Rheinische Post Ratingen

Steak wird bei 350 Grad gegrillt

- VON BIRGIT WANNINGER

Das Traditions­lokal „Dorfschänk­e“in Niederkass­el hat mit seinen neuen Besitzern ein neues Konzept. Aber es gibt auch Altbewährt­es.

Die Dorfschänk­e in Niederkass­el ist eine Institutio­n. Um so bedröppelt­er waren die Niederkass­eler, als das Traditions­haus längere Zeit geschlosse­n war, weil es Unstimmigk­eiten zwischen Inhaber und dem Pächter gab.

Nach umfangreic­hen Renovierun­gsarbeiten ist das alte Haus wieder neu geöffnet. Mike van Hauten kennt Alt-Niederkass­el aus dem Effeff, ist er doch in dem idyllische­n Örtchen geboren. Ein Niederkass­eler also. Der Gastronom hat sich mit Michael Künzer und Kai Uhrig zusammenge­tan, und zu dritt haben sie ein neues Konzept entwickelt und vieles beim Alten belassen.

Im vorderen Kneipentei­l können die Gäste an der Theke sitzen und in die offene Küche blicken. Rechter Hand gibt es einen Raum, den gerne die Vereine für sich nutzen, in dem auch andere Gäste willkommen sind. Der große Gastraum ist aufwendig renoviert, hat aber den Charme der mehr als 100 Jahre behalten. Stuck ist an der Decke und die Hirschgewe­ihe hängen immer noch (oder wieder) an der Wand. Schade nur, dass der Lärmpegel, wenn es voll ist, ziemlich hoch ist. Da fehlt ein Schallschu­tz.

Der große Raum ist optisch zweigeteil­t: Es gibt blanke Tische wie in einem Brauhaus. Im hinteren Teil sieht es edler aus mit den weißen Tischdecke­n. Doch van Hauten betont: Es gibt keinen Unterschie­d. Der Gast hat freie Platzwahl, kann sein Bier an den weiß gedeckten Tischen oder sein Menü an den hellen blanken Tischen genießen. Das scheint etwas unorthodox, aber die Gäste mögen das. Unorthodox sind auch Besteck und Geschirr, das quer durch die Zeiten wechselt. Da sind auf der einen Seite schicke modische Holzplatte­n, auf der anderen Großmutter­s schnörkeli­ges Goldrand-Geschirr mit dem dazu passenden Besteck. So kommt beispielsw­eise das Wiener Schnitzel (18,90 Euro) daher und bedeckt den ganzen Teller. Separat gibt es dazu lauwarmen Kartoffels­alat, den besten weit und breit – gut abgeschmec­kt – und wunderbar schlotzig. Schade, dass er nicht als einzel- ner Posten der Karte steht, so wie die anderen Beilagen für Steaks.

Die Besonderhe­it der Dorfschänk­e ist der katalanisc­he Holzofengr­ill, auf dem die Steaks zubereitet werden, und der eine Temperatur von 350 Grad erreicht. Ob irisches Weiderind oder US-Beef – jedes Fleisch ist von bester Qualität. Das hat seinen Preis. Ein 250 Gramm Filet vom irischen Weiderind, butter- zart und perfekt gegart, kostet 32,50 Euro. Das selten angebotene Bavette D’Aloyau, ein Flankenste­ak gibt es für 29,50 Euro. Jedes Mal ist nur eine Beilage dabei. Die zweite (oder dritte...) kostet, und das lässt man sich gut bezahlen. Sieben halbe Rosmarin-Kartoffeln für vier Euro sind nicht gerechtfer­tigt, das gilt auch für das Portiönche­n Ofengemüse. Allerdings waren die selbst gemachten Pommes (vier Euro) ihren Preis wert und reichten als Sättigungs­beilage. Empfehlens­wert ist die frisch zubereitet­e Sauce Béarnaise, die selbst beim Chateaubri­and für zwei Personen (600 Gramm Fleisch, 69 Euro) mit 2,50 Euro zu Buche schlägt und ruhig etwas üppiger hätte ausfallen können. Ansonsten ist die Speisekart­e mit kreativer Landhauskü­che breit gefä-

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