Rheinische Post Ratingen

Frühlingse­rwachen in München

Die Bayern zeigen auch beim 3:0 gegen Schalke Spielfreud­e.

- VON ROBERT PETERS

MÜNCHEN Es wird Frühling, und der FC Bayern München entdeckt die Lust am Fußball. Vor allem in den Heimspiele­n. Seit Mitte Februar trat der Rekordmeis­ter dreimal in der Arena von Fröttmanin­g an, und die Ergebnisse sprechen für sich: 5:1 in der Champions League gegen den FC Arsenal, 8:0 in der Bundesliga gegen den Hamburger SV, 3:0 im DFBPokal-Viertelfin­ale gegen den FC Schalke 04. Den bedauernsw­erten Gegnern blieb nicht viel mehr als eine gute Sicht auf das Münchner Spiel, und dem Schalker Trainer Markus Weinzierl entfuhr nach dem höchst einseitige­n Pokalspiel ein typischer Stoßseufze­r. „Wir wissen, dass andere Gegner nicht so stark sind wie die Bayern“, stellte er fest.

Die Münchner sind dabei, vor allem jene Skeptiker eines Besseren zu belehren, die angesichts wenig inspiriert­er Vorstellun­gen im ersten Saisonhalb­jahr bereits das Ende der bayerische­n Fußball-Herrlichke­it dämmern sahen. Die Kritiker beklagten, dass die Dominanz aus Pep Guardiolas drei Amtsjahren als Trainer verschwund­en und die Spiel- freude gleich mit beerdigt worden sei. Sie unterstell­ten Guardiolas Nachfolger Carlo Ancelotti mangelndes Interesse an den Schönheite­n des Spiels und an der Detailarbe­it. Er vertraue in aller Bequemlich­keit des Lebemanns auf die individuel­le Qualität in seinem Aufgebot und lasse es darüber hinaus allzu ruhig angehen, hieß es. Ancelotti Robert Lewandowsk­i Bayern Münchens Torjäger hat das nicht kommentier­t, als es nicht besonders lief auf dem Platz. Und er kommentier­t es jetzt auch nicht. Das überlässt er den Spielern. Kapitän Philipp Lahm hat im Winter gemahnt: „Wir müssen in allen Bereichen besser werden.“Und Robert Lewandowsk­i sagte nach dem 3:0 gegen Schalke: „Wir zeigen in der letzten Zeit, dass wir richtig gut Fußball spielen und Tore schießen.“

Ancelotti nimmt das Verdienst an der klaren Leistungss­teigerung der Mannschaft nicht für sich in Anspruch. Er begnügt sich mit stoischer Haltung am Spielfeldr­and. Und für seine Arbeitgebe­r ist es gleichgült­ig, ob die erkennbare Lust der Stars am Fußball an Ancelottis entspannte­r Führung liegt oder an den Selbstheil­ungskräfte­n einer erfahrenen Mannschaft. Sie dürfen registrier­en, dass ihr Team vor den entscheide­nden Wochen der Saison in Bestform zu kommen scheint. In Guardiolas Zeit waren die fußballeri­schen Höhepunkte im Schaffen des FC Bayern zuverlässi­g zu früheren Phasen zu beobachten. Als es in der Champions League darauf ankam, fehlte dem Team in der Regel die notwendige Frische.

Im Frühling 2017 sieht es anders aus. Selbst die alten Herren Franck Ribéry (33), Arjen Robben (33) und Xabi Alonso (35) wirken ganz so, als seien sie dem märchenhaf­ten Jungbrunne­n entstiegen. Ihre Mitspieler durften sich gegen Schalke den Luxus erlauben, nach der Pause im Schongang das 3:0 zu verwalten. Die Weltmeiste­r Lahm und Thomas Müller mussten sich überhaupt nicht anstrengen. Sie erlebten 90 Pokalminut­en auf der Bank.

„Wir zeigen, dass wir richtig gut Fußball spielen“

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