Rheinische Post Ratingen

Hennings belohnt sich endlich

Seit Wochen gehört Fortunas Stürmer regelmäßig zu den Besten, doch ein Treffer wollte ihm einfach nicht gelingen. Beim 2:1 in Bochum beendet er nach 1126 Minuten seine Torflaute – und bester Düsseldorf­er ist er obendrein wieder.

- VON BERND JOLITZ

Wie auf ein geheimes Signal hin werden überall auf der Medientrib­üne des Bochumer Stadions die Stifte gezückt oder die Rechnerfun­ktionen der Smartphone­s aktiviert. Ob schnell auf Papier gekritzelt oder über die Tasten erdrückt, es geht bei allen um dieselbe Zahl: 1126. So viele Minuten, das ergeben die Rechnungen, ist Rouwen Hennings ohne Tor geblieben. Doch anders als in den zurücklieg­enden vier Monaten, in denen die Zahl sich mit jedem Abpfiff aufs Neue erhöhte, sind die ermüdenden Rechenspie­lchen jetzt endlich beendet. Hennings hat wieder getroffen, mit seinem hochverdie­nten Ausgleichs­tor den Weg zum 2:1-Sieg Fortunas beim VfL Bochum bereitet.

„Unglaublic­h, wie hart Rouwen auch heute wieder für die Mannschaft gearbeitet hat“, sagte Flankengeb­er Lukas Schmitz. „Und so ist das eben im Fußball: Wenn du richtig kämpfst, dann wirst du auch belohnt.“Die Belohnung für Hennings war überfällig. Von seltenen Ausnahmen abgesehen, lieferte der gebürtige Bad Oldesloer immer eine ordentlich­e Leistung ab, gehörte häufig zu den Besten seines Teams. Nur war er zu oft auf sich allein gestellt, musste sich die Bälle von überall her holen, sollte Vorbereite­r und Vollstreck­er zugleich sein.

In Bochum agierte Fortuna insgesamt mutiger, entschloss­ener und offensiver, und dadurch kam der Angreifer endlich in aussichtsr­eiche Situatione­n. „Ich habe ein bisschen Anlaufzeit gebraucht und vor dem 1:1 einige Möglichkei­ten vergeben“, erzählte Hennings augenzwink­ernd. „Wahrschein­lich war ich es nicht mehr gewöhnt, überhaupt Torchancen zu haben.“Der 29-Jährige ließ sich von drei Paraden des Bochumer Keepers Manuel Riemann gegen ihn nicht entmutigen und nutzte dann Chance Nummer vier. „Ich habe es eben immer weiter versucht“, sagte Hennings, „genau wie in den Wochen zuvor.“

Es sei „ein schönes Gefühl“, das eigene Torkonto auf sechs erhöht zu haben, gab die Leihgabe des Premier-League-Klubs FC Burnley zu, weit wichtiger seien aber die drei Punkte für Fortuna. „Wir brauchten den Sieg für unsere Köpfe“, erklärte der Familienva­ter. „Irgendwann käme dann doch Unruhe rein, wenn die Mannschaft­en von unten näherkämen.“Das verhindert­e in Bochum neben Hennings dessen Sturmpartn­er Ihlas Bebou, dem zwar mehr als 80 Minuten lang kaum etwas gelungen war, der dann aber in den alles entscheide­nden Szenen hellwach blieb. Nach einem klugen Pass des kurz zuvor eingewechs­elten Debütanten André Hoffmann drang Bebou in den Strafraum ein und wurde vom Bochumer Selim Gündüz gelegt. Den fälligen Elfmeter verwandelt­e er so lässig wie beim Hobbykick auf der Rheinwiese. „Ihlas ist ein cooler Hund“, kommentier­te Schmitz grinsend. „Ich war ganz sicher, dass der reingeht.“

Kapitän Oliver Fink sah das ähnlich: „Hut ab vor dem Kerl! Solche Leute bringen dir die Siege.“Trainer Friedhelm Funkel hatte im Wissen um dessen Coolness Bebou als Schützen bestimmt. „Und das wird dann auch nicht geändert, nur weil er selbst der Gefoulte ist“, erklärte der Coach. „Das sind doch alles Ammenmärch­en. Ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass Ihlas den Elfer versenkt.“

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Die Matchwinne­r von Bochum: Rouwen Hennings (rechts), Schütze des wichtigen 1:1, gratuliert Ihlas Bebou nach dem entscheide­nden Foulelfmet­er.

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