Viele Stars und ein Streich
Bei der Verleihung der Goldenen Kameras in Hamburg sorgte ein „Doppelgänger“von Ryan Gosling für Irritationen. Zwar brachten Stars wie Nicole Kidman und Jane Fonda einen Hauch von Hollywood, die Einschaltquote war jedoch mäßig.
HAMBURG (dpa) Echte Weltstars und ein falscher Ryan Gosling: Die Verleihung der Goldenen Kamera hat ebenso Glamour wie Verwirrung verbreitet. Mit dem Film- und Fernsehpreis wurden bei der Gala am Samstagabend die Besten der Branche geehrt. Die Einschaltquote des Spektakels war mit drei Millionen Zuschauern aber im Sinkflug.
Die Schauspieler Jane Fonda, Nicole Kidman und Colin Farrell sowie der britische Sänger Ed Sheeran wussten schon vorher von ihren Auszeichnungen. Andere mussten bei der ZDF-Liveshow zittern: Die Jury entschied sich in den nationalen Kategorien für Lisa Wagner und Wotan Wilke Möhring als beste Schauspieler. Wie kürzlich bei der Oscar-Panne gab es auch bei der Goldenen Kamera Verwirrung um den US-Film „La La Land“– Grund war ein Doppelgänger-Streich.
Als Gala-Moderator Steven Gätjen einen Preis für den besten internationalen Film ankündigte, sollte als Überraschung angeblich „La La Land“-Hauptdarsteller Gosling auf die Bühne kommen. Doch es erschien ein Mann im Smoking, der Gosling nur entfernt ähnlich sah. Er sagte auf Englisch: „Ich bin Ryan Gosling. Und ich widme diesen Preis Joko und Klaas.“
ProSieben erklärte später, die TVKomiker Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf hätten die Veranstalter hereingelegt – diese hätten den echten Gosling erwartet. Noch während der Live-Show reklamierten die TV-Komiker den Streich via Twitter für sich. „Wir danken dem echten Ryan Gosling, dass er uns die Goldene Kamera gewidmet hat.“Wie der Scherz geglückt sein soll, verriet ein ProSieben-Sprecher gestern zumindest in Andeutungen: „Es wurde extra eine Agentur gegründet, die Hollywood-Stars vermittelt.“Joko und Klaas wollen morgen in ihrer Sendung „Circus Halli- Galli“mehr erklären. Die Goldene Kamera kündigte an, „La La Land“nach wie vor auszeichnen zu wollen: „Wir werden die persönliche Preisübergabe beim Filmteam wiederholen.“
Zuvor gab es immer wieder Anspielungen auf die Umschlags-Panne bei der Oscar-Gala, durch die der Film „La La Land“zunächst irrtümlich als Sieger verkündet worden war. So trat Schauspieler Matthias Matschke, der zusammen mit Kollegin Annette Frier durch einen Teil des Abends führte, kostümiert als riesiger Briefumschlag auf. Für ihre Tanzeinlage gab es jedoch viel Spott in den sozialen Netzwerken, die Zuschauer im Saal reagierten irritiert. Offen blieb an dem Abend auch, wer der Mann war, der nackt im Publikum saß.
Ein bewegender Moment war die Ehrung von Showmaster-Urgestein Dieter Thomas Heck, der unter anderem von 1969 bis Ende 1984 die ZDF-„Hitparade“präsentierte, für sein Lebenswerk (national). „Das ist das schönste Geschenk, das ich mir vorstellen kann, nach so langer Zeit endlich diese Kamera in der Hand zu halten“, sagte der 79-Jährige ge- rührt, bevor er auf einem goldenen Thron Platz nahm.
Auch die TV-Journalisten Caren Miosga, Marietta Slomka und Peter Kloeppel wurden stellvertretend für ihre Redaktionen für die beste Information geehrt. Bester Fernsehfilm wurde „Auf kurze Distanz“(Das Erste). „Morgen hör ich auf“(ZDF) siegte in der Kategorie „Mini-Serie/ Mehrteiler“. Das Publikum wählte die „heute show“zur gelungensten Satire-Sendung. Schauspieler Leonard Carow erhielt den Nachwuchspreis. Ausrichter der Preisverleihung ist die Funke Mediengruppe.