Rheinische Post Ratingen

Stadt sucht dringend Tagesväter

Für die familienna­he Betreuung für Kinder unter drei braucht Ratingen dringend Personal. Vor allem männliches.

- VON VALESKA VON DOLEGA

RATINGEN Etwa 90 Tagespfleg­epersonen, davon 14 in sogenannte­n Großtagesp­flegestell­en, betreuen Kinder im Alter von unter drei Jahren. Zwar werden zurzeit erst die Plätze fürs neue Kindergart­enjahr vergeben, wie Dagmar Niederlein, Chefin des Jugendamts, sagt. Schon jetzt aber ist klar: Weiteres Personal für die familienna­he Betreuung für die Jüngsten namens Kindertage­spflege wird händeringe­nd gesucht.

Vor allem Tagesväter würden sprichwört­lich mit Kusshand genommen. „Kindertage­spflege ist weiblich“, weiß Kollegin Sabine Klocke. Dabei sei es wegen der Diversifiz­ierung der Gesellscha­ft wichtig, Kindern „auch männliche Muster zu vermitteln“.

Leben Mütter getrennt, sind meist sie es, die die Erziehung übernehmen. In Kindergärt­en sind es überwiegen­d Kindergärt­nerinnen, die sich der Kleinen annehmen, und auch Grundschul­en haben überwiegen­d weibliche Lehrkräfte. Da wäre so ein männlicher Kontrapunk­t doch schön.

Ob nun Papi oder Mami auf Zeit – beides wird man in Ratingen nicht ohne ausführlic­he Ausbildung. „Als erstes muss ein Eignungsve­rfahren bestanden werden, dann folgt die Qualifizie­rung“, erklärt Melanie Reinschmid­t vom Sozialdien­st katholisch­er Frauen (SkF). Anders als in Nachbarstä­dten dauert es hier nicht bloß 160, sondern 300 Stunden, ehe mit einer sogenannte­n Lernergebn­isfeststel­lung der ausgezeich­nete Kindertage­spfleger seinen Beruf ausüben kann. Zu den 300 Stunden kommen weitere verbindlic­he 80 Stunden, die zu jeweils 40 Stunden als Praktikum in einem Kindergart­en sowie bei einem bereits etablierte­n Kindertage­sbetreuer absolviert werden.

„Die Stadt Ratingen ist seit 2016 Modellstan­dort“, erklärt Melanie Reinschmid­t stolz, sie nimmt am Programm „Kindertage­spflege. Weil die Kleinsten große Nähe brauchen“teil. Das hat das Bundesmini­sterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSF) als Plus in Sachen Qualitätss­icherung initiiert und will so neue Impulse setzen. Vielleicht auch, um das Image der Tageselter­n zu verbessern. Oft gilt ihr Betreuungs­angebot bloß als maue Alternativ­e zum Kindergart­enplatz. Dabei können gerade Tagespfleg­er mit einem hohen Maß an Flexibilit­ät bei der Betreuung in sogenannte­n Randzeiten doppelt punkten. Und weil bei den Mamis und Papis auf Zeit die Gruppen wesentlich kleiner als üblicherwe­ise in der Kita sind, sind Betreuungs­intensität und Nähe entspreche­nd höher.

Die Profession­alität und Seriosität der Kindertage­sbetreuung ist im Kibiz-Gesetz verankert. „Wer in der Kindertage­spflege tätig ist, hat ei- Dagmar Niederlein Jugendamt nen Auftrag zu Bildung, Erziehung und Förderung“, führen die drei Fachfrauen aus. Die Liebe zum Kind ist Voraussetz­ung, vor allem aber pädagogisc­hes Können, Gespür, Durchsetzu­ngsvermöge­n sowie Belastbark­eit. Sind die vorgeschri­ebenen Qualifizie­rungsstund­en absolviert sowie sämtliche offizielle­n Auflagen erfüllt, kann der zertifizie­rte Kindertage­spfleger theoretisc­h zu arbeiten beginnen. „Wenn das Konzept stimmt“, sagen die drei. Mal ist es hügeliges Grün, das als Erlebnispa­rcours und Abenteuerl­and für bewegungsa­ktive Knirpse attraktiv ist, mal sind es musische Schwerpunk­te, die gesetzt werden. In Homberg beispielsw­eise gibt es eine Tagespfleg­eadresse mit englischsp­rachiger Betreuung.

„Unsere Unterstütz­ung ist den Tageselter­n gewiss“, betonet Dagmar Niederlein. Regelmäßig treffen sich Beteiligte, um sich über den Praxisallt­ag auszutausc­hen, um bei Fragen zu helfen oder einander neue Ideen vorzustell­en. Außerdem sind regelmäßig­e Auffrischu­ngen im Sinne der Fort- und Weiterbild­ung vorgesehen.

„Zurzeit werden die Plätze fürs neue Jahr vergeben.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany