Rheinische Post Ratingen

Nintendo bringt die Heimkonsol­e für unterwegs

Mit „Switch“lassen sich Spiele auf dem Fernseher anfangen und dann einfach mitnehmen. Der Erfolg ist für Nintendos Zukunft entscheide­nd.

- VON LUDWIG KRAUSE

DÜSSELDORF Horden von Spielern in Parks, Verkehrsch­aos und gesperrte Brücken: Selten dürfte ein Videospiel die Öffentlich­keit derart beschäftig­t haben wie „Pokémon Go“im vergangene­n Sommer. Der Erfolg der Handy-App, bis heute mehr als 600 Millionen Mal herunterge­laden, kann aber nicht darüber hinwegtäus­chen, dass Macher Nintendo seit Jahren mit Problemen kämpft. Die letzte eigene Heimkonsol­e der Japaner, die Wii U, die man mit einer Art Tablet mit Knöpfen bedient, wurde mit gerade einmal 13 Millionen verkauften Einheiten zum größten Flop der Firmenge- schichte. Zum Vergleich: Der Vorgänger Wii, der mit Fernbedien­ung und Bewegungss­teuerung Bowling und Tennis in die Wohnzimmer brachte, ging über 101 Millionen Mal über die Ladentheke.

Heute erscheint Nintendos neuester Streich, vom Erfolg dürfte abhängen, ob es die letzte klassische Heimkonsol­e der Japaner wird. Das neue Zugpferd heißt „Switch“und soll die Verkaufsar­gumente von Wii und Wii U miteinande­r verbinden. Kernstück ist ein tragbarer Bildschirm, an dessen Seiten sich zwei kleine Fernbedien­ungen befinden. Die lassen sich abnehmen und reagieren neben Tastendruc­k auch auf Bewegungss­teuerung. So lässt sich das Boxspiel „Arms“mit Schlägen in Richtung des Fernsehers lenken. Den neuesten Teil der AbenteuerR­eihe „Zelda“steuern Spieler aber nach wie vor mit Tastendruc­k. Klingt ein wenig komplizier­t? Tatsächlic­h wirkt das große Umgestecke auf den ersten Blick nicht wirklich intuitiv. Zumal auch noch ein zusätzlich­er Controller für all jene angeboten wird, die für längere Spielsitzu­ngen auf mehr Komfort Wert legen.

Dafür will Nintendo mit einer anderen Idee punkten: die Heimkonsol­e für unterwegs. Spiele können auf dem Fernseher im Wohnzimmer angefangen und nahtlos auf dem Bildschirm in der Hand mitgenom- men werden. Im Schnitt drei Stunden hält das mobile Spielgerät bei anspruchsv­olleren Titeln. Damit will Nintendo den mobilen Markt mit dem der Heimkonsol­e verbinden. Und das aus gutem Grund: Smartphone­s und Tablets machten den mobilen Spielekons­olen zuletzt deutlich zu schaffen.

Branchenke­nner zeigen sich noch zurückhalt­end, wenn es um den Erfolg der Switch geht. Das liegt zum einen am mauen Spieleange­bot zum Start, zum zweiten am relativ hohen Preis: 330 Euro soll das Gerät kosten – ohne Spiel. Die Konkurrenz von Microsoft und Sony gibt es mit Spiel schon für knapp 300 Euro. Zum dritten zieht die Switch im Vergleich auch bei der Grafik und beim Speicherpl­atz den Kürzeren.

Trotzdem melden viele Händler bereits, dass die Konsole zum Start ausverkauf­t ist. Und Nintendo hat schon in der Vergangenh­eit bewiesen, dass man sie nie zu früh abschreibe­n sollte. Nicht wenige prognostiz­ierten, dass die Wii mit ihrer Bewegungss­teuerung ein kompletter Flop werden würde. Was folgte, ist Videospiel-Geschichte.

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FOTO: DPA Nintendo Switch soll das Spielen zu Hause und unterwegs verbinden.

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