Ratingen ist auf dem Weg zur digitalen Stadt
Der Gang zum Bürgerbüro kann entfallen und übers Internet abgewickelt werden. Es gibt einen großen Wettbewerb.
RATINGEN (RP/kle) Der Countdown läuft: Die Stadt Ratingen hat sich recht kurzfristig entschlossen, am Wettbewerb „Digitale Stadt“teilzunehmen. Die Bewerbungsunterlagen müssen bis zum 15. März eingereicht werden.
Drei Ereignisse kamen nach Angaben der Stadtverwaltung zusammen: Zum einen wurde mit Stephen Stricker jetzt die neu geschaffene Stelle des e-Government-Beauftragten der Stadtverwaltung Ratingen besetzt, zudem treibt die KomMITT Ratingen GmbH den Ausbau des Glasfasernetzes in Ratingen kontinuierlich voran und legt damit die Grundlage für ein hochwertiges digitales Angebot für die Stadtgesellschaft und die Unternehmen, und zu guter Letzt erfüllt Ratingen die Kriterien des mit einem zweistelligen Millionenbetrag ausgelobten Wettbewerbs der Bitkom und des Städte- und Gemeindebundes. Digitale Stadt bedeutet aus Sicht der Stadt mehr als digitale Verwaltung. Der Gang zum Bürgerbüro oder zum Bauamt soll durch eine über das Internet abzuwickelnde Alternative ergänzt werden.
Aber auch die medizinische Versorgung, der Öffentliche Nahverkehr, Energie und Umwelt, der Einzelhandel und überhaupt alles, was eine urbane Infrastruktur ausmacht, soll in der digitalen Stadt miteinander und mit den Bürgern vernetzt werden.
Die digitale Stadt addiert viele kleine Anwendungsfälle, die in Summe für alle Einwohner ein deutliches Mehr an Lebensqualität darstellen.
Dies haben zahlreiche Studien herausgearbeitet; aber auch, dass Deutschland bei der Schaffung der sogenannten „Smart City“im internationalen Vergleich noch deutlich hinterher hinkt. Das nahm der Branchenverband der digitalen Wirtschaft Bitkom zum Anlass, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund einen Wettbewerb auszuloben: Eine Stadt in Deutschland wird ab 2018 durch Sponsoren aus der Wirtschaft mit den neuesten digitalen Techno- logien und Anwendungen versorgt – auch als Referenzmodell für weitere Städte und deren Digitalisierungsprojekte. Hierzu werden Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellt.
Als Auftakt fand vor Kurzem eine Informationsveranstaltung in der Ratinger Stadthalle statt, zu der neben der Verwaltung und den Vertretern der im Stadtrat vertretenen Parteien der Unternehmensver- band Ratingen und Akteure aus den Bereichen Mobilität, Energie, Gesundheit, Bildung und des Handels eingeladen waren.
Bürgermeister Klaus Pesch eröffnete die Veranstaltung mit einem Plädoyer dafür, die großen Chancen der digitalen Stadtentwicklung zu nutzen und die bereits bestehenden Angebote weiter auszubauen. Eingebettet in einen Vortrag zum Ausbau des Ratinger Glasfasernetzes wurde der Bitkom-Wettbewerb im Einzelnen vorgestellt.
Die Abgabe einer Bewerbung wurde von allen Anwesenden als ein wichtiges Signal in Richtung Zukunftsfähigkeit der Stadt begrüßt. Das alles hat die Stadtspitze und die Politik veranlasst, sich kurzfristig für die Teilnahme am Bewerbungsverfahren zu entscheiden.
Das Projektteam für die Bewerbung bilden der Projektleiter, der für die IT der Stadtverwaltung verantwortliche Dezernent Frank Men- dack, sein e-Government-Beauftragter und die Ratinger Wirtschaftsförderung. Des Weiteren wird das Projekt von IT-Unternehmen vor Ort unterstützt.
Aktuell findet eine Erhebung sämtlicher Rahmendaten statt, zum Beispiel wird nach der Anzahl der Glasfaseranschlüsse gefragt.
Doch damit nicht genug: Die FDP hat der ausufernden Bürokratie mit Papierwust den Kampf angesagt – ein Kernthema der Liberalen. Grund: Alle sprechen über Digitalisierung und E-Government, auch in Ratingen. Doch es fehlen Taten, urteilen die Liberalen.
Die Fraktion mit ihrer Vorsitzenden Hannelore Hanning will jetzt konkret handeln und fordert, das „Digitale Bauamt“auf den Weg zu bringen. Was andere Städte längst vormachen, soll auch in Ratingen möglich sein.
Eine Vorreiterrolle könnte das Bauamt einnehmen.
Bürgermeister Pesch: Die großen Chancen der digitalen Stadtentwicklung sollte man nutzen.