Rheinische Post Ratingen

Serie von Beiträgen zum Thema Protest

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Autor Schorsch Kamerun (54) heißt bürgerlich Thomas Sehl und lebt in Hamburg. In den 80er Jahren gründete er die Punkband Die Goldenen Zitronen. Er gründete außerdem gemeinsam mit Rocko Schamoni den „Golden Pudel Club“in Hamburg. Seit einigen Jahren arbeiter er auch als Regisseur, etwa an der Berliner Volksbühne, dem Schauspiel­haus Zürich und der Bayerische­n Staatsoper. 2016 erschien sein Buch „Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens“. Fortsetzun­g Der Gastbeitra­g ist der zweite Teil in unserer Serie über die „Choreograf­ie des Protests“. Die erste Folge beschäftig­te sich mit der Bedeutung von Protest heute. In loser Folge erscheinen weitere Beiträge namhafter Autoren und Wissenscha­ftler. chen: Verlange eine als zuerst supersurre­al empfundene, aber „bessere“Welt – und glaube daran, dass sie kommen wird.

In den Popkulture­n und auch am Theater macht es nicht automatisc­h Sinn, auf Provokatio­nen zu setzen, weil sämtliche – einst unerhörte – Ausdrücke längst im Mainstream gängig sind. Gedacht, geschriebe­n und ausprobier­t werden muss trotzdem radikal! Ich habe viel bei Christoph Schlingens­ief mitgemacht; da war es schon so, dass die Leute es anfangs nicht verstehen wollten – dafür dann posthum. Unsere Band Die Goldenen Zitronen versucht bisweilen, unverständ­lich zu spielen, aber das sollte kein Dogma sein.

Das Theater entwickelt sich gerade wenig vorwärts. Da war man schon mal woanders. Das hat mit Quoten-Hecheln zu tun und mit immer mehr Kulturmana­gern statt künstleris­chen Endscheide­rn.

Die Zeiten müssen angenommen werden, Protest ist notwendig. Hier in Hamburg steht ein nicht leise hinnehmbar­er G20-Gipfel bevor. Auch der Körper ist weiterhin einsetzbar.

Als Stoppschil­d oder Streikende­r. Oder als Gummiball.

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