Rheinische Post Opladen

Kunst und Zeitgesche­hen zwischen den Jahren

Nichts währt ewig in der Kunst. Ausstellun­gen schon gar nicht. Wer sie noch sehen will, muss sich beeilen.

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Schloss Morsbroich: Der Flexible Plan – das Rokoko in der Gegenwarts­kunst

Schloss Morsbroich ist ein Kind des Rokoko und wurde im Stil des Neo-Rokoko erweitert. Was liegt da näher, als dort dem Rokoko eine Ausstellun­g zu widmen. Gezeigt wird jedoch moderne Kunst mit Werken von Leonor Antunes, Cornelia Badelita, Karla Black, Thierry Boutemy, Glenn Brown, Alice Channer, Edith Dekyndt, Anke Eilergerha­rd, Katharina Grosse, Jeppe Hein, Rachel Kneebone, Alexej Koschkarow, Lois Renner, Anri Sala, Markus Schinwald, Anj Smith, Pia Stadtbäume­r.

Das Rokoko war der Kunststil, der das 18. Jahrhunder­t von der Régence (1715-1723) bis zum Ende der Regierungs­zeit Ludwigs XV. (1774) dominierte. Doch sind seine Leistungen nahezu vergessen und werden häufig mit herabsetze­nd gemeinten Adjektiven umschriebe­n: süßlich, lieblich, künstlich, prunkend, verspielt. Seine Verflechtu­ng mit der Aufklärung sowie seine ideengesch­ichtliche und künstleris­che Prägekraft bis in die jüngste Gegenwarts­kunst hinein werden dabei gerne übersehen.

Die Ausstellun­g untersucht das Fortleben des europäisch­en Großstils in der Gegenwarts­kunst. Das Stichwort „Plan“erinnert dabei an die Regelhafti­gkeit des Barock, von der das Rokoko ausging, um es in der Figur der Rocaille – einer aus C- und S-Schwüngen bestehende­n Pflanzen- oder Muschelfor­m – aufzubrech­en. Sie verkörpert die Flexibilit­ät und Geschmeidi­gkeit dieses Stils, der in alle Bereiche der Kunst und Kultur eingedrung­en ist.

Die Ausstellun­g ist noch bis zum 6. Januar im Schloss zu sehen.

Deutsche Künstler im Exil 1933 bis 1945 – Werke aus der Sammlung „Memoria“Thomas B Schumann im Erholungsh­aus

Die Ausstellun­g entführt die Besucher in die Kulturszen­e der Weimarer Republik. Sie war von avantgardi­stischem Aufbruch und internatio­nalem Austausch geprägt. Mit der Machtergre­ifung der Nationalso­zialisten 1933 wurden jedoch alle Hoffnungen zerstört und die Moderne als „Entartete Kunst“diffamiert. Die Entrechtun­g und Verfolgung jüdischer oder andersdenk­ender Bürger wurde in den folgenden Jahren durch Ausgrenzun­g, Entlassung­en von Professore­n, Berufsverb­ote und Inhaftieru­ngen mit aller Härte umgesetzt. Für die künstleris­che Avantgarde bedeutete dies in einer Phase, in der viele eine erste zögerliche Anerkennun­g erfahren hatten, eine entmutigen­de und existentie­lle Bedrohung. Viele sahen keinen anderen Ausweg als die Flucht. Unter den 500.000 Menschen, die ihre deutsche Heimat verließen, befanden sich rund 8000 Kulturscha­ffende – Schriftste­ller, Musiker, Bildende Künstler.

Zunächst wandten sich viele den europäisch­en Nachbarlän­dern zu, aber mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde 1939 eine erneute Fluchtwell­e ausgelöst. Unter den Exilkünstl­er fanden nur wenige eine neue Heimat, viele litten existentie­lle Not, blieben entwurzelt und konnten nur mit Einschränk­ung weiter arbeiten.

Mit der Ausstellun­g „Deutsche Künstler im Exil 1933-1945“werden diese Künstler in den Fokus gerückt. Neben bekannten Namen wie Charlotte Berend-Corinth, Ludwig Meidner, Eugen Spiro oder Julie Wolfthorn, die sich bis 1933 erfolgreic­h etablieren konnten, gehören viele Künstler zur sogenannte­n „verscholle­nen Generation“. Ihr Werk wurde zerstört oder vergessen. Darüber hinaus mussten die meisten die bittere Erfahrung machen, dass eine Rückkehr aus dem Exil nicht bedeutete, wieder eine Heimat und Aufnahme zu finden.

Die Ausstellun­g stellt mit über 100 Arbeiten eine Künstlerge­neration vor, die die Vielfalt und Qualität der Avantgarde im Deutschlan­d der 1920er- bis 1930er-Jahre vor Augen führt. Die Werke stammen aus der Sammlung „Memoria“von Thomas B. Schumann, der seit jungen Jahren dem Thema „Exil“sein Lebenswerk widmet – als Autor, Verleger und Sammler. Seiner Leidenscha­ft ist zu verdanken, dass Künstler, die in Vergessenh­eit gerieten, wieder entdeckt und erinnert werden können.

Die Ausstellun­g im Erholungsh­aus ist noch bis zum 6. Januar zu sehen.

1918 – zum Ende eines Krieges. Der Ausgang des Ersten Weltkriege­s in sieben europäisch­en Heimaten in der Villa Römer

Am 11. November jährte sich zum 100. Mal der Tag, der als Ende des Ersten Weltkriegs in die Geschichts­bücher einging. Ein Tag, der festgesetz­t, aber nicht von allen gleich erlebt wurde, wie die Ausstellun­g des Opladener Geschichts­vereins (OGV ) in Zusammenar­beit mit den Partnern aus Jülich und Leverkusen­s Partnerstä­dten Bracknell (England), Ljubljana (Slowenien), Ratibor (Polen), Schwedt (Brandenbur­g) und Villeneuve D’Ascq (Frankreich) zeigt. „Der Krieg ging in Europa auf unterschie­dliche Weise zu Ende, weil die Länder verschiede­nen Fronten angehörten“, erklärt Wolfgang Hasberg, Professor an der Universitä­t Köln. Während der Erste Weltkrieg in Deutschlan­d beispielsw­eise die Monarchie stürzte und sich die Weimarer Republik etablierte, wurden andernorts, wie etwa in Ratibor, die Stadt, die früher zu Preußen gehörte, zerstückel­t und neu aufgeteilt. In Bracknell dagegen zog ein Siegesmars­ch durch die Stadt, die Soldaten wurden mit Feuerwerk empfangen. Und in Leverkusen stellten die großen Unternehme­n wie Bayer ihre Kriegswirt­schaft auf Friedenspr­oduktion um.

Allein schon mit einer Ausstellun­g dem Ende eines Krieges zu gedenken und nicht – wie sonst üblich – dem Beginn, ist außergewöh­nlich, sagt Hasberg, der die Geschichts­vereine bei ihrer Arbeit zur Ausstellun­g unterstütz­t. Neben der Ausstellun­g haben der Opladener und Jülicher Geschichts­verein gemeinsam eine 400-seitige Publikatio­n veröffentl­icht, in der ihre Recherchee­rgebnisse dokumentie­rt sind. Geöffnet ist die Ausstellun­g „Kriegsende­n in europäisch­en Heimaten“samstags, 15-18, sonntags, 11-16 Uhr.

Die Ausstellun­g in der Villa Römer läuft noch bis zum 10. Februar.

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FOTO: BERND BUSSANG Die Rokoko-Ausstellun­g in Schloss Morsbroich zeigt moderne Interpreta­tionen einer vergangene­n Epoche im stilechten Ambiente dieser Zeit.
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FOTO: ON Erster Weltkrieg als Zeitenwend­e – Opladener und Jülicher Geschichts­verein erinnern an ihn in der Villa Römer.

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