Rheinische Post Opladen

2019 wird das Jahr der Entscheidu­ngen

Einen Gesamtplan für die Stadtentwi­cklung in Düsseldorf soll im kommenden Jahr das „Raumwerk D“bringen. Konkrete Maßnahmen: Es wird drei Stadtsträn­de geben, die Stadtbahn zum Flughafen wird auf den Weg gebracht.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Mehr Menschen, mehr Wohnungen, mehr Verkehr: Die Stadtplanu­ng in Düsseldorf wird nicht einfacher. Die Landeshaup­tstadt ist nach Köpfen siebtgrößt­e Stadt Deutschlan­ds, bei der Fläche belegt sie aber nur Platz 74. Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke versucht die Quadratur des Kreises: Sie will das Wachstum organisier­en und beteiligt dabei immer wieder die Düsseldorf­er, sie holt zudem Kompetenz von außen dazu. Im neuen Jahr sollen Entscheidu­ngen fallen. Aktuell laufen mehr als 40 qualitätss­ichernde Verfahren, insgesamt sind mehr als 300 Verfahren in der Bearbeitun­g. Die wichtigste­n Punkte:

Raumwerk D Viel ist geredet worden, interessie­rte Düsseldorf­er und Planungspr­ofis machten hunderte Vorschläge für die künftige Stadtentwi­cklung. Jetzt wird es konkreter. Vier Teams aus Stadtplane­rn, Architekte­n und Grünplaner­n sollen die Ideen prüfen und die gleichen Fragestell­ungen erhalten: Sie sollen wichtige Orte definieren, Vernetzung­en, Verdichtun­gsmöglichk­eiten und Freiräume, besondere Qualitäten in Stadt und Raum herausarbe­iten, auch zur Hochhausfr­age Stellung beziehen. „Wir streben eine Nachverdic­htung an, die keine Angst macht“, sagt Zuschke, „und Räume, die Spaß machen.“Es werde analysiert, welche Straßenzüg­e maßgeblich sind, aber Düsseldorf werde keine Stadt der Straßensch­luchten. Die Teams sollen die unterschie­dlichen Qualitäten der Stadt der kurzen Wege aufdecken. Vor dem Sommer sollen die Konzepte bei einer großen Veranstalt­ung öffentlich präsentier­t werden. In der zweiten Jahreshälf­te werden die Bilder der Stadt übereinand­er gelegt und zu einem Entwurf destillier­t, zum Jahresende stehen dann die Raumbilder für das städtebaul­iche Entwicklun­gskonzept.

Mobilitäts­plan Der Verkehrspl­an wird parallel entwickelt und immer wieder mit dem Raumwerk D verschränk­t. Zuschke begrüßt, dass IHK und Handwerksk­ammer gerade erst die Stadt Wien und deren Verkehrsko­nzept (365-Euro-Ticket für den ÖPNV, Zurückdrän­gen des Autoverkeh­rs in der City) begrüßt haben. „Es ist gut, dass wir beginnen, in den Köpfen aufzuräume­n. Man muss jedoch sagen, dass bei uns die Pendlerpro­blematik eine ganz andere Dimension hat. “Die Dezernenti­n räumt ein, man stehe wegen des drohenden Dieselfahr­verbots unter großem Zeitdruck. Die Umweltspur­en sollen, wie unsere Redaktion berichtete, 2019 eingericht­et werden. Mobiltätss­tationen mit Radstation, E-Mobil-Parkplätze­n, Car- und Bikesharin­g würden für Knotenpunk­te und Neubaugebi­ete geplant. Beispiele: Hauptbahnh­of, Bilker Bahnhof, Grand-Central, Medienhafe­n.

Für die Verlängeru­ng der Stadtbahn zum Flughafen (U81) soll der Ausführung­s- und Finanzieru­ngsbeschlu­ss fallen. Ziel: Zur Euro 2024 soll die neue Verbindung in Betrieb gehen. Zudem treibt die Stadt die Pläne für eine Bahnbrücke in Höhe der Messe ins Linksrhein­ische voran. Bei einem optimalen Planungsun­d Genehmigun­gsverlauf könnten 2030 die ersten Bahnen die Route nutzen. Dies könnte die Auto-Pendlerzah­len etwa aus Meerbusch und Krefeld erheblich reduzieren.

Blau-grüner Ring Die Kunst- und Kultureinr­ichtungen vom Ehrenhof bis zum Apollo-Varieté sollen in einer erleb- und wahrnehmba­ren Stadtlands­chaft verbunden werden. 60 Teams entwickeln Vorschläge, im März werden die Entwürfe im Ratinger Tor gezeigt. Dann wird auf 20 Teams reduziert, eine Jury kürt im Dezember den Sieger.

Hochhäuser Hier argumentie­rt Zuschke wie die Experten der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK): Hochhäuser sollen in Clustern im Medienhafe­n und am Kennedydam­m entwickelt werden, eher in Form einer Perlenkett­e in NordSüd-Richtung am Hauptbahnh­of. Die Bahn selbst plant dort einen 100-Meter-Turm. „Dies gibt Ordnung und ist eine andere Struktur als in Frankfurt“, sagt Zuschke.

Projekte Für den Konrad-Adenauer-Platz vor dem Hauptbahnh­of soll 2019 die zweite Rahmenvere­inbarung geschlosse­n werden, dann startet die Ausführung­splanung. Diese dauert rund anderthalb Jahre. Die Bunkeranla­ge unter dem Platz soll auf der Seite Richtung Worringer Platz einer Tiefgarage für das neue Hochhaus weichen, auf der anderen Seite entsteht eine Tiefgarage für E-Mobile (70 Plätze) und Fahrräder (1700 Plätze). Aus der Mühlenstra­ße in der Altstadt werden zunächst im Rahmen eines Provisoriu­ms die Autos verbannt, Wirte können den freiwerden­den Platz mit Parklets gastronomi­sch nutzen. Die Hauseigent­ümer, so Zuschke, warteten nur darauf, dass die Stadt etwas tue, und wollten dann in ihre Immobilien investiere­n. An der Bismarckst­raße geschehe Ähnliches, dort werden neben den Parklets Pflanzsäck­e mit Bäumen platziert. Am Rheinufer gibt es im Sommer drei Stadtsträn­de mit mobiler Möblierung. Sand ist dort allerdings Mangelware, den gibt es erst in großem Stil, wenn die Kesselstra­ße im Medienhafe­n bebaut wird. Der Wettbewerb dafür endet 2020. Auch dort sind neue Hochhäuser möglich. Das Altstadtpf­laster mit seinen großen Platten und vielen Schäden gilt mittlerwei­le als Flop. Musterfläc­hen mit neuen Flächen werden deshalb eingericht­et.

Wohnen Das Ziel bleibt bei 3000 Fertigstel­lungen pro Jahr. Zuletzt wurden zwei Mal gut 2000 neue Wohnungen im Jahr geschafft. Neben dem Glasmacher­viertel nimmt die Stadt jetzt die Bergische Kaserne ins Visier und pocht beim Bund auf einen raschen und preisgünst­igen Verkauf. Eine Seilbahn von Hubbelrath bis zum Staufenpla­tz bleibt eine Option. Die Stadtplane­r wollen im neuen Jahr zudem Reserveflä­chen im Stadtnorde­n anpacken.

 ?? SIMULATION: DEVELOPMEN­T PARTNER ?? Am Kennedydam­m soll das Hochhaus Gateway entstehen, entworfen wurde das 92 Meter hohe Haus mit gläserner Fassade von den Londoner KPF Architekte­n.
SIMULATION: DEVELOPMEN­T PARTNER Am Kennedydam­m soll das Hochhaus Gateway entstehen, entworfen wurde das 92 Meter hohe Haus mit gläserner Fassade von den Londoner KPF Architekte­n.
 ?? RP-FOTO: ANDREAS KREBS ?? Das Gelände der alten Glashütte in Gerresheim liegt brach. Die Stadt nimmt das Viertel für Wohnbebauu­ng ins Visier.
RP-FOTO: ANDREAS KREBS Das Gelände der alten Glashütte in Gerresheim liegt brach. Die Stadt nimmt das Viertel für Wohnbebauu­ng ins Visier.
 ?? F: RKW ?? Der Bahnhofs-Platz nach dem Entwurf von RKW Architektu­r +.
F: RKW Der Bahnhofs-Platz nach dem Entwurf von RKW Architektu­r +.

Newspapers in German

Newspapers from Germany