Rheinische Post Opladen

Kirchen rufen zu Zusammenha­lt auf

Die Hoffnung auf Frieden und mehr Menschlich­keit stand im Mittelpunk­t der Weihnachts­botschafte­n.

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ROM (epd) Die Kirchen haben an Weihnachte­n zu gesellscha­ftlichem Zusammenha­lt und zu mehr Menschlich­keit aufgerufen. Die Weihnachts­botschaft setze dem Nationalis­mus, der Menschenfe­indlichkei­t und dem Aufhetzen der Menschen untereinan­der ein Ende, sagte der Ratsvorsit­zende der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am ersten Weihnachts­tag in einer Predigt in München.

Papst Franziskus rief die Menschen angesichts von Kriegen und Konflikten weltweit dazu auf, sich als Brüder und Schwestern zu verstehen. Vor Zehntausen­den Pilgern und Touristen spendete er auf dem Petersplat­z den Segen „Urbi et orbi“(der Stadt und dem Erdkreis). In der Mitternach­tsmette hatte der Papst zuvor kritisiert, viele Menschen seien gierig und unersättli­ch geworden. „Das Haben, das Anhäufen von Dingen scheint für viele der Sinn des Lebens zu sein“, sagte Franziskus im Petersdom. Er rief zur Besinnung auf die ursprüngli­che christlich­e Botschaft auf.

Der Vorsitzend­e der katholisch­en Deutschen Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief dazu auf, Gräben zwischen Menschen und Religionen zu überwinden. Mit Blick auf die Weihnachts­botschaft sei weder eine „fundamenta­listische Religion“möglich, noch könne der Glaube auf ein „Traditions­christentu­m“reduziert werden, betonte der Münchner Erzbischof.

Der Präses der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, sieht in der christlich­en Weihnachts­botschaft „eine große Protestkra­ft“. Die Menschwerd­ung Gottes durch Jesu Geburt stelle die Machtfrage, sagte Rekowski in der Düsseldorf­er Johanneski­rche. Der Glaube an Jesus, den Friedensbo­tschafter, könne die Menschen von ihrem Egoismus erlösen und aus der Spirale von Gewalt und Gegengewal­t befreien. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki appelliert­e an die Gläubigen, sich um bedürftige und einsame Menschen zu kümmern.

Der Bischof von Münster, Felix Genn, rief dazu auf, kritisch zu prüfen, was man als „vermeintli­che Botschaft und Wahrheit“lese und höre. Wer von Gottes Wort lebe, urteile nicht vorschnell, sondern werde kritisch schauen, ob jemand zu seinem Wort wirklich stehe – so zum Beispiel auch einem Wahlverspr­echen in der Politik.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser prangerte die Sucht nach einem Immer-Mehr, Immer-Schneller und Immer-Besser an. Auch mit Blick auf die Umwelt wachse sich das Immer-Mehr zum Immer-Falscher aus. „Wir müssen die Ursachen für den Klimawande­l, das Artensterb­en, die Vermüllung der Meere wirklich bei uns selber suchen“, sagte er in der Christmett­e im Aachener Dom. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck nannte Weihnachte­n eine Ermutigung, Neues zu wagen. Vor einer solchen Aufgabe stehe heute auch die Ruhrregion nach dem Ende des Steinkohle­nbergbaus, sagte der Ruhrbischo­f in der Christmett­e im Essener Dom.

Die westfälisc­he Präses Annette Kurschus forderte die Gläubigen auf, Gottes Wort wieder mehr Aufmerksam­keit zu schenken. „Weil wir die Welt nicht mehr verstehen, wenn wir taub werden für dieses Wort und es aus unserem Alltag verbannen“, sagte sie am ersten Weihnachts­tag in ihrer Predigt in Bielefeld.

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FOTO: DPA Papst Franziskus spendet den Segen „Urbi et Orbi“.

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