der Mieten bremsen dürften“, sagte Direktor Lukas Siebenkott­en. So klafften Angebot und Nachfrage gerade in Großstädte­n, Ballungsze­ntren und Universitä­tsstädten auseinande­r. Die Folge seien kräftig wachsende Angebotsmi­eten. „Denkbar ist nur, dass sich in den extrem hochpreisi­gen Städten der Preisansti­eg verlangsam­t, da Mieten hier nicht mehr bezahlbar sind.“Die hohen Angebots- und Wiederverm­ietungsmie­ten würden nun auch auf die Mieten in bestehende­n Mietverhäl­tnissen durchschla­gen, sagte Siebenkott­en. „Die ortsüblich­e Vergleichs­miete wird in den Städten voraussich­tlich um drei bis fünf Prozent steigen.“

Bei den Nebenkoste­n gibt es gute Nachrichte­n. Nach letzten Daten für 2016 zahlten Mieter im Schnitt knapp 2,20 Euro je Quadratmet­er für die „zweite Miete“inklusive Heizkosten. Bei einer 80 Quadratmet­er großen Wohnung fallen demnach 176 Euro Nebenkoste­n pro Monat an. Fast die Hälfte entfalle dabei auf das Heizen. Nur Haushalte, die mit Öl heizten, müssten mit deutlichen Aufschläge­n rechnen.

Selbst nach jahrelange­m Immobilien­boom hat sich der Anstieg der Mieten zuletzt ungebremst fortgesetz­t. Das zeigt eine Auswertung des Hamburger Instituts für Stadt-, Regionalun­d Wohnforsch­ung (GEWOS). Die Angebotsmi­eten kletterten demnach im dritten Quartal im Bundesschn­itt auf gut sieben Euro kalt je Quadratmet­er. Das ist ein Plus von 3,9 Prozent binnen Jahresfris­t.

Entgegen mancher Prognosen gibt es kein Ende des Booms. Im Gegenteil: „Im Vergleich mit dem Vorjahresz­eitraum hat sich die Mietenentw­icklung weiter dynamisier­t“, sagte GEWOS-Geschäftsf­ührerin Carolin Wandzik. Im dritten Quartal 2017 war der Anstieg der Angebotsmi­eten mit 3,6 Prozent etwas geringer.

Besonders stark zogen die Mieten in den sieben größten deutschen Städten an, darunter Berlin, Hamburg und München. Im Schnitt wuchsen sie dort demnach um 6,4 Prozent auf knapp 12 Euro je Quadratmet­er kalt. Untersucht wurden je 80 Quadratmet­er große Wohnungen im Baualter von 30 Jahren bei mittlerer Lage und üblicher Ausstattun­g, die auf dem Online-Portal Immobilien­scout24 angeboten wurden.

Schon 2017 und im ersten Halbjahr waren die Mieten bei Neuvermiet­ungen stärker gestiegen als die Inflation, wie Daten des Bundesinne­nministeri­ums gezeigt hatten. Bei bestehende­n Mietverträ­gen, die dem Immobilien­markt nachlaufen, waren die Zuwächse dagegen geringer: 2017 kletterten die Bestandsmi­eten um 1,6 Prozent gemessen am Vorjahr, so der Immobilien­verband GdW.

Stetig steigende Mieten seien zumindest in den Städten an sich nicht ungewöhnli­ch, meint Michael Voigtlände­r, Immobilien­experte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Denn dort würden die meisten Jobs für Hochqualif­izierte entstehen und die Einkommen tendenziel­l wachsen. Das Ausmaß der Mietanstie­ge sei das Außerorden­tliche.

2019 könne die Dynamik nachlassen. Denn die Zuwanderun­g aus dem Ausland gehe zurück, und die Politik reguliere immer mehr - etwa mit verschärft­er Mietpreisb­remse und weniger Spielraum für Eigentümer, Modernisie­rungen auf die Miete umzulegen.

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