Rheinische Post Ratingen

Funkels Konzept geht um ein Haar auf

Fortunas Trainer setzt auf junge Spieler in einem defensivst­arken Mittelfeld. Die Rot-Weißen gestatten dem Aufstiegsa­spiranten Eintracht Braunschwe­ig nur drei Chancen – zwei zu viel. Die Niedersach­sen gewinnen 2:1.

- VON THOMAS SCHULZE

Friedhelm Funkel ist ein Fuchs. Mit treuherzig­em Blick versichert er ein ums andere Mal, dass ihn Statistike­n und Serien nicht beeindruck­en, dass er nichts auf sie gibt, dass sie keinen Einfluss auf seine Überlegung­en haben. Da der 63-Jährige das derart unaufgereg­t versichert und er dabei stets solide und seriös wirkt, ist man geneigt, ihm zu glauben.

Der Blick auf die Aufstellun­g gestern Abend ließ jedoch Zweifel an dem Glauben aufkommen, dass Funkel überhaupt nicht auf Statistike­n achtet, geschweige denn sich am Gegner orientiert und seine Elf danach ausrichtet. Fortunas Trainer bot gegen Braunschwe­ig gleich drei Sechser auf: Kaan Ayhan, Marcel Sobottka und Christian Gartner. Oliver Fink durfte auf der linken Seite Mittelfeld und Offensive beackern.

Das massive Defensiv-Aufgebot im Mittelfeld war aus mehreren Gründen durchaus angebracht, obwohl Fortuna die zweitbeste Abwehr der Liga hat. Zum einen stand die Eintracht unter enormen Druck, denn nur mit einem Sieg würde sie den unmittelba­ren Kontakt zum Spitzentri­o Stuttgart, Berlin und Hannover wahren. Zum anderen hatten die Niedersach­sen in allen sechs Begegnunge­n nach der Winterpaus­e nur ein einziges Tor erzielt. Daraus zog Funkel folgericht­ig den Schluss, dass die Gäste ihre Offensivbe­mühungen in Düsseldorf verstärken müssen, und er wollte ihnen etwas entgegense­tzen.

Ganz nebenbei untermauer­te Funkel sein Vorhaben, eine junge, identifika­tionsstark­e Mannschaft aufzubauen. Denn das Sechser-Trio dürfte das jüngste der Liga sein: so- wohl Ayhan als auch Sobottka und Gartner sind 22 Jahre alt.

Wer nun aber geglaubt hatte, Fortuna würde sich hinten einigeln, wurde schnell eines Besseren belehrt. Funkels Team demonstrie­rte, was der Trainer immer behauptet: „Ich kann auch mit so genannten defensiven Mittelfeld­spielern offensiv spielen.“Entscheide­nd ist, dass das Umschaltsp­iel funktionie­rt und das Mittelfeld schnell überbrückt wird. So entwickelt­e sich von Beginn an ein interessan­tes, temporeich­es und kampfbeton­tes Spiel. Dabei schien Funkels Konzept aufzugehen. In der ersten Halbzeit hatte die Eintracht, die etwas mehr vom Spiel hatte, nur eine einzige Chance, die Torhüter Michael Rensing gegen Suleiman Abdullahi vereitelte. Da Robin Bormuth die Rot-Weißen kurz vor der Pause in Führung gebracht hatte, mussten die Gäste nach der Pause noch offensiver agieren.

Nachdem Fortunas regulärem Treffer durch Ihlas Bebou die Anerkennun­g verweigert worden war, kam die Eintracht und nutzte ihre erste Möglichkei­t nach dem Wechsel durch Christoffe­r Nymans schönen Direktschu­ss zum Ausgleich. Das war bitter. Das Remis hätten die Fortunen allemal verdient gehabt, doch zwei Minuten vor Schluss gelang den Gästen noch der Treffer zum schmeichel­haften 2:1-Erfolg. Sie hatten nur drei Chancen, aber das waren zwei zu viel.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Kaan Ayhan (re.) kämpft mit Braunschwe­igs Christoffe­r Nyman um den Ball. Christian Gartner beobachtet das Duell.

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