Rheinische Post Ratingen

Nachwuchsk­ünstler zeigen ihr Können

Ungewöhnli­che Fotos, eine Reise durch die Stadt oder übermalte Dias vom Opa gibt es bei der Artig-Werkschau im Boui Boui Bilk.

- VON SARAH SCHNEIDERE­IT UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Auf der großen Fotoleinwa­nd ist ein junges Mädchen zu sehen, das in einer Badewanne liegt und dabei umständlic­h nach einem Blumentopf greift. Die Pose wirkt etwas verkrampft, doch gerade das Tattoo am Unterarm der Abgebildet­en erinnert ein wenig an typische Instagram-Fotos. Genau das wollte die 17jährige Mathilda Egels mit ihrer Fotoserie „out of our comfort zone“auch erreichen. „Mir ging es darum, das ganze Gestellte loszuwerde­n und Menschen auf eine andere Art zu zeigen“, sagt die Schülerin aus Willich, die bei der diesjährig­en Artig-Werkschau im Boui Boui Bilk ausstellt.

Die Ausstellun­g ist der Höhepunkt des Kunst- und Kulturproj­ekts der Artig-Zentrale, das seit den vergangene­n Sommerferi­en läuft und von der Stadt und der Vodafone-Stiftung finanziert wird. „Wir haben in den vergangene­n acht Monaten mit den Nachwuchsk­ünstlern die unterschie­dlichsten Projekte ausgearbei­tet“, sagt Dennis Palmen, Projektkoo­rdinator der Artig-Zentrale. Die Teilnehmer sind alle zwischen 17 und 24 Jahren alt. Was sie vereint, ist die Liebe zur Kunst. Am Anfang der Projektpha­se wussten noch nicht alle, was sie umsetzen wollten. „Deshalb gab es verschiede­ne Workshops, in denen die Teilnehmer sich ausprobier­en konnten“, erzählt Palmen. Bei dem ArtigProje­kt, das es schon seit 2004 gibt, steht das selbststän­dige Arbeiten im Vordergrun­d. „Jeder soll das Kunstwerk realisiere­n können, das ihm vorschwebt“, sagt er.

Der 22-jährige Yannis Pütz hat sich beispielsw­eise einen Audiowalk überlegt, bei dem der Zuhörer sich per Kopfhörer auf eine Reise durch die Großstadt begibt. Pütz ist für sein Projekt quer durch die Stadt gegangen und hat an den verschiede­nsten Orten Tonaufnahm­en gemacht. Das knapp 25 Minuten lange Endprodukt läuft in der Artig-Werkschau in Dauerschle­ife ab und entführt den Zuhörer unter anderem zum Flughafen. „Die Teilnahme bei Artig war eine tolle Erfahrung, weil ich endlich mal kreativ arbeiten konnte“, sagt Pütz, der Medien- und Kulturwiss­enschaft an der Heinrich-Heine-Universitä­t studiert. Im Studienall­tag komme ihm der Praxisante­il oftmals zu kurz.

Mehr oder weniger zufällig ist Schülerin Katja Merle auf ihre Projektide­e gestoßen. Im Keller fand sie kistenweis­e alte Dias von ihrem verstorben­en Großvater. „Meine Mutter hat mich ermuntert, etwas mit den Aufnahmen zu machen“, sagt die 19-Jährige. Kurzerhand hat sichdie Nachwuchsk­ünstlerin überlegt, die Dias mit Hilfe einer Nadel und Acrylfarbe­n zu übermalen. Dabei sind ganz neue Bilder entstanden, die zum Beispiel Gärten zeigen. „Ich wollte den Sichtweise­n meines Opas meine eigene Bedeutung geben“, erklärt Merle ihr Werk, das aus insgesamt 80 Dias besteht. Sie ist schon sehr gespannt darauf, wie die Besucher auf ihre Bilder reagieren werden.

Die Artig-Werkschau im Boui Boui Bilk wird vorerst die letzte sein, da das Projekt nach jetzigem Stand nicht fortgeführ­t wird. Die Vodafone-Stiftung will zum Ende des Geschäftsj­ahres 2016/17 die Förderung des Programmes beenden. Der Artig-Gedanke soll aber aufrecht erhalten werden, weshalb neue Förderer gesucht werden.

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In ihrer Fotoserie zeigt Mathilda Egels (17) Menschen, die ziemlich unbequeme und ungewöhnli­che Posen einnehmen.
 ??  ?? Katja Merle (19) hat alte Dias von ihrem Großvater ausgegrabe­n und mit Acrylfarbe­n übermalt.
Katja Merle (19) hat alte Dias von ihrem Großvater ausgegrabe­n und mit Acrylfarbe­n übermalt.
 ??  ?? Yannis Pütz (22) erweckt mit seinem Audiowalk die Großstadt zum Leben und entführt den Zuhörer in Parks und zum Flughafen.
Yannis Pütz (22) erweckt mit seinem Audiowalk die Großstadt zum Leben und entführt den Zuhörer in Parks und zum Flughafen.

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