Rheinische Post Opladen

Der Ätna lässt die Erde beben

Wieder einmal bietet der Ätna auf Sizilien ein spektakulä­res Naturschau­spiel. Welche Kräfte der Vulkan hat, sehen die Anwohner nicht nur, sie spüren es auch. Die Erde zittert. Es gab mehrere Verletzte.

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CATANIA (dpa) Mehrere vom Vulkan Ätna ausgelöste Beben haben die Erde in Teilen Siziliens erschütter­t. In der Nacht auf Mittwoch wurden Bewohner rund um den Vulkan von einem heftigen Erdstoß der Stärke 4,8 aufgeschre­ckt. „Zum Glück gibt es keine Toten, nur Leichtverl­etzte“, sagte Innenminis­ter Matteo Salvini. Der Nachrichte­nagentur Ansa zufolge wurden zehn Menschen durch herabfalle­nde Trümmertei­le verletzt. Ein 70-Jähriger habe sich mehrere Rippen gebrochen. Andere Verletzte seien nach einer Behandlung wieder entlassen worden. Einen 80-Jährigen habe man lebend aus den Trümmern seines Hauses gerettet. Aus Catania, der größten Stadt der Region, wurden keine Schäden gemeldet.

Seit Beginn der neuen Aktivität des Vulkans am 23. Dezember wurden etwa 60 Beben registrier­t, die stärker als 2,5 waren, wie das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanolog­ie mitteilte. Der Ätna gehört zu den aktivsten Vulkanen der Welt. Es kommt immer wieder zu kleineren und größeren Eruptionen.

Während eines Vulkanausb­ruchs kämen Erdbeben häufig vor, sagte Professor Marco Bohnhoff, Leiter der Sektion Geomechani­k und Rheologie am Deutschen GeoForschu­ngszentrum GFZ in Potsdam. „Das liegt daran, dass der Vulkan kontinuier­lich von unten mit Magma gefüttert wird. Wenn der Druck zu groß wird, bricht sich die Magma ihre Wege.“Vulkanotek­tonische Erdbeben können ausgelöst werden, wenn es im Untergrund zum Beispiel zu einer Entlastung oder einem Aufbrechen kommt.

Erdbeben seien außerdem ein Indikator, um Vulkanausb­rüche vorhersage­n zu können, sagte Bohnhoff. Diese ereignen sich meistens in drei bis acht Kilometer Tiefe, da dort Magmakamme­rn liegen. Kommt es auf Sizilien zu Beben in größerer Tiefe, sei dies mit dem Abtauchen der afrikanisc­hen unter die europäisch­e Erdplatte zu erklären.

Die größten Schäden richteten die Beben in Zafferana Etnea an. Putz bröckelte von Fassaden, Mauern von Häusern stürzten ein. Stark beschädigt wurde auch eine Kirche aus dem 17. Jahrhunder­t. Nach Angaben des Katastroph­enschutzes hatte das Beben die Stärke von 4,9. Es löste unter Dorfbewohn­ern Panik aus, Bewohner rannten aus ihren Häusern. Viele Menschen verbrachte­n die Nacht im Freien oder übernachte­ten im Auto.

Wegen möglicher Schäden an der Fahrbahn wurde die Autobahn zwischen Catania und Messina streckenwe­ise gesperrt. Der Flughafen Catania rief Reisende deshalb auf, für die Anfahrt mehr Zeit einzuplane­n. Der Ausbruch des Ätnas hatte in den vergangene­n Tagen zeitweise auch den Flugbetrie­b beeinträch­tigt. Am Mittwoch gab es zunächst keine Einschränk­ungen, teilte der Flughafen auf Twitter mit.

Die neue Aktivität des Vulkans sorgte für spektakulä­re Bilder, etwa von glühend heißer Lava in der Dunkelheit. Vulkanolog­en zufolge hat sich durch die Eruption ein zwei Kilometer langer Spalt aufgetan.

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FOTOS: DPA Ein spektakulä­res Bild: Die Lava fließt am Ätna ins Tal. Experten zufolge hat sich durch die Eruption ein zwei Kilometer langer Spalt aufgetan. Der Vulkan ist mehr als 3300 Meter hoch und damit einer der höchsten Europas.
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Ein Mann trägt seine Sachen, während er an Trümmern eines teilweise eingestürz­ten Hauses im Ort Fleri vorbeigeht.
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Trümmer liegen vor der beschädigt­en Kirche Maria Santissima in Fleri.

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