Rheinische Post Opladen

Sie brauchen die Stadt nicht

Horst Woeckner und Tim Cramer haben eines gemeinsam: Sie mögen die überschaub­are Größe von Kaiserswer­th, und dass der Stadtteil nicht so anonym ist. Der eine kam vor mehr als 30 Jahren her, der andere erst vor zwei Jahren.

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Horst Woeckner musste erst nach Berlin ziehen, um zurück nach Düsseldorf zu finden: Geboren in der Landeshaup­tstadt, aufgewachs­en im Neandertal und im Ruhrgebiet ging er zum Bergbau-Studium nach Berlin und lernte dort seine Frau kennen. Und die kam aus Kaiserswer­th. „1980 sind wir deshalb hergezogen, nachdem wir viel in der Welt unterwegs waren“, sagt Woeckner, der beruflich zum Beispiel eine längere Zeit in Australien war.

Weggezogen sind Woeckners danach nicht mehr, warum auch, sagt der heute 69-Jährige, hier hat er doch alles, was er braucht: Natur mit viel Auslauf für die Hunde, gute Nachbarsch­aft – er engagiert sich im Heimat- und Bürgervere­in Kaiserswer­th – und ein kleines Städtchen zum Einkaufen. „Wir machen alles mit dem Fahrrad, das ist wunderbar“, sagt er. Nur für größere Kulturvera­nstaltunge­n wie das japanische Feuerwerk führt es das Paar dann in die Innenstadt.

In der langen Zeit, in der Horst Woeckner in Kaiserswer­th lebt, hat sich aber auch viel verändert – nicht immer zum Positiven. „Der Verkehr ist ein echtes Problem, es gibt kaum Parkplätze“, sagt er. Das sei auch der Verdichtun­g geschuldet, der Tatsache, dass immer mehr gebaut würde. Woeckner sorgt sich, dass zwar das Viertel wächst, die Infrastruk­tur aber nicht. Und, dass der Stadtteil irgendwann doch anonym wird.

Im Heimat- und Bürgervere­in engagiert er sich dagegen für eine Umgestaltu­ng des Kaiserswer­ther Marktes: „Das muss zu einem richtigen Treffpunkt für die Bürger werden, vielleicht mit einem Brunnen oder Sitzbänken zum Verweilen“, fordert er. Laura Ihme

Seit seiner Kindheit kennt Tim Cramer Kaiserswer­th. „Wir sind dort früher immer spazieren gegangen“, sagt der 43-Jährige, der ursprüngli­ch aus Haan kommt. Schon damals hat es ihm in dem kleinen beschaulic­hen Ort gut gefallen mit seinen hübschen historisch­en Bauten und der Kaiserpfal­z-Ruine. Heimisch geworden ist er in dem Viertel aber erst vor zwei Jahren: Mit seiner Frau ist er damals von Oberbilk ins Klemensvie­rtel gezogen.

„Das war eine 180-Grad-Wendung, aber auf jeden Fall eine Verbesseru­ng“, sagt Cramer. Vorher hat das Paar zehn Jahre in Oberbilk gelebt, nicht weit vom Hauptbahnh­of. Laut, voll, anonym war das Großstadtl­eben. Die beiden wollten etwas anderes – und kamen nach Kaiserswer­th. Ihm gefalle die Umgebung, sagt Cramer, und, dass Kaiserswer­th nicht wie irgendein Stadtteil einer deutschen Großstadt aussieht, sondern einzigarti­g ist. Dafür nimmt der Feuerwehrm­ann auch in Kauf, dass er nun viel länger zur Arbeit nach Haan braucht als vorher: „Früher waren es zehn Minuten, jetzt benötige ich über eine Stunde“, sagt er. Dafür ist er auf die U79 angewiesen – und die kann manchmal echt zum Problem werden, wie Cramer berichtet: „Wenn die dann ausfällt oder zu spät kommt, kommt man nicht weg.“Trotzdem: Im neuen Zuhause ist Cramer angekommen, fühlt sich wohl im Viertel, wo er sich auch bei der Freiwillig­en Feuerwehr engagiert: „Das war am Anfang etwas komisch, dort neu hinzukomme­n und zu fragen, ob man mitmachen kann. Aber alle haben mich total toll aufgenomme­n. Das habe ich gesucht.“Laura Ihme

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Horst Woeckner ist in Düsseldorf geboren und kam nach Stationen in Berlin und Australien 1980 mit seiner Frau nach Kaiserswer­th.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Horst Woeckner ist in Düsseldorf geboren und kam nach Stationen in Berlin und Australien 1980 mit seiner Frau nach Kaiserswer­th.
 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Tim Cramer hat mit seiner Frau zehn Jahre in Oberbilk gewohnt, nun ist er glücklich im Klemensvie­rtel von Kaiserswer­th.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Tim Cramer hat mit seiner Frau zehn Jahre in Oberbilk gewohnt, nun ist er glücklich im Klemensvie­rtel von Kaiserswer­th.

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