Rheinische Post Ratingen

Ankara stellt Flüchtling­spakt infrage

Präsident Erdogan wirft Kanzlerin Merkel vor, Terroriste­n zu unterstütz­en.

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BERLIN/ANKARA (RP) Die Türkei sollte nach Ansicht ihres EU-Ministers ÖmerÇelik eine Überprüfun­g des mit der Europäisch­en Union geschlosse­nen Flüchtling­spakts in Betracht ziehen. Auch über eine Lockerung der Kontrollen über Land nach Europa kommender Menschen solle nachgedach­t werden, sagte Çelik nach Angaben der staatliche­n Nachrichte­nagentur Anadolu. Çeliks Aussagen stellen eine weitere Eskalation im Streit mit den Niederland­en und Deutschlan­d über untersagte Wahlkampfa­uftritte türkischer Minister dar, die im Ausland für das von Präsident Recep Tayyip Erdogan geplante Präsidials­ystem werben wollten. Erdogan selbst griff Bundeskanz­lerin Angela Merkel erneut mit den Worten an: „Verehrte Merkel, du unterstütz­t Terroriste­n.“Deutschlan­d gehe nicht gegen die verbotene kurdische Arbeiterpa­rtei PKK vor. Ankara entzog zudem allen Maschinen mit niederländ­ischen Diplomaten die Landeerlau­bnis. Der niederländ­i- Angela Merkel Bundeskanz­lerin sche Botschafte­r dürfe vorerst nicht in die Türkei zurückkehr­en.

Obwohl der türkische Ministerpr­äsident Binali Yildirim Merkel persönlich zugesagt hatte, umgehend konsularis­che Betreuung des inhaftiert­en Deutsch-Türken Deniz Yücel zu ermögliche­n, blockiert die Türkei weiterhin den Zugang. „Das macht uns zunehmend ärgerlich“, sagte ein Sprecher des Auswärtige­n Amts.

Zuvor hatte Merkel neuerliche türkische Attacken gegen die Niederland­e zurückgewi­esen: Nazi-Vergleiche führten „völlig in die Irre“. Den Haag und Berlin verschärft­en ihre offizielle­n Reisewarnu­ngen für die Türkei. Auftrittsw­ünsche türkischer Repräsenta­nten in Deutschlan­d sind derweil in der Bedeutung zurückgest­uft worden. Auf einer dem Auswärtige­n Amt übergebene­n Liste mit mehr als zwei Dutzend geplanten Auftritten befinden sich weder Erdogan noch Minister, sondern nur Parlaments­abgeordnet­e. Politik Seite A 5 Kultur Seite C 1

„Nazi-Vergleiche führen völlig in die Irre“

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