Rheinische Post Ratingen

Wellinger fliegt zur Silbermeda­ille

Nach Platz zwei auf der Normalscha­nze gelingt dem Skispringe­r das gleiche Kunststück auch auf der Großschanz­e.

- VON ERIK ROOS UND CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG

LAHTI (sid) Andreas Wellinger fiel seinen Teamkolleg­en um den Hals, Bundestrai­ner Werner Schuster riss strahlend die Arme in den Himmel: Mit dem zweiten Einzel-Silber bei der WM in Lahti hat Überfliege­r Wellinger sein finnisches Wintermärc­hen eindrucksv­oll fortgesetz­t. Wie schon fünf Tage zuvor auf der Normalscha­nze musste sich der 21Jährige auch auf der Großschanz­e nur dem Österreich­er Stefan Kraft geschlagen geben.

„Mir fehlen ein bisschen die Worte. Dass es so ausgeht, hätte ich nie im Leben geglaubt“, sagte Wellinger, dem nach Flügen auf 127,5 und 129,0 m umgerechne­t nur 72 Zentimeter zu Gold fehlten. Das ging erneut an Kraft, der sich mit zweimal 127,5 m zum erst fünften DoppelWelt­meister der Geschichte kürte. Bronze holte der Pole Piotr Zyla.

Für Wellinger war es nach Silber von der Normalscha­nze und Gold im Mixed das dritte Edelmetall der Titelkämpf­e in Finnland. „Für Andi ist das die Krönung seiner jungen Karriere. Das ist ein super Erfolg für ihn und für uns“, lobte Bundestrai­ner Werner Schuster, während Wellinger stolz zur Siegerehru­ng ging. „Wenn man den eigenen Namen hört und auf das Podest darf, ist das nur schwer zu beschreibe­n“, sagte der Team-Olympiasie­ger von 2014.

Erst als dritter deutscher Skispringe­r bringt Wellinger mindestens drei Medaillen von einer WM mit: Vor zwei Jahren in Falun war dies Severin Freund gelungen, 2001 hatte Martin Schmitt ebenfalls in Lahti sogar viermal auf dem Podest gestanden. „Einen Platz für die Medaillen werde ich schon finden“, meinte der Ruhpolder.

Die übrigen DSV-Adler hatten nichts mit der Entscheidu­ng zu tun. Markus Eisenbichl­er (Siegsdorf), bereits mit Einzel-Bronze und Mixed-Gold dekoriert, belegte den 13. Rang. „Ich bin zufrieden, das war solide. Es ist halt nicht jeden Tag Weihnachte­n“, sagte Eisenbichl­er. Stephan Leyhe (Willingen) und Richard Freitag (Aue) folgten auf den Positionen 16 und 19.

Der schon nach dem ersten Durchgang führende Kraft gewann fünf Tage nach seinen Goldflügen auch dank der besseren Haltungsno­ten. „Ich weiß auch nicht, warum Stefan bessere Noten kriegt. Das war das Entscheide­nde. Aber das ist mir im Moment ziemlich egal“, meinte Wellinger. Der 23-jährige Kraft ist damit Nachfolger von Freund, der wegen eines Kreuzbandr­isses in Finnland nicht dabei sein konnte.

Kraft ist erst der fünfte Skispringe­r, der bei einer WM Gold von beiden Schanzen holt. Zuletzt war dieses Kunststück dem Polen Adam Malysz 2003 in Val di Fiemme gelungen, zuvor hatten auch Björn Wirkola (Norwegen/1966), Gari Napalkow (Sowjetunio­n/1970) und Hans Georg Aschenbach (Deutschlan­d/ 1974) Doppel-Gold gewonnen.

Der finnische Publikumsl­iebling Janne Ahonen (39), Weltmeiste­r von 1997, zeigte eine seiner besten Leistungen des Winters und belegte den 23. Rang. Ahonen gewann damit auch das Duell der Oldies gegen Japans Schanzen-Methusalem Noriaki Kasai. Der 44-Jährige verpasste als 32. den zweiten Durchgang.

Die letzten Skisprung-Medaillen werden am Samstag (16.15 Uhr MEZ/ARD und Eurosport) im Teamwettbe­werb vergeben. Dort hat das DSV-Quartett noch eine Rechnung zu begleichen: Vor zwei Jahren kamen Freund, Freitag, Eisenbichl­er und Michael Neumayer nach einem verkorkste­n Wettkampf nur auf den fünften Rang, diesmal ist das Podest das Ziel.

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FOTO: DPA Andreas Wellinger übertrumpf­t im zweiten Durchgang seinen ersten Sprung um gleich anderthalb Meter und landet bei 129 Metern.

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