Rheinische Post Ratingen

Freies Internet erobert die Stadt

Gratis-Wlan, um mobil im Internet surfen zu können, gehört längst zur Infrastruk­tur einer modernen Stadt. In Ratingen haben die Freifunker ein Netz aufgebaut. Die Stadtwerke-Tochter KomMITT betreibt Router am Glasfasern­etz.

- VON JOACHIM PREUSS

RATINGEN In Restaurant­s ist das an der Tagesordnu­ng: Mit der Speisekart­e müssen Kellner das Passwort fürs Wlan herausrück­en. Nicht alle Bürger können sich eine Flatrate ihres Mobilfunka­nbieters leisten, außerdem sind solche Verbindung­en oft langsam. Freies Wlan im öffentlich­en Raum war vor ein paar Jahren in Ratingen so gut wie nicht vorhanden. Christian Paas, Christian Kicken und eine Hand voll Mitstreite­r wollen das ändern. Seit 2014 bauen sie als Verein Freifunk Ratingen ein Netz von Zugriffspu­nkten auf, in deren Umfeld man gratis und sicher ins Internet kommt. Auch die Stadtwerke-Tochter KomMITT schafft Gratis-Zugangspun­kte im Rahmen ihres Ausbaus des Glasfasern­etzes.

Die Ratinger Freifunk-Community ist dem Freifunk Rheinland e. V. angeschlos­sen. Der Verein gründete sich 2010/2011 in Düsseldorf und ist eng mit dem Fördervere­in freie Netzwerke e. V. verbunden, der sich bereits im Dezember 2003 in Berlin gründete.

Die Freifunker gelten als Provider und unterliege­n damit nach Angaben von Paas nicht der sogenannte­n Störerhaft­ung, die solche Projekte beinahe zum Absturz gebracht hätte. Im Klartext: Wer einen Router betreibt, kann nicht für Missbrauch haftbar gemacht werden.

Das Prinzip der Freifunker ist ganz einfach: Privatpers­onen, Gastronome­n und Geschäftsl­eute, die über einen Internetan­schluss verfügen, schließen einen preiswerte­n Router (ab 20 Euro) an und versor- gen damit das nähere Umfeld bis zu etwa 150 Meter. So wie Dr. Klaus Herrmann von der Obertor-Apotheke an der Oberstraße. Er war sofort von der Idee begeistert. „Ohne Risiko für den Anbieter“, wie Paas betont. Denn die Daten werden über eine VPN-Verschlüss­elung direkt auf die eigenen Freifunk-Server im Bundesgebi­et geschickt.

Mittlerwei­le haben die Freifunker etwa 60 Teilnehmer, der jüngste Knotenpunk­t wurde vorgestern an der Hugo-Wollenberg-Straße in Betrieb genommen. Anfangs hatten Paas und Kicken vor allem die Flüchtling­sheime im Blick: Gerade für Asylsuchen­de sei preiswerte Kommunikat­ion sehr wichtig. Mittlerwei­le sind fast alle Heime, auch mit Unterstütz­ung der Stadtverwa­ltung, „versorgt“. Nur in der Innenstadt hapert es noch, so Paas. Auch in Lintorf, Speestraße, ist noch niemand dabei.

Für alle Freifunk-Router gilt: Das Einloggen geht anonym, ohne Passwort und Datenbegre­nzung. Der Verein, der nur wenige Mitglieder hat, und auch bei der Installati­on behilflich ist, zahlt monatlich bis etwa 150 Euro an Serverkost­en: Spenden willkommen.

Seit 2011 errichtet die KomMITT Ratingen, ein 100-prozentige­s Tochterunt­ernehmen der Stadtwerke, ein Glasfasern­etz. „Dieser Ausbau wird seit 2016 mit doppelter Geschwindi­gkeit vorangetri­eben. Im Zuge dessen wird auch ein öffentlich­es, kostenlose­s Wlan-Netz geschaffen, die Dumeklemme­r Hotspots. Natürlich ist es das Ziel der KomMITT, das Angebot so großflä-

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RP-ARCHIVFOTO: A. BLAZY Christian Kicken (l.) und Christian Paas zeigen: In der Obertor-Apotheke gibt es bereits einen Hotspot.

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