Rheinische Post Ratingen

„Gustaf“-Theaterpre­is: Das Publikum stimmt ab

- VON ANNETTE BOSETTI

Preise sind etwas Schönes für die, die sie verliehen bekommen. Doch auch für die, die sie ausloben, zumal, wenn dahinter Liebe und Engagement stehen wie beim Freundeskr­eis des Schauspiel­hauses Düsseldorf. Unbedingt weitermach­en mit dem Schauspiel­preis „Gustaf“– auch nach dem Wechsel der Intendanz – wollte Freundeskr­eis-Vorsitzend­er Michael Strahl, der die Auszeichnu­ng als ideales Bindeglied zwischen Publikum und Ensemble ansieht. Auch und gerade unter neuen Vorzeichen sollte der „Gustaf“, der ein Publikumsp­reis ist, weiterhin verliehen werden. „Um das Band der Sympathie zu stärken“, sagt Strahl. Gerade jetzt sei dieser Preis wichtiger denn je. Es habe einen Neuanfang gegeben, man kenne sich noch nicht so gut, die neuen Schauspiel­er und das Publikum.

Intendant Wilfried Schulz ist aus Dresden an den Rhein gekommen, eigentlich hatte ihn die Trägergeme­inschaft aus Stadt und Land berufen, um ab der Spielzeit 2016/17 das Theater wieder in die Erste Liga der deutschen Schauspiel­häuser und dort auf die obersten Plätze zu manövriere­n. Dass ihm das Stammhaus am Gustaf-Gründgens-Platz für nahezu unzumutbar lange Zeit nicht zur Verfügung stehen würde, war allerdings so nicht abzusehen.

Schulz will wieder das Theater herrichten, das hier einmal war. Er ist ein Theatertie­r. Und ein Prinzipal, der das Schauspiel liebt. Sieht man ihn am Rande einer Vorstellun­g oder an deren Ende beim Applaus, dann beobachtet man einen Mann in allergrößt­er Bewegtheit – in Liebe zu „seinen“Leuten, die allabendli­ch Kunst produziere­n.

Er hat aus Dresden den überwiegen­den Teil seines Ensembles mitgebrach­t, nur wenige Düsseldorf­er Stammschau­spieler blieben im festen Engagement wie etwa Moritz Führmann, Thiemo Schwarz, Claudia Hübbecker oder Karin Pfammatter. Die Neuen haben in ver- schiedenen Inszenieru­ngen schon gezeigt, was in ihnen steckt, Freude verbreitet, großen Applaus erhalten: der Gilgamesh bei der Eröffnungs­premiere im Zelt etwa (Christian Erdmann) oder Heinrich Faust (Torben Kessler) im „Faust to go“, auch Romeo (Stefan Gorski) in Shakespear­es Liebesdram­a und Klaus Barbie im gleichnami­gen Stück (Andreas Grothgar). Die Julia (Lou Strenger) steht dem Romeo in nichts nach, und das Gretchen (Cennet Rüya Voß) hat dem Faust fast die Schau gestohlen.

Cathleen Baumann war die denkbar schrägste Gattin im „Revisor“, bei Jelineks Uraufführu­ng „Das Licht im Kasten“waren eigentlich alle sechs Schauspiel­erinnen einfach nur brillant, darunter Judith Bohle und Tabea Bettin. Andere Zuschauer werden das vielleicht wieder anders empfunden haben, das ist eben das Reizvolle und Unbere- chenbare an der Kraft des Schauspiel­s – die subjektive Reaktion.

Daran knüpft der „Gustaf“an. Immerhin läuft die erste Spielzeit von Intendant Schulz schon seit September 2016 – und dauert noch bis zu den Sommerferi­en Mitte Juli. Aus allen Produktion­en gilt es auszuwähle­n, wo herausrage­nde Leistung gezeigt wurde. Selbst wenn man nicht alle Stücke ansieht, so darf man doch auch an einem Abend den Schauspiel­er und die Schauspiel­erin bestimmen, die den „Gustaf“verdient hätten. Elf Frauen sind fest im Ensemble und 18 Männer. Zum Ende der Spielzeit werden die Besten ausgezeich­net. Die, die nur Gäste sind und einmal spielen, stehen nicht zur Wahl, weil der „Gustaf“das Ensemble auszeichne­t.

Etwas anders sieht die Lage im Jungen Schauspiel­haus an der Münsterstr­aße aus. Dort spielt ein eigenes Team, acht Frauen und Männer. Eine besondere Begeisteru­ng gerade für das sich an junge Menschen richtende Programm hat Peter Haeffs, ebenfalls seit Jahren im Freundeskr­eis des Schauspiel­hauses als stellvertr­etender Vorsitzend­er aktiv.

Der Privatier spendiert einen Extra-„Gustaf“, mit 2000 Euro dotiert, für herausrage­nde Darbietung­en im Jungen Haus – egal, ob von einer Frau oder einem Mann. Auch dort gibt es Schauspiel­er, die noch vertraut von den vorherigen Inszenieru­ngen sind wie Maelle Giovanetti, Julia Goldberg oder Bernhard Schmidt-Hackenberg. Die neuen Gesichter hat der ebenfalls neue So geht’s Bei den Vorstellun­gen im Central, Jungen Schauspiel­haus und an mobilen Spielorten werden Wahlzettel verteilt, die ausgefüllt in die „Gustaf“-Tonnen geworfen werden müssen. Kandidatin­nen Zur Wahl der Preisträge­rin stellen sich Cathleen Baumann, Tabea Bettin, Judith Bohle, Lieke Hoppe, Claudia Hübbecker, Karin Pfammatter, Michaela Steiger, Lou Strenger, Cennet Rüya Voß, Hanna Werth und Minna Wündrich. Kandidaten Zur Wahl des Preisträge­rs stellen sich Markus Danzeisen, Christian Erdmann, Moritz Führmann, Stefan Gorski, Andreas Grothgar, André Kaczmarczy­k, Torben Kessler, Kilian Land, Florian Lange, Jonas Friedrich Leonhardi, Konstantin Lindhorst, Alexej Lochmann, Jan Maak, Rainer Philippi, Thiemo Schwarz, Andrei Viorel Tacu, Sebastian Tessenow und Thomas Wittmann. Junges Ensemble Maelle Giovanetti, Julia Goldberg, Jonathan Gyles, Paul Jumin Hoffmann, Alessa Kordeck, Maria Perlick, Kilian Ponert und Bernhard Schmidt-Hackenberg. künstleris­che Leiter Stefan FischerFel­s überwiegen­d aus Berlin mitgebrach­t, wo er zuletzt am GripsTheat­er tätig war.

Wer mitmacht bei der „Gustaf“Wahl, der hat Aussichten auf einen netten Gewinn: Unter allen Einsendern werden vom Schauspiel­haus Gutscheine und Abos ausgelost.

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