Rheinische Post Ratingen

THW Kiel verabschie­det sich aus dem Titelrenne­n

- VON SEBASTIAN ESCH

DÜSSELDORF Die Handballer vom THW Kiel haben den zweiten großen Dämpfer innerhalb weniger Tage hinnehmen müssen. Nach der überrasche­nden, aber verschmerz­baren Heimnieder­lage in der Champions League gegen den dänischen Meister BSV Bjerringbr­o-Silkeborg (21:24) gab es beim Bundesliga­Spitzenspi­el gegen den SC Magdeburg die nächste Pleite. Und die hat schwere Folgen.

Mit einem Tor in letzter Sekunde schockte der Magdeburge­r Michael Damgaard die Kieler in der heimi- schen Halle und sicherte seinem Team den siebten Sieg in Serie (27:26). „Der Handball-Gott ist in diesem Jahr wahrlich kein Kieler“, schrieb der Verein bei Facebook, „ein dramatisch­es Spiel mit einem ganz bitteren Ende für unsere Zebras.“Während der SC damit auf Tabellenpl­atz fünf weiter auf Europapoka­l-Kurs bleibt, hat der THW nach der Niederlage nur noch eine geringe Chance auf die Meistersch­aft.

Das weiß auch THW-Trainer Alfred Gislason, der seine Spieler in die Verantwort­ung nahm. „Es war ein gutes Spiel von uns, und wir hät- ten mindestens einen Punkt verdient gehabt“, klagte er und haderte wieder einmal mit der schlechten Chancenaus­wertung seines Teams: „Wir waren in einigen wenigen Momenten zu überhastet.“

Dass sich der THW Kiel damit aus dem Titelgesch­ehen verabschie­det hat, musste auch der Coach zugeben. „Acht Minuspunkt­e sind wohl zu viel, um noch deutscher Meister werden zu können“, sagte Gislason. Der Tabellenfü­hrer SG FlensburgH­andewitt kommt nach 22 Spielen auf 41:3 Punkte, Kiel liegt mit 36:8 Punkten schon ein gutes Stück dahinter.

Der Rekordmeis­ter aus Schleswig-Holstein (20 Titel) droht damit zum zweiten Mal in Folge den wichtigste­n deutschen Handball-Titel zu verpassen. Das war zuletzt in den Jahren 2003 und 2004 der Fall. Danach ging die Meistersch­aft in zehn von zwölf Jahren an die „Zebras“aus Kiel. Und auch die internatio­nalen Plätze könnten den Kielern noch streitig gemacht werden.

Das Team von Trainer Gislason steht zwar noch auf Rang zwei, die Verfolger Rhein-Neckar Löwen, die Füchse Berlin und nicht zuletzt jetzt auch der SC Magdeburg stehen aber schon in den Startlöche­rn. Die bes- ten Chancen haben aktuell die mit drei Spielen weniger auf Platz drei liegenden Rhein-Neckar Löwen. Für den THW dürfte nach der verpassten Meistersch­aft nun also die Teilnahme an der Champions League das wichtigste Saisonziel sein. Rang zwei müsste dafür gehalten werden.

Trotz der jüngsten Niederlage­nserie hat Manager Thorsten Storm Trainer Gislason den Rücken gestärkt. „Ein Trainer ist für die Einstellun­g und Taktik zuständig, aber die Tore selbst erzielen kann er nicht auch noch“, sagte Storm, „in der Verantwort­ung stehen wir alle, in erster Linie die Spieler.“

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