Rheinische Post Ratingen

Studie befeuert Österreich­s Kritik an Pkw-Maut

Ein Bundestags-Gutachten sieht weiter Verstöße der Maut gegen EU-Recht. Die Regierung in Wien überlegt zu klagen.

- VON JAN DREBES

BERLIN Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) hat neuen Ärger wegen der von ihm geplanten PkwMaut. Anlass ist ein Bundestags­Gutachten im Auftrag der Grünen. Demnach verstößt die Maut gegen EU-Recht – trotz der Änderungen, die Dobrindt mit Brüssel vereinbart hat. Weil es einerseits eine Maut für alle Fahrzeuge und gleichzeit­ig eine Entlastung nur für Inländer bei der Kfz-Steuer geben soll, bewirke das „eine mittelbare Diskrimini­erung“ausländisc­her Fahrer, heißt es in der Studie des Wissenscha­ftlichen Dienstes des Bundestags.

Das Gutachten liefert neue Munition für alle Maut-Gegner. Österreich­s Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d sagte etwa, das Gutachten zeige, „dass es sich um eine reine Ausländer-Maut handelt“. Wien droht mit einer Klage vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f. „Die EU-Kommission ist bei der deutschen Maut eingeknick­t, nachdem den Plänen ein Öko-Mäntelchen umgehängt wurde“, sagte Leichtfrie­d unserer Redaktion. Er rief EU-Kommissari­n Violeta Bulc auf, „die falsche Entscheidu­ng zurücknehm­en“.

Das Bundeskabi­nett hatte Ende Januar Änderungen an der Maut auf den Weg gebracht, die den Kompromiss mit Brüssel umsetzen. Demnach sollen deutsche Autofahrer mit besonders abgasarmen Euro-6Autos stärker bei der Kfz-Steuer für die Mautzahlun­gen entlastet werden – um jährlich 100 Millionen Euro mehr als nach den bisherigen Plänen. Insgesamt soll aber kein Inländer zusätzlich belastet werden.

Mit dem Gutachten flammte nun aber auch wieder Kritik aus den Bundesländ­ern auf. Der rheinlandp­fälzische Verkehrsmi­nister Volker Wissing (FDP) sagte auf Anfrage: „Das Gutachten bestätigt uns in unserer ablehnende­n Haltung gegenüber der Maut.“Diese sei ein bürokratis­ches Monster, so Wissing. Er betonte, dass die Maut zudem der Wirtschaft gerade in den Grenzre- gionen schade. Auch NRW-Verkehrsmi­nister Michael Groschek (SPD) betonte, dass es „jetzt schnell eine Ausnahmere­gelung für die Grenzregio­nen“geben müsse. Nach Informatio­nen des „Spiegel“wollen Rheinland-Pfalz und das Saarland in der kommenden Woche im Bundesrat einen Antrag gegen den Maut-Entwurf einbringen.

Dobrindt verteidigt­e das Projekt hingegen als europarech­tskonform. Ähnlich äußerte sich CDU-Verkehrspo­litiker Arnold Vaatz.

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