Betrunkener gesteht Mord 26 Jahre später
BONN Mehr als 25 Jahre lang lebten die Angehörigen von Monika F. in der Ungewissheit, wer die 38-Jährige am Abend des 11. November 1991 in deren Haus in Meßdorf getötet hat. Nun hat die Ungewissheit offenbar ein Ende: Ein heute 52-jähriger Arbeiter, der damals als Student in Bonn lebte, hat vor einer Woche bei der Polizei in Wolfenbüttel/Niedersachsen völlig unerwar- tet gestanden, die Ehefrau und Mutter mit zahlreichen Messerstichen getötet zu haben. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Bonn gestern mit. Ein Bonner Ermittlungsrichter erließ bereits am 25. Februar Haftbefehl wegen Mordes.
Wie die Ermittler erklärten, hatte die Polizei in Wolfenbüttel den 52Jährigen in der Nacht zum 24. Februar gleich zweimal wegen einer Trunkenheitsfahrt kontrolliert und den Betrunkenen in Polizeigewahr- sam gebracht. Auf der Wache erklärte der Mann plötzlich: Er habe im November 1991 in Bonn eine Frau getötet. Die Beamten informierten sofort die Bonner Kollegen, die eine Mordkommission bildeten.
Die Vernehmung des 52-Jährigen, so erklären nun die Bonner Ermittler, begründe zusammen mit weiteren Recherchen den dringenden Tatverdacht gegen den Mann. Und führten zu dem Ergebnis: Es war kein Raubmord. Davon war die Poli- zei 1991 ausgegangen. In seinem Geständnis aber habe der 52-Jährige die Tat anders erklärt: Demnach hatte er schon „seit der Pubertät Gewalt- und Tötungsfantasien“und sei bei seinen „Spaziergängen“öfter mit Handschellen und einem Messer unterwegs gewesen. Auch am Abend des 11. November 1991.
Da habe er durch das Fenster eines Hauses eine Frau erblickt und „spontan“beschlossen, seine Tötungsfantasie in die Tat umzuset- zen. Er habe geklingelt, und als die Frau ihm geöffnet habe, habe er sie überwältigt und mit Handschellen gefesselt. Als die Frau angefangen habe zu schreien, habe er ihr mehrere Messerstiche versetzt.
Als Grund für sein überraschendes Geständnis gab der Mann den Ermittlern zufolge an: Das könne er nicht genau sagen. Es könne damit zu tun haben, dass er aufgrund der Alkoholfahrt nun seinen Job verliere und keine Perspektive mehr sehe.