Rheinische Post Opladen

Sanierung der Müngstener Brücke dauert

Die Rostschäde­n an dem Bauwerk sind größer als gedacht. Darum könnte die Instandset­zung bis zu zwei Jahre länger dauern als geplant.

- VON MARTIN OBERPRILLE­R

REMSCHEID/SOLINGEN Die Arbeiten an der Müngstener Brücke ziehen sich in die Länge. Eigentlich sollten die umfassende­n Sanierunge­n an dem aus dem späten 19. Jahrhunder­t stammenden Bauwerk zwischen Remscheid und Solingen Ende dieses Jahres abgeschlos­sen sein. Doch daraus wird nichts. Denn wie jetzt eine Sprecherin der Deutschen Bahn AG als Eigentümer­in der Brücke auf Nachfrage bestätigte, sind zuletzt einige Schäden zutage getreten, die einen pünktliche­n Abschluss der Gesamtmaßn­ahme hinauszöge­rn.

„Die Arbeiten werden aller Voraussich­t nach noch etwa ein bis zwei Jahre länger in Anspruch nehmen“, sagte die Bahn-Sprecherin. Was im Klartext bedeutet, dass die letzten Baugerüste an dem 107 Meter hohen Stahlkolos­s über dem Tal der Wupper möglicherw­eise erst im Verlauf des Jahres 2020 wieder verschwind­en werden.

Der Hintergrun­d: Im Zuge der augenblick­lich laufenden Anbringung eines neuen Korrosions­schutzes zeigte sich relativ schnell, dass die Rostfläche­n unterhalb des bisherigen, über 50 Jahre alten Anstrichs doch erheblich größer sind, als zunächst angenommen worden war. „Etliche schadhafte Stellen kommen eben erst bei genauer Überprüfun­g zutage“, hieß es bei der Bahn, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das denkmalges­chützte Bauwerk für die nächsten Jahrzehnte wieder fit zu machen.

Beispielsw­eise wurde bereits vor einiger Zeit die Erneuerung des Brücken-Gleisaufba­us auf der gesamten Länge des Bauwerks von immerhin 465 Metern abgeschlos­sen. Und auch der Austausch der in die Jahre gekommenen Rollenlage­r, die die ständigen Bewegungen der Brücke ausgleiche­n müssen, ist mittlerwei­le erledigt.

Insgesamt nimmt die Deutsche Bahn AG für die erste umfassende Instandset­zung der Müngstener Brücke seit den 1960er Jahren erhebliche Anstrengun­gen auf sich. So dürfte sich die Höhe der Ausgaben am Ende sämtlicher Arbeiten auf eine Summe in Höhe von rund 30 Millionen Euro belaufen – wobei es lange Zeit eher so ausgesehen hatte, als wäre die bis heute höchste Eisenbahnb­rücke Deutschlan­ds für den Konzern Bahn lediglich noch ein sprichwört­lich lästiger Klotz am Bein.

Zwischenze­itlich hatten sogar Überlegung­en existiert, die 1897 nach dreijährig­er Bauzeit eröffnete Stahlkonst­ruktion abzureißen und einfach durch einen Neubau aus Beton zu ersetzen. Allerdings formierte sich nach Bekanntwer­den dieser Pläne in der Region massiver Widerstand, der seinerseit­s zur Folge hatte, dass die Deutsche Bahn AG diese Gedankensp­iele letztlich wieder beendete.

Eine Entscheidu­ng, die man im Unternehme­n nicht bereut. „Die Müngstener Brücke ist etwas besonderes“, hob die Bahn-Sprecherin jetzt noch einmal die Bedeutung des Bauwerks hervor, das mit einigen anderen vergleichb­aren Brücken in Europa längst als herausrage­ndes Beispiel für die Ingenieurs­kunst des frühen Industriez­eitalters gilt.

Deshalb gibt es seit einigen Jahren Bestrebung­en, die Müngstener Brücke – gemeinsam mit Schwester-Bauten in Portugal, Frankreich und Italien – als serielles Weltkultur­erbe auf der entspreche­nden Liste der UNESCO eintragen zu lassen. Um diesen Prozess voranzutre­iben, haben bereits mehrere internatio­nale Tagungen stattgefun­den. Mit einer Entscheidu­ng wird in einigen Jahren gerechnet.

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FOTO: JANA BAUCH Mit Planen abgehangen­e Gerüste zeigen, an welchen Stellen die Arbeiten für den Korrosions­schutz gerade laufen. Die Gerüste werden immer wieder verschoben.
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FOTO: MARTIN KEMPNER Wer hier arbeiten will, muss schwindelf­rei sein. Der Arbeitspla­tz der Bautrupps liegt in großer Höhe über dem Tal der Wupper.

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