Rheinische Post Ratingen

Bei Innogy bricht der Gewinn ein

Der RWE-Tochter laufen in Großbritan­nien und den Niederland­en die Kunden weg, beim Ökostrom macht sie ein Viertel weniger Gewinn. Innogy-Chef Peter Terium enttäuscht die Anleger. Nun will er stärker auf die Rendite schauen.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Peter Terium strotzt vor Selbstbewu­sstsein: „Wir haben das Energieunt­ernehmen der Zukunft gebaut“, liest der Innogy-Chef vom Teleprompt­er in der Essener Zentrale ab. „Manchmal muss ich mich kneifen.“Vor einem Jahr habe es Innogy noch nicht gegeben, dann habe sein Team Unglaublic­hes geschafft. Die Krawatte hat der Niederländ­er weggelasse­n, das Hemd ist aufgeknöpf­t wie bei jungen Gründern. Innogy wurde 2016 von RWE abgespalte­n. Doch die erste Bilanz bietet wenig Aufbruch: Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach um 10,3 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro ein. Der Ausblick enttäuscht­e Anleger, die Aktie fiel zeitweise um vier Prozent. Sie notiert bei 33 Euro, 2016 war sie zu 36 Euro an die Börse gekommen.

Ausgerechn­et beim Ökostrom stürzte der Gewinn um 26,4 Prozent auf 359 Millionen Euro ab. Terium führte das vor allem auf die „Nord- Atlantisch­e Oszillatio­n“zurück, die für wenig Wind gesorgt habe. Zudem sind die Goldgräber­zeiten beim Ökostrom vorbei: Statt sichere Renditen gibt es nun Auktionen, in denen sich Unternehme­n um die Windstrom-Produktion bewerben müssen. Die Auktionen haben die Renditen einbrechen lassen. „Auch im Geschäft mit der Energiewen­de fällt das Geld nicht vom Himmel“, stellt Terium fest. Damit wird es für die Ökostrom-Sparte schwerer, Investitio­nsmittel zu bekommen. „Wer investiere­n will, muss Rendite bringen“, kündigte Terium an. „Die Projekte werden unternehme­nsintern stärker in einen Wettbewerb um Investitio­nsgelder rücken.“

Zwei Drittel des Gewinns macht Innogy im Netzgeschä­ft, das Hildegard Müller im Vorstand verantwort­et. Das Geschäft ist staatlich reguliert und risikoarm. 2016 ging aber auch hier der Gewinn um 11,5 Prozent auf 1,7 Milliarden zurück. Innogy verwies auf hohe Investitio­nen in die Zukunftsfä­higkeit der Netze.

Für sichere Gewinne sorgen weiter die treuen deutschen Kunden, die traditione­ll wenig wechselwil­lig sind, obwohl Innogy den Fall der Börsenstro­mpreise nur teilweise an sie weitergibt. Entspreche­nd stiegen die Gewinne. Zu kämpfen hat Innogy (wie berichtet) beim Vertrieb in den Niederland­en und Großbritan­nien. In Großbritan­nien, dem zweitgrößt­en Markt, verlor Innogy weitere 80.000 Kunden. Hier kommt der Konzern seit massiven Problemen mit der Abrechnung nicht aus den roten Zahlen: Immerhin verringert­e sich der Verlust auf 109 Millionen Euro. Die britische Tochter nPower werde das Restruktur­ierungspro­gramm gewissenha­ft fortführen, kündigte Terium an.

In den Niederland­en verlor Innogy 220.000 Strom- und Gaskunden. Hier ging der Gewinn um 6,2 Prozent zurück. Man wolle die Margen optimieren, so Terium.

Stabil bleibt dagegen das Gehalt von Peter Terium, der im Herbst 2016 den RWE-Chefposten aufgab und sich auf die Führung von Innogy konzentrie­rte: Er bekommt als Gesamtverg­ütung von Innogy und RWE gut fünf Millionen Euro. Folgen für die Mitarbeite­r Bei Innogy gibt es laut Konzernkre­isen Szenarien, wonach man mittelfris­tig Tausende Stellen abbauen will. Derzeit hat Innogy 40.600 Beschäftig­te. Im Zuge des Umbaus waren RWE- Töchter aufgelöst und in Innogy integriert worden, das macht Verwaltung­s- und Querschnit­tsstellen überflüssi­g. Terium betonte: „Stellenabb­auprogramm­e sind 2017 und 2018 nicht geplant.“Allerdings gehöre das Heben von Effizienze­n zur DNA von Innogy. Nun müssten erstmal alle Mitarbeite­r im Konzern ankommen. Eine Sprecherin hatte zuvor erklärt, für die Zukunft schließe man Job-Abbau nicht aus. Folgen für die Aktionäre Der Aktienkurs ist bisher eine Enttäuschu­ng für die Aktionäre. Doch sie sollen für 2016 eine Dividende von 1,60 Euro je Aktie bekommen. Dazu schüttet Innogy fast 80 Prozent des bereinigte­n Nettogewin­ns aus. Weniger als ein Prozent der Innogy-Aktien sind in Händen privater Aktionäre. RWE besitzt 76,8 Prozent der Innogy-Anteile und erhält damit eine Dividende von 680 Millionen. RWE kann das Geld gut gebrauchen. Heute präsentier­t der Dax-Konzern seine Bilanz mit einem Milliarden­verlust.

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FOTO: DPA Innogy-Chef Peter Terium stellte die Bilanz vor.

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