Recep Tayyip Erdogan – vom Reformer zum Autokraten
(uhl) Wer ist dieser Mann, der einst angetreten war, um die Türkei zu reformieren und mit dessen Politik sich auch im Westen große Hoffnungen verbanden? Der aber heute Verbündete und politische Partner hemmungslos beschimpft, und im eigenen Land nach einer beispiellosen Machtfülle strebt. Präsident Recep Tayyip Erdogan verfolgt eine autokratisch-nationalistische Politik; viele Türken vertrauen ihm dennoch bis heute. Der Film „Reis“(Der Chef) , der nun auch in deutschen Kinos zu sehen ist, huldigt einem Mann, der sich um die Probleme der „normalen“Menschen in der Türkei kümmerte und ihnen eine Stimme gegeben und denen da oben den Kampf angesagt hat. Der Film schildert den jungen Erdogan. bis hin zu der Zeit, als er wegen der Zitierung eines als islamistisch ausgelegten Gedichtes ins Gefängnis geht. Pünktlich, wenige Wochen vor der Volksabstimmung über eine mögliche Machtausweitung Erdogans zu einem Präsidialsystem wirbt der Film verklärend für den „Reis“. Der Aufstieg Erdogans politisches Leben wurde geprägt über den Aufstieg vom Parteipolitiker zum Oberbürgermeister Istanbuls, der Ministerpräsident des Landes wurde und als Staatspräsident nun das Land zur neuen Glorie führen will. Erdogan hat als Regierungschef die Türkei umgekrempelt. Er hat für ein beachtliches Wirtschaftswachstum gesorgt, sicherlich auch durch den Zufluss von Auslandsinvestitionen. Er hat die Vorherrschaft des Militärs gebrochen und die Türkei näher an die EU gebracht. Der neue Erdogan Doch dann begann er mit der Islamisierung der Gesellschaft, was zu Irritationen in Brüssel führte. Den Putschversuch im vergangenen Jahr beantwortete Erdogan mit Härte, Massenentlassungen und der Verfolgung von Gegnern und Kritikern. Die Pressefreiheit wurde eingeschränkt, die Justiz an die Kette gelegt. Das alles hat Folgen, der Tourismus ist eingebrochen, die Landeswährung hat massiv an Wert verloren, Investitionen bleiben aus, die Arbeitslosigkeit
steigt.