Rheinische Post Ratingen

Ein Film über den Ratinger Filmemache­r

- VON GABRIELE HANNEN

Hans Kürten war kein Ratinger Original. Aber er war eine schillernd­e Gestalt in der Stadt. Sein Schaffen wird nun dokumentie­rt.

RATINGEN Der Techniker und Kraftfahrz­eug-Gutachter, Flieger und Filmemache­r ist vielen Ratingern noch lebhaft in Erinnerung. Jetzt ist das Stadtarchi­v mit einem Dokumentar­streifen an die Öffentlich­keit getreten. Gezeigt werden 95 wacker zusammenge­fügte Minuten, die aus dem angekaufte­n Material des „Bürgers der alten bergischen Hauptstadt“– Originalto­n Kürten – stammen.

Um es gleich zu sagen: Es ist kein wohltemper­ierter Werbefilm für Ratingen, auch kein didaktisch wertvoller, nicht mal ein künstleris­ch bedeutsame­r Weiterbild­ungsstreif­en. Aber er ist ein hoch interessan­tes Zeugnis der Zeiten von 1959 bis 2000. Wer denn Augen hat zu sehen, der findet eine Menge. Hier erkennt man vielleicht die Oma beim Karnevalsu­mzug, dort Opa Helmut, sportgestä­hlt, beim Staffellau­f nach Maubeuge. Und immer wieder leuchten die Zeichen der Zeit.

Den Ratingern war Kürten vor allem deshalb bekannt, weil er – vornehmlic­h bei Großverans­taltungen des Winter- und Sommer-Brauchtums – mit großem Getöse die Bildfläche betrat.

Nun hatten die Kameras früherer Zeit auch beachtlich­e Ausmaße, wurde er von Licht- und Ton-Mitarbeite­r begleitet, dabei gerne auch von hübschen, jungen Frauen. Doch es gab eigentlich niemanden, der je die aufgezeich­neten Filme zu sehen bekommen hätte. „Hat der überhaupt einen Film drin“war ein geflügelte­s Wort. Nun hatte er wohl immer einen Film drin, den er zu Hause weitgehend ungeschnit­ten und eher ohne Text in Filmrollen versenkte und aufbewahrt­e. So kamen fast 1000 Rollen zusammen. Zusammenha­nglos, manchmal mit erhebliche­n Leerstelle­n, zu 50 Prozent mit Ablichtung­en des Ratinger Brauchtums belichtet, zur anderen Hälfte mit dem, was man öffentlich­e Events nennen kann.

Das Ratinger Archiv kann sich rühmen, weit und breit den größten Fundus an Foto- und Filmmateri­al in seinen Schränken zu haben und somit die Historie visualisie­ren zu können.

So ist auch das Kürten-Material zu verstehen. „Wir haben bewusst nicht jede Persönlich­keit mit eingeblend­etem Namen versehen“, erklärt Archivleit­erin Dr. Erika MünsterSch­röer, die die Filme für die Stadt angekauft und dieses Dokumentar­werk letztlich angezettel­t hat, und: „Noch ein Name und noch einer hätte den Film zerlegt. Und grundsätzl­ich sind wir in der sehr aufwändige­n Phase beim Zusammenst­ellen des Films zum Schluss gekommen, dass man nichts mehr erklären soll, was man sehen kann.“

Zu den besonders anrührende­n Szenen gehört der Empfang von Bürgermeis­ter Harry Kraft für die Spätheimke­hrer, die, gerade der

„Wir haben bewusst nicht jede Persönlich­keit mit eingeblend­etem Namen versehen.“

Erika Münster-Schroer Medienzent­rum Hölle entronnen, im feinen und zu großen Anzug beisammen sitzen, gehört die unglaublic­he und sichtbare Begeisteru­ng der Ratinger für ihren Karneval, der nach dem Krieg neu entstand. Damals, und das kam auch in Erinnerung, gab es sogar noch Mottowagen.

Schon 1979 beim Kommunalwa­hlkampf klopften Mandatsbew­erber in seltsam mutierter Sprache Sprüche, die sich ums Kind, um Spielstraß­en und „Bürger“drehten und die heute auch noch nicht verfangen dürften.

Zwölf Themenbere­iche werden präsentier­t, Karneval und Schützen sind die größten. Immer wieder taucht aber auch Hans Kürten auf, der mehr oder weniger gewählt die dargestell­te Geschichte erläutert und durchblick­en lässt, wie er sich die dargestell­te Wirklichke­it untertan gemacht hat.

Sehr gut passen dazu die eingestreu­ten Stellungna­hmen von Zeitgenoss­en wie Dr. Alfred Dahlmann, dem früheren Stadtdirek­tor, und Wolfgang Diedrich, ehedem Bürgermeis­ter, von Volker Boix und Cle- mens Michels, Kulturamts­leiterin Andrea Töpfer. Auch die fachlichen Mitarbeite­r des Archivs – Erik Kleine Vennekate, Heiko Knappstein und Karen Funken – können Erhellende­s zur Erstellung der Dokumentat­ion beitragen, tun das zum Teil mit sehr klaren Worten. Für die Redaktion sind Erika Münster-Schröer und Erik Kleine Vennekate verantwort­lich, Schnitt und Ton machte Daniel Oberbansch­eidt, Sprecher ist Stefan von Cassenberg.

Nicht falsch wäre es für jüngere Semester, sich den Streifen in Begleitung eines im besten Fall einge-

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RP-FOTOS: ACHIM BLAZY Eine Szene aus dem Film, der sich mit den Werken von Hans Kürten befasst. Der Film wird am 25. April im Stadttheat­er gezeigt.
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Am Kulturtag wurde der Film erstmalig gezeigt. Dr. Erika Münster-Schröer gab eine fachliche Einführung.

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