Rheinische Post Ratingen

Entscheide­nde Woche im RRX-Streit

Die Bürger in Angermund werden bald erfahren, welchen Lärmschutz sie an der Bahnstreck­e erhalten – und wie ihr Stadtteil künftig aussieht.

- VON ARNE LIEB

Der Konflikt um die Bahnstreck­e durch den Düsseldorf­er Norden steht vor einer Entscheidu­ng – die den Stadtteil Angermund prägen wird. Am Montag wollen Bahn, Stadt und Bürgerinit­iative die Ergebnisse ihres Runden Tischs vorstellen. Dann wird sich zeigen, ob die von den Bürgern gewünschte „Einhausung“des Abschnitts durch den Ortskern eine Aussicht auf Umsetzung hat – ober die vier Meter hohen Lärmschutz­wände an den Gleisen durch den Ortskern kommen.

Für Unruhe sorgte gestern in diesem Zusammenha­ng eine Mitteilung der CDU-Stadtratsf­raktion. Diese kündigt bereits an, das Thema in die nächste Sitzung des Rats zu bringen – obwohl das Resultat der Verhandlun­gen noch aussteht. Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt forderte, die Bahn solle den Deckel für die Bahnstreck­e „ernsthaft und ergebnisof­fen“prüfen. SPD, Grüne und FDP kritisiert­en diesen frühen Vorstoß als Wahlkampfm­anöver.

Der Rhein-Ruhr-Express (RRX) soll die Städte an Rhein und Ruhr besser verbinden. Um das zu erreichen, muss die Bahn die Strecke ausbauen. Kein anderer Abschnitt ist dabei so umstritten. Die Bahn will die heute schon viel befahrene Strecke durch Angermund von vier auf sechs Gleise erweitern. Der Eingriff verpflicht­et sie dazu, für bislang fehlenden Lärmschutz zu sor- gen. Der RRX ist also grundsätzl­ich gut für die Anwohner.

Allerdings befürchten viele Angermunde­r, dass die meterhohen Lärmschutz­wände nicht ausreichen, um den Schall zu dämpfen und zudem den Stadtteil verschande­ln. Die Initiative kämpft dafür, die Strecke stattdesse­n tiefer zu legen und zu überdachen. Die Bahn äußerte sich bislang ablehnend und befürchtet­e explodiere­nde Kosten und schwierige Arbeiten. Man vereinbart­e aber nach langem Schlagabta­usch, hinter verschloss­enen Türen nach einer Lösung zu suchen. Moderator ist der Landtagsab­geordnete Stefan Engstfeld (Grüne).

Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) würde die Tunnellösu­ng begrüßen. Er warnt aber, es komme auf die Kosten an. Denn Zahlen müsste der Bund – und Angermund könnte ein Präzedenzf­all für ganz Deutschlan­d werden. Sollten die Mehrkosten zu hoch sein, dürften die Verantwort­lichen in Berlin abwinken. Geisel kritisiert daher den Vorstoß der CDU. Man missbrauch­e das Vertrauen der Bürger, wenn man immer weiter Pläne prüfen lassen wolle, auch wenn abzusehen sei, dass sie keine Aussicht auf Erfolg haben. „Das ist ein Programm für Politikver­drossenhei­t.“Auch von Grünen und FDP hieß es, man warte mit einer Festlegung bis zu den Erkenntnis­sen am Montag.

Bis der RRX fährt, werden in jedem Fall noch Jahre vergehen: Die

Es ist beeindruck­end, mit welcher Hartnäckig­keit die Angermunde­r für die Zukunft ihres Stadtteils kämpfen. Die Bürgerinit­iative hat es geschafft, dass die Bahn sie als Gesprächsp­artner ernst nehmen muss – und auch die Politik kann nicht überhören, dass der RRX eine Weichenste­llung für die Anwohner im Norden der Stadt ist.

Es ist jetzt an der Zeit, eine Entscheidu­ng zu treffen. Niemand hat etwas davon, wenn sich die Beteiligte­n weiter mit Wünschen, Versprechu­ngen und Gutachten bombardier­en und die Politik im Superwahlj­ahr fröhlich mitspielt. Darüber hinaus braucht Düsseldorf dringend den RRX – das geht nur mit einer Lösung für Angermund. Es müssen belastbare Zahlen auf den Tisch, ob die Einhausung überhaupt eine Option ist. So viel Ehrlichkei­t haben die Angermunde­r verdient.

arne.lieb@rheinische-post.de Bahn hat die Unterlagen für das Planverfah­ren für diesen Abschnitt noch nicht eingereich­t. Ab dann wird es wohl acht Jahre bis zum Start der Arbeiten dauern. Die Kosten nach bisheriger Planung mit Wänden betragen für diesen Abschnitt 55 Millionen Euro.

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