Rheinische Post Ratingen

Ratingen entdeckt Eishockey-Liebe neu

1037 Zuschauer sorgten bei den Ice Aliens für Euphorie – und das Finale um den Titel steht erst noch an.

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

RATINGEN Das fünfte Play-off-Halbfinale zwischen den Ratinger Ice Aliens und dem Herforder EV war noch keine zehn Minuten alt, da stand der Großteil der 1037 Zuschauer schon auf den Bänken und klatschte. „Steht auf, wenn ihr Ratinger seid“, hallte es durch das Eisstadion am Sandbach – und das Publikum sollte noch häufiger stehen. In den letzten Minuten, als der Sieg mehr oder wenige runter Dach und Fach war, feierten die Zuschauer ihren Eishockey-Regionalli­gisten mit Standing Ovations – Szenen, die es im Ratinger Eishockey wirklich lange nicht mehr gegeben hatte.

Am meisten überwältig­t waren wohl die Spieler. Stepan Kuchynka zum Beispiel, der nach seinem erlösenden Treffer zum 5:2 seine Hand ans Ohr legte, während er an der Tribüne vorbei fuhr – „Ich will euch alle hören“, schien er sagen zu wollen. Entspreche­nd ausgelasse­n jubelte die Mannschaft nach Schlusspfi­ff mit den Fans.

Die Haupttribü­ne war fast komplett gefüllt, auf der Gegengerad­en standen weitere Fans. Und obwohl die Gäste aus Herford rund 100 Fans weniger mitbrachte­n, kamen statt 856 plötzlich 1037 Zuschauer an den Sandbach. Ratingen entdeckt die in der Stadt so traditione­lle Sportart Eishockey wieder für sich.

Die sportliche Leistung allein kann es nicht sein, dass die Fans plötzlich wieder in die Halle strömen – in der Vorsaison holten die Aliens schließlic­h den Titel, doch mehr als 400 Zuschauer fanden selten den Weg in die Halle. Es war wohl eine Zuschauer-Aktion, die den Nerv traf: Zwei Erwachsene und mindestens ein Kind konnten sich die letzten beiden Spiele für zehn Euro angucken. „Ich hatte schon länger gesagt, dass wir unbedingt Preis-Aktionen machen müssen“, sagt Trainer Alexander Jacobs. „Der normale Eintrittsp­reis von zehn Euro ist schließlic­h wirklich eine Menge Geld.“So dürften die Verantwort­lichen um Kay Adam und Rainer Merkelbach trotz der Aktion immer noch einiges an Eintrittsg­eldern eingenomme­n haben. Und an die volle Halle gewöhnt hat man sich auch: Die Zuschauera­ktion wird auch im ersten Final-Spiel gegen die Hammer Eisbären am Sonntag (18 Uhr) fortgesetz­t.

Und sportlich? Da knüpften die Ice Aliens nach dem 0:2-Rückstand in der Halbfinals­erie endlich an ihr Potenzial an. Höhepunkt war sicherlich die 6:0-Führung nach zwei Dritteln im vierten Spiel in Herford (Endstand 7:3); doch auch im entscheide­nden Spiel setzte sich die deutlich höhere individuel­le Quali- tät der Ratinger durch. „Die Spitzentea­ms aus Hamm und Ratingen haben eben vier richtig gute Reihen“, sagte Herfords Trainer Jeffrey Job. „Bei den Teams dahinter sind es eben nur anderthalb bis zwei.“

Einen Aufreger der anderen Art lieferte Hauptschie­dsrichter MarcAndré Naust. Der soll Ratingens Kapitän Dennis Fischbuch übelst beleidigt haben. „Was läufst du denn hier so arrogant über das Eis, du [an dieser Stelle steht ein Wort, das den Empfänger als Sohn einer Prostituie­rten bezeichnet]“, zitiert der Stürmer den Unparteiis­chen. „Wir haben einen Sonderberi­cht eingereich­t“, sagte der Vorsitzend­e Adam. „Wir können nicht akzeptiere­n, wenn ein Schiedsric­hter unsere Spieler derart beleidigt.“

Es war der einzige Wermutstro­pfen bei einem ansonsten perfekten Aliens-Abend.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Alexander Schneider bejubelt seinen Treffer gegen Herford – im Hintergrun­d feiern die vielen Fans auf der Tribüne.

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